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Der niederländische Dirigent Peter Dijkstra wurde 1978 geboren.

© Astrid Ackermann

Saisonabschluss beim Rias Kammerchor: Stimmen, die zu Himmel steigen

Faszinierend souverän gestalten Peter Dijkstra und der Rias-Kammerchor einen Abend mit a cappella-Musik von Pärt, Schnittke, Penderecki und Sandström.

Einen „Moment der Ruhe“ will der Rias-Kammerchor mit seinem letzten Konzert dieser Saison schaffen – ein kostbares und notwendiges Gut in diesen aufgewühlten Zeiten. „Music for a while“ verschaffte schon Henry Purcell seinen Zuhörern in Kriegszeiten. „Übergänge“ ist das Programm übertitelt und meint damit nicht nur die Lebensbrüche der Komponisten Arvo Pärt, Krysztof Penderecki und Alfred Schnittke, die Halt im christlichen Glauben fanden.

Ihre geistlichen Werke sind durch Übergänge anderer Art geprägt, nämlich zwischen der traditionellen Dur-Moll-Tonalität und diese verwischenden Elementen wie Chromatik, Glissandi und Cluster. An die Intonationsreinheit des a-cappella-Gesangs stellt das ganz besondere Anforderungen. 

Doch das ist scheinbar eine Kleinigkeit für diesen immer wieder faszinierend souveränen, in der Schönheit des Einzel- wie Gesamtklangs überwältigenden Chor. Chefdirigent Peter Dijkstra kann sich ganz auf die emotionale Ausgestaltung religiöser Empfindungen konzentrieren.

Das "Buch der traurigen Lieder" inspirierte Alfred Schnittke

Mit fröhlich hüpfenden Rhythmen beginnt Arvo Pärts „Dopo la vittoria“, eine einer russischen Enzyklopädie entnommene Szene zwischen dem heiligen Ambrosius und Augustinus, die unter anderem die Entstehung des Lobgesangs „Te Deum“ feiert. Choralhaftes schiebt sich dann zwischen das vielschichtige Stimmgeflecht.

Viel einfacher in der Faktur, mit Raumklang spielend, ist Pärts „The Deer’s Cry“, besonders anrührend sein „Nunc dimittis“, in dem schwebende Sopranstimmen das „Licht der Erleuchtung“ im Angesicht des Todes symbolisieren. Sven-David Sandström besingt „En ny himmel och en ny jord“ (Ein neuer Himmel und eine neue Erde) in kontrastreich dynamisierten Clusterflächen, die sich in Krzysztof Pendereckis „Agnus Dei“ in zarten Harmonien auflösen.

Alle erdenklichen Abstufungen zwischen Harmonie und Dissonanz schichtet Alfred Schnittke in seinem „Konzert für Chor“, das nach dem gut tausend Jahre alten „Buch der traurigen Lieder“ des armenischen Mönchs Gregor von Narek alle Facetten von ängstlichem Schuldbewusstsein bis zur Hoffnung auf unendliche Güte auslotet. Besonders eindrucksvoll der zweite Abschnitt, in dem die Überlagerungen der Stimmen nach verzweifelt sich windender Chromatik ein Glockengeläut suggerieren und tief in den Sog einer mystischen Stimmung hineinziehen.

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