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Sängerin Anne Clark fühlt sich geehrt außerhalb ihrer Heimat geschätzt zu werden.

© Neue Visionen

Sängerin Anne Clark über den Brexit: "England will zurück ins 18. Jahrhundert"

Die britische Sängerin Anne Clark spricht über den Brexit und den Dokumentarfilm "Anne Clark: I’ll Walk Out Into Tomorrow“, der von ihrer Karriere erzählt.

Mrs. Clark, mit den Songs „Our Darkness“ und „Sleeper in Metropolis“ sind Sie zur New-Wave-Ikone geworden. Claus Withopfs Dokumentarfilm „Anne Clark: I’ll Walk Out Into Tomorrow“ zeigt Ihren Aufstieg. Stört Sie dieser Status zuweilen?

Ich beschwere mich nicht darüber. Ich bin sehr glücklich, diese Karriere zu haben. Seit 40 Jahren kann ich das machen, was mir Spaß macht. Auf der anderen Seite hoffe ich natürlich, dass ich nicht nur auf diese sehr erfolgreichen Songs aus den Achtzigern reduziert werde, sondern dass auch auf andere Facetten meiner Arbeit geschaut wird. Etwa das letzte Album „The Smallest Acts of Kindness“.

Sie haben eine riesige Fangemeinde in Deutschland.

Nach all den Jahren erstaunt mich dieser Zuspruch der Fans immer wieder. Aber es gibt wohl doch viele Menschen, die wertschätzen, was ich tue. Mein Heimatland hat sich hingegen dafür entschieden, mich zu ignorieren. Das ist okay für mich. Umso mehr fühle ich mich geehrt, dass in anderen Ländern die Menschen meine Arbeit so sehr schätzen.

In Großbritannien wird Ihnen weniger Interesse entgegengebracht?

Ja! Aber ich bin auch nicht besonders an den Menschen dort interessiert. In der Tat kann man sich auch in seinem Heimatland sehr fremd fühlen. In Ländern wie Deutschland, Holland, Polen oder Kanada akzeptieren viele das, was ich tue. Aber in Großbritannien verstehen sie meine Kunst einfach nicht. Ich muss dazusagen, ich bin auch sehr kritisch, was mein Heimatland angeht.

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Heißt das, Sie sind gegen den Brexit?

Es ist unglaublich: Eine Nation des 21. Jahrhunderts möchte zurück ins 18. Jahrhundert. Ich bin immer noch geschockt und angewidert von dieser Entscheidung. Unseren Freunden und Alliierten haben wir damit nun den Rücken zugewandt. Für mich geht es – bei allen Unterschieden und Schwierigkeiten, die wir miteinander haben – darum, gemeinsam einen Weg zum friedlichen Zusammenleben zu finden.

Im Film erfährt man, dass Sie eine besondere Beziehung zu Deutschland und zu Lyrikern wie Rainer Maria Rilke haben. Woher kommt dieses Interesse?

Ich kann mir das auch nicht erklären. Ich weiß nur: Schon als Kind, als wir auch Austauschschüler aus Deutschland bei uns hatten, war ich neugierig auf die Sprache. Meine Mutter liebte deutsche Musik und deutschsprachige Komponisten wie Beethoven und Mozart. Als ich älter wurde, bin ich ein Musik-Nerd geworden. Es gab Tangerine Dream und Kraftwerk. Etwa mit 14 habe ich zum ersten Mal „Autobahn“ gehört und dachte: Was zum Teufel ist das denn? Das ist unglaublich. Und 1975, da muss ich auch etwa 14 gewesen sein, haben Tangerine Dream in der Coventry Cathedral ein Konzert gegeben. Das war großartig. Der einstige Feind und jetzt Freund, diese Hippies mit all ihren Maschinen, spielte diese wunderschöne Musik in dieser Kirche, die an die Frauenkirche in Dresden erinnert. Mich hat der verrückte Ansatz dieser Musik inspiriert.

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In der Doku sprechen Sie auch recht offen über Ihre sexuelle Orientierung. Fühlen Sie sich der queeren Szene verbunden?

Nein, ich fühle mich einfach Menschen grundsätzlich verbunden. Ich liebe Menschen und das habe ich versucht, im Film deutlich zu machen. Zurzeit wird auch in Großbritannien viel über nicht-binär oder nicht genderspezifisch gesprochen. Das ist großartig. Auf der anderen Seite denke ich mir, warum muss das überhaupt ein Thema sein? Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass wir alle Menschen einfach so akzeptieren, wie sie sind? Natürlich war die queere Szene in den Achtzigern auch in Großbritannien oft unter sich, aber du konntest die Einflüsse in der Mode und der Musik sehen. Die Frauen rasierten sich die Haare und trugen Leder, die Männer schminkten sich. Es gab auch den schwulen Filmemacher und Künstler Derek Jarman, der aktiv in der Punkszene war und Homosexualität in seiner Arbeit thematisierte. Damals wurden definitiv Geschlechtergrenzen aufgebrochen.

„Anne Clark: I’ll Walk Out Into Tomorrow“ läuft in 7 Berliner Kinos.

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