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DHM-Direktor Rapahel Gross, Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Botschafter Andreas Guibeb (rechts) verkünden die Rückgabe der Kreuzsäule.

© Tobias Schwarz/AFP

Rückgabe von Kolonialobjekt: Die Säule von Cape Cross geht zurück nach Namibia

Dialog erwünscht: Das Kuratorium des DHM hat der Rückgabe der Wappensäule von Cape Cross zugestimmt.

Das Kuratorium des Deutschen Historischen Museums (DHM) in Berlin hat zugestimmt, eine mehr als 530 Jahre alte Herrschaftssäule mit christlichem Kreuz und portugiesischem Wappen an Namibia zurückzugeben. Dies wurde bereits am Donnerstagabend nach der Kuratoriumssitzung bekannt gegeben. Am Freitag fand im Museum vor der dreieinhalb Meter hohen Säule von Cape Cross die offizielle Verkündung des einstimmigen Beschlusses statt: Museumsdirektor Raphael Gross, der namibische Botschafter Andreas Guibeb und Kulturstaatsministerin Monika Grütters freuten sich gemeinsam über dieses „Signal für die Zukunft“, wie Raphael Gross die Restitution verstanden wissen will.

In Namibia gilt die Säule als wichtiges Symbol für den Kolonialismus

Die Säule ist seit 2006 Teil der Dauerausstellung im DHM. 1894, als Namibia zum deutschen Kolonialgebiet erklärt worden war, verbrachte die deutsche Marine unter Kaiser Wilhelm II. das 1,1 Tonnen schwere Monument nach Wilhelmshaven. In Namibia gilt die Säule als eines der wenigen erhaltenen Symbole, die den Beginn des Kolonialismus direkt bezeugen. Im Spätsommer wollen Monika Grütters und Raphael Gross sich gemeinsam auf den Weg machen, um die Säule, die 1486 im Namen des Königs von Portugal an der Küste des heutigen Namibia aufgestellt wurde, als Orientierungszeichen aber auch als Herrschaftssymbol, nach Afrika zurückzubegleiten. Die Restitution sei ein Zeichen der Versöhnung mit Namibia, sagt Grütters. Botschafter Guibeb versichert darüber hinaus, dass auch in der gemeinsamen Aufarbeitung des Völkermords an den Herero und Nama, der das Verhältnis zwischen Namibia und Deutschland stark belastet, große Fortschritte zwischen den beiden Regierungen gemacht worden wären.

Öffentliche Debatten über das Thema sind noch rar

Im Juni 2017 hatte Namibia die Bundesregierung zum wiederholten Male aufgefordert, die Säule von Cape Cross zurückzugeben. Nur blieb die Frage: Wer ist zuständig? Wie sieht die rechtliche Grundlage aus? In einem Symposium lud Museumsdirektor Raphael Gross Vertreter aus Europa und Afrika zu einer öffentlichen Diskussion ein. Es war das erste Mal, dass eine solche Debatte öffentlich geführt wurde. Das Fazit damals: Das aktuelle Recht hilft nicht weiter. Rechtswissenschaftlerin Sophie Schönberger machte damals deutlich: Die Frage nach dem Besitz der Säule müsste mit dem Recht geklärt werden, das zu der Zeit galt, als die Säule mitgenommen wurde. Auf dieser Basis sei keine Gerechtigkeit möglich. Die zweite Erkenntnis war: zuständig für die Rückgabe ist das Museum, nicht die Regierung. Die wiederum muss die Rahmenbedingungen und das Klima für Rückgaben schaffen. Es ist dem beherzten Handeln von Gross zu verdanken, dass nun so schnell eine Lösung herbeigeführt wurde. Die Säule könne nun etwa zunächst nach Swakopmund im Westen Namibias gehen. In Zukunft soll sie nahe Cape Cross, wo sie einst aufgestellt worden war, in einer neuen Gedenkstätte oder einem neuen Museum ausgestellt werden, so Guibeb.

Was wird anstelle der Säule im DHM stehen?

In Berlin solle man hingegen merken, dass sich im historischen Urteil etwas verändert habe. "Die Säule gehört nicht hierher", sagt Gross. Deshalb soll die Leerstelle auch nicht einfach mit einer Kopie der Säule gefüllt werden. Zumal es im Technik-Museum in Berlin sowieso eine Kopie der Säule gibt, die ebenfalls dem DHM gehört. Als die Original-Säule unter Kaiser Wilhelm II. 1894 vom Kreuzkap entfernt worden war, stellte man dort eine in Form und Größe identische Säule auf, ergänzt um eine deutsche Inschrift und einen Reichsadler als Wappen. Manche finden man solle eine Kopie dieser kaiserlichen Granitsäule im DHM aufstellen, um die zugrundeliegenden Verstrickungen deutlich zu machen.

Im Februar hatte Baden-Württemberg eine Peitsche und eine Bibel aus dem Linden-Museum Stuttgart an Namibia zurückgegeben. Trotzdem können diese Restitutionen nur der Anfang sein. Im Humboldt-Forum, das im Herbst 2019 am Berliner Schlossplatz eröffnet, werden unter anderem zahlreiche Benin-Bronzen ausgestellt, die aus dem Königreich Benin im heutigen Nigeria geraubt worden sind.

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