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Kultur: Rückblick: Tanztheater: Prügelorgie

Wenn sie sich doch nur geprügelt hätten. Dann hätte man gebannt auf die gezirkelte Kampf-Choreografie der zwei durchtrainierten Männer starren, sich an ihren muskulösen Körpern freuen und ein wenig verwundert über sich selbst sein können.

Wenn sie sich doch nur geprügelt hätten. Dann hätte man gebannt auf die gezirkelte Kampf-Choreografie der zwei durchtrainierten Männer starren, sich an ihren muskulösen Körpern freuen und ein wenig verwundert über sich selbst sein können. Aber sie mussten ja reden. Und singen. Und stöhnen. Im Dock 11 arbeiten sich zwei Männer und eine Frau an Test.ost.er.on. ab, einer Art "Fight Club", der Film, in dem sich ein namenloser Versicherungsangestellter einer prügelnden Bruderschaft anschließt. Vor zwei Jahren hatte "Fight Club" für viel Diskussion gesorgt. Über die Ästhetik der Gewalt, warum manche Männer zu Schlägern mutieren, um sich wie echte Männer zu fühlen, die Rückkehr des Machismo. Test.ost.er.on (noch einmal heute ab 20.30 Uhr) schafft das nicht. Denn der Regisseur Arthur Kuggeleyn kann sich nicht entscheiden, ob er jetzt den Film nacherzählen oder eine Performance inszenieren will. Heraus kommt ein wilder Mischmasch. Therapiesitzungen, deren Dialoge direkt dem Filmskript zu entstammen scheinen, dehnen sich einfallslos in die Länge. Der einzige Unterschied: Leicht verunsicherte Zuschauer müssen als Patienten mit auf den Matratzen sitzen. Dann wieder sind die Szenen mehr eine Installation denn Theater. Sex sieht so aus, dass sich einer der Männer mit Gummihandschuhen bewaffnet an der Frau abwerkelt, die wie ein zerfleddertes Stofftier an einer von der Decke baumelnden Matratze hängt. Das wirkt dann mehr komisch als dramatisch. Die Frage, warum diese zwei Männer sich prügeln wollen, stellt sich überhaupt nicht. Im Gegenteil, man hofft inständig, sie mögen nicht damit aufhören. Denn es sind die einzigen wirklich guten Szenen.

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