zum Hauptinhalt
Trauerzug in Windsor. Anne (r-l), Prinzessin Royal, Prinz Charles, Prinz von Wales, Prinz Edward (2.v.r), Earl von Wessex, Prinz Andrew, Herzog von York, Prinz Harry (3.v.r-l), Herzog von Sussex, Peter Phillips, Prinz William, dem Herzog von Cambridge, Earl von Snowdon ((4.v.r-l) und Vizeadmiral Sir Timothy Laurence folgen dem Sarg vor der St.-Georgs-Kapelle auf Schloss Windsor. ZDF, RTL und Sat1 übertrugen die Trauerfeier und Beisetzung von Queen-Ehemann Prinz Philip, Herzog von Edinburg,

© dpa

RTL und ZDF inszenieren es ganz unterschiedlich: Das eine Mal steht Prinz Philip im Mittelpunkt

Viele Deutsche verfolgten den Abschied von Prinz Philip. Dabei konzentrierte sich RTL auf die Rückkehr Harrys, das ZDF ergreifend ganz auf die Trauerfeier.

Als das ZDF mit seiner Übertragung der Trauerfeier für Prinz Philip um 15.10 Uhr begann, hatten sich RTL-Zuschauer schon mehr als drei Stunden eingestimmt auf die royale Grablegung. Um 12 Uhr stand zunächst Prinz William als „Prinz der Herzen, König der Zukunft“ im Mittelpunkt, dann gab es eine Dokumentation über Queen Elizabeth.

Ab 14 Uhr folgte dann die Live-Berichterstattung. Die Formation im Studio war eingeschworenen Royal-Fans schon vertraut von der großen Übertragung des Interviews, das Harry und Meghan Anfang März der US-Talkmasterin Oprah Winfrey gegeben hatten.

Das hatte RTL in Deutschland exklusiv übertragen, und daran knüpfte der Sender an. Die gleichen roten Sessel, mit Moderatorin Frauke Ludowig in der Mitte, zur Linken Designer und Adelsbeobachter Guido Maria Kretschmer, zur Rechten Adelsexperte Michael Begasse.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Familienereignisse der britischen Royals haben Mediengeschichte geschrieben. Als die spätere Königin ihren Traumprinzen Philip vor 73 Jahren heiratete, war das Fernsehen noch kein Massenmedium. In der ganzen Welt lauschten im November 1947 zwei Millionen Menschen der Radioübertragung der Hochzeit.

Deutsche Verwandte waren nur zwei Jahre nach dem Ende des II. Weltkriegs, anders als jetzt zur Trauerfeier, damals nicht geladen. Die Krönung von Elizabeth II. fünfeinhalb Jahre später war dann das erste große globale Fernsehereignis.

Die Trauerfeier zum Nachschauen:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Dass die Queen auch Staatsoberhaupt der 54 Länder des Commonwealth war, hat zum globalen Interesse an den Familienereignissen gewiss beigetragen. Das tragische Ende von Prinzessin Diana mobilisierte gar weltweit zweieinhalb Milliarden TV-Zuschauer. Und die Hochzeit von Harry und Meghan im Mai 2018 verfolgten zwei Milliarden Menschen in aller Welt.

RTL sparte daher im Vorfeld der eigentlichen Trauerfeier nicht mit Details. Lange bevor der Sarg auf dem Bildschirm erschien, erfuhren die Zuschauer, dass Prinz Philip von Griechenland im Grunde besserer Herkunft war als seine spätere Frau, und dass seine angeblichen Affären in Wirklichkeit nur Bekanntschaften waren, schon weil er seit der Hochzeit nie allein, also ohne Personenschützer, unterwegs war.

Dass er ihr persönlich die Nachricht vom Tod ihres Vaters auf einem Spaziergang in Kenia überbracht hat. Und dass Anne, die, wie Guido Maria Kretschmer beobachtet hat, schon „seit 40 Jahren den gleichen Mantel“ trägt, sein Lieblingskind war. In weiteren Einlassungen erfuhr das Publikum, dass Prinz Philip seine Ex-Schwiegertochter Sarah Ferguson nicht ausstehen konnte, weshalb sie auch nicht zur Trauerfeier geladen war.

Überdekoriertes Sat1-Studio

Zugeschaltet wurden auch Großbritannien-Experten wie Lilly Becker, um Fragen wie „Wer wird der nächste König?“ zu klären. „Prinz Charles hat es verdient“, befand die in London lebende Ex-Gattin von Boris Becker. Guido Maria Kretschmer stimmte ein: „Die Krone kann kommen“. Und auch Begasse bekennt sich dazu, „Team Charles“ zu sein: „Daumen hoch.“

An die gerade durch die Inszenierung des teuren Oprah-Interviews bestens trainierte royale Routine von RTL konnte SAT1 nicht ganz herankommen. Das Studio wirkte etwas überdekoriert, der Strauß Fähnchen auf dem weißen Couchtisch vor den Moderatoren wirkte für die Übertragung einer Trauerfeier deplaziert. Der hätte besser zu einem Jubelereignis gepasst, zu einer Hochzeit zum Beispiel.

Je ernster es wurde, desto wohltuender wirkte die nüchterne Konzentration des ZDF auf die reine Zeremonie. Bei RTL waren Michael Begasse und Guido Maria Kretschmer noch voller Mitgefühl für Harry, der ohne Begleitung und ohne Uniform an diesem Tag vielleicht eingesehen habe, was für eine Zäsur der Megxit für ihn persönlich war und sich womöglich Gedanken machte, ob das die richtige Entscheidung war.  

Die Prinzen Harry (r.) und William (hinten) unterhielten sich nach der Trauerfeier.
Die Prinzen Harry (r.) und William (hinten) unterhielten sich nach der Trauerfeier.

© Gareth Fuller/AFP

Der Mut zu Momenten der Stille der ZDF-Moderatoren, während der Sarg auf den von Prinz Philip selbst entworfenen Landrover gehoben wurde, passte viel besser zu dem traurigen Ereignis. Zum ersten Mal stand tatsächlich der Prinzgemahl bei einem solchen Ereignis im Mittelpunkt, zum ersten Mal wurde erahnbar, wie groß die Lebensleistung dieses „Vorbilds an Treue, Ergebenheit und Ritterlichkeit“, wie es im Gottesdienst hieß, tatsächlich war.

Bei RTL erfuhr man von Michael Begasse, dass Peter Philipps getan hat „worauf die Welt gewartet hat“, indem er „einen Schritt zurücktrat, so dass man die Prinzen William und Harry Schulter an Schulter sehen konnte“. Bei Sat1 herrschte zunächst noch ein eher leichter Plauderton vor.

Im ZDF wurden zu Anfang der Übertragung immer mal Statements von Volkes Stimme eingeblendet, von Passanten in Windsor und London, die vor allem das naheliegende Mitgefühl für die Queen zum Ausdruck brachten, die nach 82 Jahren in dieser Stunde ihre große Liebe zu Grabe trug. Die hatte 1939 begonnen, als sie noch ein Teenager war.

Kurze Szenen zeigen eine zerbrechlich wirkende Queen

Die beiden kurzen Szenen, die eine plötzlich zerbrechlich wirkende Queen zeigten, bewiesen, wie nah die zufällig ausgewählten Passanten mit ihrer Sorge um die Queen wohl an der Wirklichkeit waren.

Das ZDF bot während der Sendung vor allem sachliche Hinweise auf die Lesungen, Psalmen und Musikstücke, während bei RTL natürlich eine Rolle spielte, wo genau Harry saß (ganz hinten) und ob er allein saß (Ja). Diejenigen, die das Leben der Queen schon seit der Hochzeit begleiten, dürften sich bei der ZDF-Übertragung wohl am besten aufgehoben gefühlt haben. Jüngere Royal-Fans mit Appetit auf Human-Touch-Häppchen haben dagegen Recht getan, wenn sie RTL eingeschaltet haben.

Gerade die in Königshäusern über Jahrhunderte entwickelten Zeremonien und Inszenierungen zeigen die Grenzen moderner Fernsehkommentierung auf. Bilder sprechen bei einer solchen Übertragung am besten für sich selbst egal, wer sie kommentiert. Ergreifend war zum Beispiel der Dudelsackspieler, der, sich langsam entfernend, immer leiser wurde. Und plötzlich verstummte.

Die RTL-Runde hielt nach der Trauerfeier noch am längsten durch. Wieder stand zunächst Harry im Mittelpunkt der Spekulationen. Im ZDF ging es zum Schluss der Sendung nochmal kurz um das Vermächtnis von Prinz Philip, um Tugenden wie Verantwortung und Pflichtgefühl. Das mag vergleichsweise weniger unterhaltsam gewirkt haben. Aber in jedem Fall angemessen.

Quotenmäßig hatte RTL die Nase vorn. In Deutschland übertrugen sieben Sender die Zeremonie. Addiert sahen im Schnitt über 11,3 Millionen Menschen die Übertragungen.

RTL landete mit seinem „Exclusiv spezial“ in der werberelevanten Zielgruppe ganz vorne. Die um 14 Uhr gestartete Sondersendung bescherte den Kölnern 19,9 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen, insgesamt waren 3,41 Millionen dabei.

Eine Million Menschen mehr hatte das ZDF mit seiner Übertragung. Der Mainzer Sender startete kurz nach 15 Uhr – vor 4,40 Millionen Zusehenden. Das Erste landete mit „Brisant“ ab 16 Uhr 15 nur bei 1,95 Millionen Zuschauern.

Zur Startseite