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Traut sich nicht. Emma (Nora Tschirner) ist mit ihrem Leben unzufrieden.

© Sony

Romantic Comedy "Gut gegen Nordwind": Liebesgrüße im Postfach

Das Liebesleben moderner Großstädter: In „Gut gegen Nordwind“ flirten Alexander Fehling und Nora Tschirner via E-Mail.

Der Tag beginnt mit dem Blick aufs Handy. Leo (Alexander Fehling) steckt in einer Lebenskrise. Der Linguist beobachtet, wie sein Freundeskreis sesshaft wird. Alle sind verheiratet und kriegen Kinder, seine Freundin Marlene hat ihn gerade Hals über Kopf verlassen.

Deprimiert sitzt er in seiner Wohnung, als er den standardisierten Weihnachtsgruß einer Emma Rothner (Nora Tschirner) erhält. Ihre E-Mail ist versehentlich in seinem Postfach gelandet, aber der wortgewandte Zyniker beginnt eine Korrespondenz mit der Unbekannten. Sie beginnen sich zu schreiben, über Monate. Manchmal nur einzelne Sätze, manchmal seitenlange Romane. Da sie sich nicht kennen, können sie gnadenlos ehrlich sein.

Vanessa Jopps Film „Gut gegen Nordwind“, nach dem gleichnamigen Bestseller von Daniel Glattauer, nimmt nur wenige Änderungen an der Vorlage vor. Damit man den Hauptdarstellern nicht zwei Stunden lang dabei zusehen muss, wie sie auf einer Tastatur herumtippen, sprechen Emma und Leo die Nachrichten in ihre Smartphones.

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Das erinnert an „Her“ von Spike Jonze, in dem Joaquin Phoenix sich in die Sprachsteuerung seines Computers verliebt. Doch eine ähnliche Magie kommt bei „Gut gegen Nordwind“ leider nur selten auf.

Leo und Emma verharren in der Anonymität ihrer digitalen Beziehung. Zu groß ist die Angst, dass sie nicht das vorfinden, was sie sich erhoffen. Die Spannung zwischen beiden entsteht aus den Projektionen über den anderen. Alexander Fehling spielt äußerst zurückhaltend, was den Film daran hindert, in dramatischen Momenten mal die letzte Eskalationsstufe zu zünden. Nora Tschirner bringt den Film mit ihren sarkastischen Kommentaren über Leos Verbitterung immer wieder auf Kurs. Der Rest des Personals, auch Ella Rumpf als Leos Schwester, bleibt eigenartig eindimensional.

Jopp traut sich zu wenig, um sich von der Romanvorlage zu lösen oder die bereits ausgetretenen Pfade der Romantic Comedy zu verlassen. Auch die Verlockungen der digitalen Anonymität, die das Internet ermöglicht, werden lediglich angerissen, gegen Ende dafür aber dramaturgisch unnötig überstrapaziert. Die feinen Zwischentöne bleiben so auf der Strecke, Jopp verschenkt das Potential ihres Films. Und das trotz einer grandiosen Hauptdarstellerin.

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