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Katharina Wagner ist die Urenkelin des Komponisten. Ihr Vater Wolfgang Wagner trat 2008 ab, sie übernahm - zunächst mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier.

© dpa/Matthias Balk

Richard-Wagner-Festspiele Bayreuth: Beharrlich in Bayreuth

Katharina Wagner eröffnet als Intendantin am Mittwoch zum zehnten Mal die Festspiele in Bayreuth. Was ihre Krisenfestigkeit angeht, hat sie längst Angela-Merkel-Format.

Pragmatisch, beharrlich, krisenfest: Zum zehnten Mal wird Katharina Wagner am Mittwoch als Intendantin der Richard-Wagner-Festspiele am roten Teppich stehen und Angela Merkel in Bayreuth begrüßen. Seit ihrem Start als Festspielchefin ist Richard Wagners Urenkelin selbst so etwas wie die Angela M. des Grünen Hügels geworden. Sie hat etliche Skandale überstanden, sie trotzt den Stürmen, wie sehr sie auch als angezählt gelten mag.

Was war nicht alles los, seit Wolfgang Wagner – von dem die Tochter den fränkischen Dickschädel geerbt hat – das Amt 2008 nach jahrzehntelanger Ewigkeit abgab, zunächst an Katharina und ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier (die seit 2015 nicht mehr auf dem Hügel mitregiert, eine hässliche Geschichte). 2010 protestierten die Traditionalisten mit wütenden Buhgewittern gegen Hans Neuenfels’ „Lohengrin“ – die herrlich rättische Inszenierung wurde bald Kult. 2012 musste der russische „Holländer“ Jewgeni Nikitin wegen eines angeblichen Hakenkreuz-Tattoos kurz vor der Premiere ersetzt werden. 2013 erhitzte Frank Castorfs trashiger „Ring“ die Gemüter – Kirill Petrenkos Dirigat begeisterte um so mehr. Dann wurde Jonathan Meese als „Parsifal“-Regisseur gefeuert und stattdessen für 2016 Uwe-Eric Laufenberg engagiert. Keine vier Wochen vor der Premiere warf Dirigent Andris Nelsons Knall auf Fall hin, statt des 37-jährigen Letten dirigierte dann der 73-jährige Hartmut Haenchen. 2017 ging ohne Eklat über die Bühne, und die kurzfristige Absage von Roberto Alagna für die Titelpartie der „Lohengrin“-Premiere unter Regie von Yuval Sharon in diesem Jahr ist im Vergleich wahrlich ein Klacks. Sowieso fiebert das Publikum vor allem dem Bühnenbild entgegen, es stammt von Neo Rauch und Rosa Loy.

Die Etablierung der Kinder-Oper für Bayreuth, die allmähliche Öffnung des Bollwerks Bayreuth, Online-Tickets und Open-Air-Übertragung mit Public Viewing, auch das gehört zur Dekaden-Bilanz von Katharina Wagner. Keine Revoluzzerin, eine behutsame, auch trotzige Erneuerin.

Bei der künstlerischen Bilanz ist noch Luft nach oben

Man sagt gern so blöd, hinter jedem erfolgreichen Mann steckt eine kluge Frau. Für Bayreuth könnte man den Satz umdrehen. Musikchef Christian Thielemann hat mit dem „Lohengrin“-Dirigat alle zehn im Festspielhaus möglichen Wagner-Opern dirigiert, das hat bisher nur Felix Mottl geschafft, vor über 100 Jahren. Fels in der Brandung? Thielemann ist selbst nicht gerade der umgänglichste Künstler, Hut ab, dass Wagner schon so lange mit ihm kooperiert.

Und die künstlerische Bilanz? Neuenfels’ frech-poetischer „Lohengrin“ geht noch auf Wolfgang Wagners Konto, Castorfs „Ring“ bleibt umstritten, Katharinas düsterer „Tristan“ enttäuschte, Barrie Koskys „Meistersinger“-Coup kommt jetzt ins zweite Jahr. Krisenfestigkeit hin oder her, Bayreuth braucht mehr Aufreger auf der Bühne.

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