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Jan Harlan ist Stanley Kubricks Schwager.

© dpa

Retrospektive im Babylon Mitte: Filme von Stanley Kubrick neu digitalisiert und restauriert

Ein Klassiker wird digitalisiert: Das Babylon Mitte zeigt eine Stanley-Kubrick-Retrospektive mit Klassikern und frühen No-Budget-Arbeiten.

Was perfekt ist, kann man nicht mehr verbessern. Stanley Kubrick war der Inbegriff eines Perfektionisten. Keiner seiner Filme galt bisher als restaurierungsbedürftig. Aber im digitalen Zeitalter gelten andere Regeln. Eine Auflösung von bis zu 2048 Pixeln (2K genannt) ist nicht mehr das Nonplusultra, seit man Filme auch in 4K wiedergeben kann. Das Babylon Mitte nimmt diese technische Entwicklung zum Anlass, zwölf Langfilme und einen Kurzfilm von Stanley Kubrick neu digitalisiert und restauriert vorzustellen.

Eingeführt wird die Vorführung von „2001: Odyssee im Weltraum“ von Kubricks Schwager Jan Harlan. Von Harlans Einsatz profitiert auch Edgar Reitz, dessen frühe „Heimat“-Episoden nicht mehr vorführbar waren. Dass sich Harlan ihrer annimmt, ist kein Zufall: Kubrick war ein großer Bewunderer von Reitz und studierte ein paar „Heimat“-Folgen im Rahmen seiner Recherchen für den abgebrochenen Holocaustfilm „Wartime Lies“. Vom 27.2. bis 1.3. übrigens werden dann alle 48 „Heimat“-Stunden im Babylon gezeigt.

Starke Wirkungen in frühen No-Budget-Arbeiten

Zu Kubricks Werk gibt es eigentlich nichts mehr zu sagen. Es ist überschaubar und besteht fast nur aus Klassikern. Leider wird in den Würdigungen immer nur der Gigantomane beschworen, der in jedem Genre Maßstäbe setzt und Rekorde aufstellt wie die 400 Kilometer Film, die für „The Shining“ (1980) belichtet worden seien. Dabei ist es viel verblüffender, was für starke Wirkungen er in seinen frühen No-Budget-Arbeiten erzielt hat. Mit 21 Jahren drehte er den Kurzfilm „Day of the Fight“ (1950), der einen Tag im Leben des Boxers Walter Cartier schildert. Bei den Kampfszenen hat man das Gefühl, Kubrick sei selbst mit in den Ring gestiegen. Dass er diese Illusion erzeugen konnte, verrät sein überragendes Talent. Er hat mit seinem Debüt sogar ein wenig Geld verdient. Der Film kostete 3900 Dollar, und für 4000 Dollar hat er ihn an RKO verkauft, das Studio, das für „Citizen Kane“ verantwortlich war.

Sein Langfilmdebüt „Killer’s Kiss – Der Tiger von New York“ (1955) hat er ebenfalls selbst finanziert, mit 75.000 Dollar, und mit Gewinn an United Artists verkauft. Das stilvolle Unterwelt- und Eifersuchtsdrama, schon wieder mit einem Boxer als Protagonisten, ist für Nachwuchsfilmer eine Inspiration und für alle anderen ein aufregendes Stück Kino. In kaum einem anderen Film aus der Zeit findet man derartig rohe, betont unromantische Liebesszenen (beide Filme laufen am 18. und 19. sowie 21. und 22.1.).

Nicht gezeigt wird ein weiteres Frühwerk, „Fear and Desire“ (1953), das Kultstatus genießt, weil es so schwer zugänglich ist. Kubrick war mit dem Ergebnis unzufrieden, und aus Respekt vor seinem Schwager organisiert Harlan keine Vorführungen. Wer seine Neugier dennoch befriedigen will, kann notfalls auf das Internet zurückgreifen, denn „Fear and Desire“ ist weder verschollen noch verboten und kann ganz legal gestreamt werden.

Die Retrospektive läuft bis 27. Januar. Weitere Infos: www.babylonberlin.de

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