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© picture alliance / dpa

René Kollo zum 75. Geburtstag: Meistersinger

René Kollo feiert seinen 75. Geburtstag.

„Wäre das so schlimm? Die Oper, ein Museum?“, fragt René Kollo in seiner Autobiografie. „Meines Erachtens überhaupt nicht, vorausgesetzt, man ringt sich endlich dazu durch, den Gedanken sympathisch zu finden und dem Credo der meisten Regisseure zu widersprechen, die glauben, alte Stücke immer wieder modernisieren zu müssen.“ Schließlich hätten die Menschen in früheren Zeiten anders gelebt, geliebt, gedacht. „Die Art und Weise, wie ein Problem im 17. Jahrhundert dargestellt wurde, entspricht eben nicht automatisch unserer Sicht des Problems, nur weil ein Sänger in Jeans herumläuft.“ Womit der Tenor den Bogen zum Anfang seiner Berufslaufbahn geschlagen hätte. „Viele Mädchen kann man seh’n, die in Nietenhosen geh’n, doch Mary Lou hat damit nichts im Sinn“, schmetterte er 1961 – und landete einen Hitschlager. Damals freilich nahm der 1937 geborene Spross der Kollo-Operetten-Dynastie bereits Unterricht im seriösen Fach. Parallel tourte er mit Max Greger, der ihm vor den Auftritten stets zuraunte: „Jetzt brüll net wieder so!“

Ein paar Jahre später kann die Opernwelt gar nicht genug von seinem großen Organ bekommen: 1969 debütiert Kollo bei den Bayreuther Festspielen als Steuermann im „Fliegenden Holländer“, im Jahr darauf will man ihn bereits als Erik haben. In den siebziger Jahren gehört er zu den Stammgästen auf dem Grünen Hügel, London, New York und Paris reißen sich um ihn. Ostern 1974 ist er der Stolzing in Salzburg und nimmt die „Meistersinger“ auch gleich mit Karajan für die Schallplatte auf.

Am intensivsten aber wirkt Kollo stets als Livekünstler, weil er sich restlos mit seinen Figuren identifiziert, auch das klanglich Hässliche nicht scheut, wo es die dramatische Situation seiner Meinung nach verlangt. Wer ihn als „Tannhäuser“, als „Tristan“, aber auch als „Salome“-Herodes in den neunziger Jahren an der Deutschen Oper Berlin erlebt hat, dem bleibt vor allem der naturalistische Ausdruckssänger René Kollo in Erinnerung.

Auch wenn der Tenor sich 2000 von den schweren Wagner–Partien verabschieden musste – vom Gesang mag René Kollo, der am heutigen Dienstag 75 Jahre alt wird, auch weiterhin nicht lassen. Auf seiner Website sind schon Auftritte bis April 2013 angekündigt: in Schwerin, Hof, Hagen, Neufeld/Leitha und Bad Lippspringe. Frederik Hanssen

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