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Eine Szene aus Robert Zemeckis' "Willkommen in Marwen".

© dpa/Universal Pictures

Regisseur Robert Zemeckis: „Mein Film handelt von der Hoffnung auf Heilung“

"Willkommen in Marwen"-Regisseur Robert Zemeckis über das Erstarken der Neonazi-Bewegung in den USA und digitale Spezialeffekte.

Von Andreas Busche

Mister Zemeckis, im Film wird der Protagonist von Neonazis attackiert. Seine Rachefantasien sind für Ihre Verhältnisse sehr brutal. Glauben Sie, dass Amerika gerade eine drastische Traumatherapie benötigt?

Ich bin Amerikaner, natürlich reagiere ich auf das, was um mich herum passiert. Ich hatte das Drehbuch schon 2013 fertig und plötzlich ist mein Film aktueller denn je. Ich habe mein Skript aber nicht nachträglich den Veränderungen in der politischen Landschaft Amerikas angepasst. Die Neonazi-Bewegung ist in den USA seit Langem erstarkt, doch erst seit Trump und dem rechten Aufmarsch in Charlottesville vor zwei Jahren wagen sie es, auch in der Öffentlichkeit aufzutreten. Aber sehen Sie, ich mache Unterhaltungsfilme. Ich kann nur hoffen, einen Dialog anzustoßen. Bei aller Gewalt: Mein Film handelt von der Hoffnung auf Heilung. Ohne Zuckerguss.

Sie gehörten zu den frühen Verfechtern von digitalen Spezialeffekten und haben zeitgleich mit Peter Jackson das Motion-Capturing-Verfahren revolutioniert. Heute gehören Sie zu den wenigen Regisseuren, die diese Technik nicht für Superheldenfilme, sondern für dramatische Stoffe einsetzen.

Ob ich nun mit einer klassischen Kamera oder im Motion-Capturing-Verfahren filme, mein Ansatz ist immer derselbe geblieben: die Arbeit mit Schauspielern. „Polarexpress“ und „Beowulf“ haben mir geholfen, mich mit der Technik vertraut zu machen. Am Ende bleibt sie aber nur ein Instrument, um Geschichten zu erzählen.

Eine Kritik an diesen Filmen war das Phänomen des „Uncanny Valley“: Der digitale Avatar von Tom Hanks in „Polarexpress“ sieht fast aus wie der echte Tom Hanks, aber das humanoide Gesicht wirkt auf den Betrachter umso verstörender. Wie konnten Sie das Problem lösen?

Es ist alles eine Frage der Technik, die Herausforderung haben wir in „Willkommen in Marwen“ gemeistert. Die Problemzonen beim „Uncanny Valley“ waren vor allem die Augenpartie und der Mund. „Polarexpress“ würde auf dem heutigen Entwicklungsstand ganz anders aussehen.

Haben Sie je darüber nachgedacht, Ihre eigenen Filme „Zurück in die Zukunft“ oder „Roger Rabbit“ digital zu „verbessern“?

Filme sind historische Dokumente. Ich halte es für falsch, sie digital nachzubearbeiten, ob aus technischen oder politisch Gründen. Sie sind Zeugnisse ihrer Zeit. Abgesehen davon interessiert es mich mehr, mir neue Geschichten auszudenken, statt zu alten zurückzukehren. Wo soll das enden?

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