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Statuenhaft? Nobelpreisträger Peter Handke, hier bei der Übergabe des Iffland-Rings im Juni.

© Herbert Neubauer/ picture alliance/ APA/ dpa

Provokation von serbischen Nationalisten: Handke-Büste für Srebrenica gefordert

Eine Initiative serbischer Nationalisten in Bosnien und Herzegowina sorgt für Aufruhr. Sie möchten eine Büste des Nobelpreisträgers Peter Handke aufstellen.

Von Caroline Fetscher

Die Tageszeitung „Oslobođenje“ aus Sarajevo berichtet von Reaktionen auf die Initiative serbischer Nationalisten, in Srebrenica eine Büste des Nobelpreisträgers für Literatur, Peter Handke, aufzustellen. Den Anstoß dazu gab Vojin Pavlović für die Bürgerinitiative „Istočna alternativa“ (Alternative für den Osten) der Serbenrepublik Republika Srpska (RS).

Die RS ist Teil von Bosnien und Herzegowina, entstanden durch das Friedensabkommen von Dayton 1995 und umfasst das Territorium, das bosnisch-serbisches Militär und Paramilitär während des Bosnienkrieges „ethnisch säubern“ wollte. Ziel war es, muslimische Bevölkerung dauerhaft aus dem Gebiet zu entfernen.

In Srebrenica und anderen Orten wurden systematisch muslimische, männliche Jugendliche und Männer ermordet, sowie Frauen und Kinder vertrieben. Das Den Haager UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien stufte die Taten von Srebrenica 2001 im Urteil gegen den bosnisch-serbischen General Radislav Krstić als Genozid ein.

In „Oslobođenje“ (Befreiung) zitiert Edin Salčinović in der Ausgabe vom 19. Oktober das Schreiben der Initiative an die Gemeindeverwaltung von Srebrenica mit dem Aufruf „Einverständnis zu erteilen, ein Denkmal für den Mann zu errichten, der den Nobelpreis erhielt, und der die Serben repräsentiert, indem er die Wahrheit über den Krieg in Bosnien und Herzegowina ebenso nachweist, wie dass es keinen Genozid in Srebrenica gab. Wir erklären uns bereit, die für das Denkmal notwendigen Kosten zu tragen.“

Die Verleihung des Nobelpreises an Handke, fährt das Schreiben fort, sei Beleg dafür, dass sich freie, internationale Intellektuelle entschlossen haben, „das Werk des Künstlers und dessen unermüdliches Bemühen um Wahrheit“ auszuzeichnen, „mit dem er den Den Haager Urteilen entgegentrat und der Behauptung, in Srebrenica habe ein Genozid stattgefunden.“

„Ein derartiges Denkmal wäre definitiv störend für das Zusammenleben in Srebrenica“, erklärte laut „Oslobođenje“ die Vize-Bürgermeisterin der Stadt, Hamdija Fejzić. Obgleich Handke ein Schriftsteller von Weltrang sei, so die Direktorin des Gymnasiums von Srebrenica, Momčila Cvjetinovića, dürfe man seine Person „in keiner Hinsicht politisch instrumentalisieren“.

Der ehemalige Leiter der Gedenkstätte Potočari für die Toten von Srebrenica, Sadik Ahmetović, sagte der Zeitung, die Initiative sende ein bedrohliches Signal an die Opfer und Überlebenden der Massaker. Es sei dann nicht ausgeschlossen, „dass in Zukunft auch eine Büste des Kriegsverbrechers Radovan Karadžić in Srebrenica errichtet wird.“ Ćamil Duraković, ehemaliger Bürgermeister der Stadt, sähe die Opfer durch die Provokation, wie eine Handke-Büste sie darstellen würde, zusätzlich geschmäht und den Genozid bagatellisiert.

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