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Problematisch. Der österreichische Nobelpreisträger für Literatur Peter Handke.

© dpa/Georg Hochmuth

Proteste gegen Peter Handke: Organisationen fordern Entschuldigung vom Nobelpreisträger

Die Gesellschaft für bedrohte Völker will, dass der Schriftsteller sich bei Kriegsopfern entschuldigt. Viele werden in Stockholm protestieren.

Die Proteste gegen die Vergabe des Literaturnobelpreises an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke reißen nicht ab. Dreieinhalb Wochen vor der Vergabe der Nobelpreise in Stockholm hat die Gesellschaft für bedrohte Völker nun von Handke gefordert, er möge sich bei bosnischen Kriegsopfern entschuldigen. Das Nobelkomitee der Schwedischen Akademie solle den Österreicher dazu bringen, erklärte die Gesellschaft am Freitag.

Mehrere Organisationen hätten sich dem Aufruf an die Vergabe-Institution des Literaturnobelpreises angeschlossen. Wenn Peter Handke nicht zu einer Entschuldigung bereit sei, solle das Komitee darauf bestehen, dass er auf den Preis verzichte.

Handke hatte sich während des kriegerischen Balkan-Konflikts stark mit Serbien solidarisiert und war auch später von dieser Haltung nicht abgerückt. Nach Ansicht von Kritikern hatte er dabei die von Serben begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet. Auch hielt er 2006 eine Grabrede bei der Beerdigung des sechs Jahre zuvor gestürzten serbischen Führers Slobodan Milosevic.

Die Bekanntgabe der Verleihung des Nobelpreises für 2019 war Anfang Oktober weltweit auf ein geteiltes Echo gestoßen. Unter anderen hatte der Schriftsteller und gebürtige Bosnier Sasa Stanisic scharfe Kritik an der Vergabe geäußert, als er in Frankfurt am Main den Buchpreis erhielt. Die Schwedische Akademie hatte die Kritik zurückgewiesen.

Der Literaturnobelpreis wird am 10. Dezember gemeinsam mit den Auszeichnungen in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaft verliehen. Mit Störgeräuschen bei Handke ist vor dem klassizistischen Gebäudes des Stockholmer Konzerthauses fest zu rechnen, wenn der Autor dort seine Nobelpreismedaille aus den Händen des schwedischen Königs entgegennimmt.

Frauen aus Sebrencia und Mitglieder der "Vereinigung der Überlebenden des Kriegs in Bosnien" demonstrieren am 5. November vor der Swedischen Botschaft in Sarajewo gegen die Vergabe des Nobelpreises an Peter Handke.
Frauen aus Sebrencia und Mitglieder der "Vereinigung der Überlebenden des Kriegs in Bosnien" demonstrieren am 5. November vor der Swedischen Botschaft in Sarajewo gegen die Vergabe des Nobelpreises an Peter Handke.

© AFP/ ELVIS BARUKCIC

Die Organisation Mütter von Srebrenica will der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“ zufolge dann im Zentrum in Stockholm demonstrieren. Anfang November hatte sie bereits vor der Schwedischen Botschaft in Sarajewo protestiert. Auch Einzelpersonen wie die kroatisch-deutsche Schriftstellerin Alida Bremer wollen sich dem Protestzug in Stockholm anschließen. dpa/chp

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