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Als deutscher Beitrag in Prag ist eine Präsentation des Werks von Bühnenbildner Bert Neumann vorgesehen. Von Neumann stammt auch das Räuberrad, das als Wahrzeichen der Volksbühne unter Frank Castorf zum Ende von dessen Amtszeit abmontiert wurde.

© dpa/Jens Kalaene

Prager Quadriennale: Auswärtiges Amt: Kein Geld für deutsche Teilnahme am Bühnenbild-Festival?

Eine Blamage für die Theaternation, sagt das Internationale Theaterinstitut: Das Auswärtige Amt finanziert die deutsche Teilnahme an der Prager Quadriennale nicht. Oder ist das letzte Wort zum internationalen Szenografie-Festival noch nicht gesprochen?

Ohne Ausstattung kein Theater. Bühnenbildner stehen trotzdem oft in der zweiten Reihe, die Stars des Gewerbes sind nun mal die Regisseure und Schauspieler. Die Prager Quadriennale hält dagegen, seit über 50 Jahren: Alle vier Jahre richtet das internationale Festival den Fokus auf die Szenografen und Theaterarchitekten, auf jene, die überhaupt erst die Räume fürs Drama schaffen. 2015 nahmen 70 Länder an dem weltgrößten Preiswettbewerb für Bühnenbildner teil, mit 150 Installationen. Das Festival bilanzierte rund 150.000 Besucher: kein kleines Event also, kein Treffen nur von Spezialisten.

Die deutschen Bühnen waren von Anfang an dabei, finanziert vom Auswärtigen Amt, mit Summen zwischen 40.000 und 80.000 Euro. 2011 übernahm Kulturstaatsminister Bernd Neumann die Finanzierung, ausnahmsweise. 2015 gab es nur einen „Notgroschen“ von 12.000 Euro seitens des Außenamts. Und bei der 14. Quadriennale im Juni 2019? Auf eine Anfrage der Linken sagte die Staatsministerin für Auswärtige Kulturpolitik, Michelle Müntefering, die Mittel könnten vom Bund nicht zur Verfügung gestellt werden. Seltsam, ausgerechnet seitdem sich die Behörde eine eigene Staatsministerin fürs Kulturelle leistet, ist die vergleichsweise geringe Summe für die renommierte Festivalteilnahme nicht drin.
Geplant ist eine Präsentation der Arbeiten von Bert Neumann, dem 2015 verstorbenen Chef-Bühnenbildner der Volksbühne, der unter anderem das „Räuberrad“ und den „OST“-Schriftzug erfand. Eine Würdigung der Ära Castorf also, nach dem Chris-Dercon-Debakel.

Das Theaterinstitut vermisst ein klares Bekenntnis der Politik zu dem Vorhaben

Das Konzept für den deutschen Beitrag haben das deutsche Zentrum des Internationalen Theaterinstituts und der Bund der Szenografen gemeinsam entwickelt. Institutsdirektor Thomas Engel ärgert sich über den Rückzug der Politik. Bei allem Verständnis für die lange unklaren Zuständigkeiten und Budgets in der Bundespolitik – der erste Anmeldeschluss für die Quadriennale im Herbst 2017 fiel in die Zeit der Regierungsbildung nach der Wahl –, vermisst er ein klares Bekenntnis zu dem Projekt. Und er spricht von einer Blamage für die Kulturnation Deutschland, die sich mit ihrer Theaterlandschaft für die Aufnahme in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco beworben hat.
Beim Auswärtigen Amt heißt es, das letzte Wort sei noch gar nicht gesprochen. Ein Projektantrag mit Finanzierungsplan liege bis heute nicht vor, auch sei der Haushalt erst seit wenigen Wochen budgetiert. So zeitnah wie möglich wolle man sich mit den Kollegen von der Bundeskulturpolitik, des ebenfalls vom Außenministerium finanzierten Goethe-Instituts – das jedoch bereits die Teilnahme am jährlichen Festival des deutschsprachigen Theaters in Prag finanzierte – und des Landes Berlin zusammensetzen, um eine Lösung für die Quadriennale-Teilnahme zu finden.

Die Grütters-Behörde bedauert - und ist nicht zuständig

Wieder seltsam: Die Präsentation deutscher Kultur im Ausland, etwa auf der Biennale in Venedig, liegt klar in der Zuständigkeit des Auswärtigen Amts. Wozu der Versuch einer konzertierten Aktion? Ein Sprecher von Monika Grütters bedauert, dass es dem Auswärtigen Amt nicht gelungen sei, „die Teilnahme an diesem für die Theaternation so wichtigen Festival zu finanzieren“. Berlin, eigentlich gar nicht zuständig, hatte im Vorfeld dennoch Interesse signalisiert – was daran liegen mag, dass Klaus Lederer ausgewiesener Castorf-Volksbühnen-Fan ist. Mit oder ohne Berlin, die Politik ist am Zug: Wenn Deutschlands heißest-diskutierte Bühne nächstes Jahr in Prag nicht dabei ist, das wäre tatsächlich eine Blamage.

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