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Flimmern und flirren. Sängerin Louka, 31, stammt aus dem

© Kitty Kleist-Heinrich

Porträt der Musikerin Louka: Dreh dich zur Sonne

Deutschpop-Sängerin Louka kombiniert sensible Texte mit tanzbaren Synthie-Beats. Eine Begegnung vor ihrem Berliner Konzert.

Der Weg ist das Ziel. Also, wenn es um ein Interview mit einer aufstrebenden Sängerin geht, ist der Spruch ja nun völliger Quatsch. Und doch ist die Strecke vom U-Bahnhof Pankstraße zum Café Dujardin in der Uferstraße, das Louka als Treffpunkt vorgeschlagen hat, von einem einem so berlinischen Zauber, dass man dem Schicksal dankt, dass es die in St. Ingbert im Saarland geborene Musikerin im Herbst 2014 nach Berlin-Gesundbrunnen verschlagen hat.

Allein der architektonische Mix aus Betonmutanten der Siebziger, prunkvollen Gründerzeit-Fassaden und der neoklassizistischen Pauls-Kirche an der Kreuzung Pankstraße, Badstraße und Prinzenallee ist ein bizarrer Anblick. Ebenso wie das japsende Chihuahua-Hündchen, das in einem Frisiersalon auf der proletarischen Badstraße in einem Schaufensterkorb lebt. Gar nicht zu reden vom wenige Minuten Fußmarsch weiter gelegenen Amtsgericht Wedding auf dem Brunnenplatz. Was für ein unglaublich historistisch-neogotischer Palast Justitias!

Sie ist Fan von Lorde und Alanis Morissette

Gleich dahinter glitzert die schmale Panke in der Frühlingssonne. Von der kleinen Brücke, die sie überspannt, fällt der Blick direkt auf die neusachliche Backsteinarchitektur der heutigen Uferhallen, der einstigen BVG-Zentralwerkstatt. Und die schicke Brünette mit der Sonnenbrille auf der Nase, die jetzt auf den Eingang des Cafés zukommt, das ist Louka, hoffnungsvoller Neuzugang des deutschen Pop. Eine Musikerin auf ihrem Weg, in dem Berlin eine Station, aber nicht das Ziel ist, wie sie sagt.

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Loukas Debütalbum trägt den schimmernden Titel „Lametta“ (Four Music), am kommenden Sonnabend schließt sie eine Tour durch 14 deutsche Städte mit einem Konzert in Berlin ab. Zeit, die 31 Jahre alte Künstlerin mal zu fragen, ob sie sich zu ihrem Künstlernamen von Suzanne Vega inspirieren ließ. Die von versteckter häuslicher Gewalt in der Nachbarschaft handelnde Ballade „My Name Is Luka“ habe sie jedenfalls früher oft gehört, erzählt sie und outet sich im selben Atemzug als Fan von Alanis Morissette, Maggie Rogers und Lorde. „Das sind Musikerinnen, die ganz bei sich sind.“

Ihr echter Vorname Lisa Marie schien für eine Popkarriere viel zu wenig exklusiv, das hat ja noch nicht mal bei Lisa Marie Presley geklappt. Auch Loukas rein akustische, erste Band Marie & The RedCat löste sich 2013 nach nur einem Album wieder auf.

Die Texte sind melancholisch - mit hoffnungsvollem Twist

Also musste was Originelleres her. „Meine erste Namensidee Mimosa hat allerdings wenig gutes Feedback bekommen.“ Wen wundert’s. Nach einer berührungsempfindlichen Pflanze zu heißen, ist im Musikgeschäft keine gute Idee. Da braucht es Härte, um sich durchzusetzen. Oder eine Stimme, die rotzig und zugleich zartfühlend ist und von Ferne an die junge Annette Humpe erinnert. Einen Sound, dessen von Synthie-Beats getriebene Melodien eigen, aber doch eingängig sind. Und deutsche Texte, die weder plump noch angestrengt poetisch sind, sondern melancholische Ich- und Du-Geschichten mit einem hoffnungsvollen Twist. Oder wie Louka es anmutig ausdrückt. „Die Lieder wenden sich im Refrain der Sonne zu.“

Gleich im verhaltenen Eröffnungsstück „Flimmern“ fällt der kehlige Gesang auf, der sich bei der fröhlichem Up-Tempo-Nummer „Wenn ich mit dir bin“ noch verstärkt. Die Technik habe sie sich zugelegt, als sie vom Singen in weichem, melodiösen Englisch ins kantige Deutsch wechselte, sagt Louka. „So rhythmisiert eingesetzt, wird die Stimme Teil der Beat-Ebene.“ Dem arbeitet die Bandbesetzung aus Synthesizer, Gitarre, Schlagzeug zu.

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Ihr Handwerk hat Louka nach dem Abitur an der Popakademie Baden Württemberg gelernt. Darauf, sich dort als Songwriterin zu bewerben, hat ihr Vater sie gebracht. In dessen Coverband erwarb sie nach Kinder- und Jugendjahren als Geigerin auch erste Bühnenerfahrungen mit Rockmusik. „Popdesign“ heißt der Studiengang, den sie in Mannheim absolvierte. Was man da lernt? „Singen, Auftreten, Netzwerken, Musiktheorie, Marketing, Interviewtraining.“ Was zur Profikarriere halt so dazu gehört. Die Prüfungen sind genauso praxisorientiert: Live-Konzerte mit eigenem Repertoire. Nach Loukas Abschluss 2012 folgen dann die erste, gescheiterte Band, sowie Musical- und Theatermusikprojekte in Zürich und Berlin am Maxim Gorki Theater.

Täglich eine halbe Stunde assoziatives Schreiben

Dass sie mit der Stadt fremdelt, sie zu groß, laut, voll findet, ist auch dem Song „Berlin Berlin“ anzuhören. „Du hältst mich wach, ich halt dich aus. Wenn dich ein Wort beschreiben müsste, wär’ es bittersüß.“ Da helfen auch die Sonnenstrahlen nicht, die im Dujardin die über ihre Notebooks gebeugten Tagediebe bescheinen. Es ist egal, ob du da bist, staunt Louka. „Man ist Berlin einfach vollkommen egal.“ Ja, sie sind unerbittlich, die Großstädte. Aber die Musikszene, das überwältigende Konzertangebot? Alles gut und schön, lobt Louka. Klein, wie sie ist, geht sie aber selten hin. „Das nervt, immer so auf Achselhöhlenhöhe.“

Trotzdem liefert ihr die Stadt reichlich Beobachtungsstoff für Songtexte. Ein Notizbuch nach dem anderen füllt sie mit aufgeschnappten Sentenzen und Alltagsbildern. Nach dem Aufstehen ist täglich eine halbe Stunde assoziatives Schreiben am Computer dran. Tagebuch, Verszeilen, alles was ihr einfällt. Dann arbeitet sie mehrere Stunden an neuen Songs. Auch auf der mechanischen Schreibmaschine. Die hat sie sich gekauft, um einen sinnlicheren Zugang zu den Wörtern zu finden.

Die Frau ist bodenständig - und sie will Kinder

Was sie zuletzt notiert hat? Louka kramt ein Heft aus der Tasche, blättert und liest vor „Prinz Brotz ist wieder hier.“ Was das bedeuten soll? Sie lacht. Das sei ihr Synonym für Ellenbogenmenschen. „Da gibt’s einige in der Musikindustrie.“ Und davor? „Auf dem Weg ins andere Zimmer ist schon so mancher verloren gegangen.“

Das klingt wie die Vorlage zu ihrer hübschen Ballade „Wann immer“, in der sie das Lebensgefühl der Millennials besingt: „Manche sind geboren, um sich dann verloren zu gehen. Manche werden einfach so vom Wind davon geweht. Manche sind umgeben von viel zu vielen Möglichkeiten. Werden überwältigt von diesen unbekannten Weiten.“

Louka wird das nicht passieren. Die Frau ist bodenständig. Sie will Kinder, „auf jeden Fall“. Und sie glaubt an ihre Musik. Auch wenn zu einem Konzert mal nur 30 Leute kommen, sagt sie es nicht ab. Nichts sei besser, als sich die Aufmerksamkeit zu erspielen. „Beim nächsten Mal sind dann schon 60 da.“ Wie auch immer das Ziel aussehen mag, um dort hin zu gelangen ist Zuversicht der erste Schritt.

Konzert: Berghain Kantine, 28.4., 20 Uhr

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