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Led Zeppelin

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Led Zeppelin: Die "Söhne des Donners" sind zurück

20 Millionen Fans wollten Karten für die "größte Reunion des Rock": Am Montag geben Led Zeppelin in London das erste Konzert seit 1980.

Die Wiedergeburt von Led Zeppelin vollzog sich in einem kleinen Studio an einem geheim gehaltenen Ort in England. An einem Nachmittag im Juni übermannte Leadgitarrist Jimmy Page dort die Rührung: "Könnt Ihr mich mal drücken?", bat er seine Bandkollegen. Da war schon bei dem ersten Probensong klar geworden: Led Zepplin hört sich noch genau so an wie einst. Robert Plant, der Leadsänger mit der unverwechselbaren hohen Stimme, fasste die Freude in einem Ausruf zusammen: "Yeah, sons of thunder!" Von da an stand der Idee eines Reunion-Konzerts nichts mehr im Wege.

Nun ist es soweit. Am 10.12. geben die "Söhne des Donners" in London das erste große Led-Zeppelin-Konzert seit Schlagzeuger John Bonham 1980 mit 27 Jahren im Vollrausch starb und die Band daraufhin das Ende ihrer Laufbahn bekanntgab. Schon bei der Ankündigung der einmaligen Show in der O2-Arena am Ufer der Themse gerieten "Zep"-Fans weltweit in Verzückung.

Mehr als 20 Millionen Menschen bemühten sich im Internet um Tickets für die lediglich knapp 20.000 Plätze. Der Ansturm, schrieb der "Independent", sei ein "Echo auf den historischen Triumph des populären Geschmacks über das Urteil der Kritiker". Tatsächlich hatten anfangs Musikkritiker, vor allem in den USA, den Siegeszug der britischen Rocker mit den ungewöhnlich langen Haaren, den nackten Männerbrüsten und straffen Waschbrettbäuchen recht unfreundlich kommentiert.

"Vulgäre Gesten"

Von "erschreckender Selbstherrlichkeit" war die Rede, von "vulgären Gesten", von "ungezügelten Engländern", die amerikanischen Blues und Rock 'n' Roll respektlos in einen überlauten Hardrock verwandelten und ihre Shows wie "Sexwettbewerbe auf offener Bühne" aussehen ließen. Die Invasion der Beatles und selbst der Rolling Stones hatte man ja noch verkraftet, aber Led Zeppelin wirkten im Vergleich wie unbezwingbare wilde Rockriesen, denen nichts heilig war - schon gar nicht Amerikas Töchter.

Alle Kritteleien konnten die wilden Briten nicht davon abhalten, das Regelbuch des Rock neu zu schreiben. Sie drehten die Lautstärke in ungeahnte Höhen. Sie holten den Rock aus den Konzertsälen in die Fußballstadien. Sie machten 1969 mit "Whole Lotta Love" den Sexualtrieb zum Song- und Bühnenthema. Sie wurden die Rock-Könige der 70er Jahre, "indem sie die Dramatik von The Who, die Vitalität der Rolling Stones und die technische Bravour von Jimi Hendrix zu etwas Neuem verschmolzen, das die Popkultur nachhaltig veränderte", schrieb der britische Rockexperte Neil McCormick.

Bonham-Sohn mit dabei

Fast drei Jahrzehnte danach dürfte nun die Bühnenshow von Led Zeppelin selbst den prüdesten Kritiker nicht mehr schockieren, selbst wenn sie immer noch fast genauso klingen wie damals. Immerhin sind die Herren Page, Plant und John Paul Jones (Bassgitarre) inzwischen 63, 59 sowie 61 Jahre alt. Jüngster im Bunde ist der 41-jährige Jason Bonham, eigentlich Drummer bei Foreigner. Niemand wäre für den Platz am Schlagzeug besser geeignet als der Sohn des legendären John Bonham.

Von Tag zu Tag stieg die Spannung im Vorfeld des "Zep"-Konzerts, wenn auch nicht ganz so stark wie die Schwarzmarktpreise. Selbst der konservative "Daily Telegraph", der von der Band nicht so angetan war, versprühte Vorfreude. Unter dem Motto "I Love Led Zeppelin" brachte das Blatt eine Serie, in der Prominente als "Countdown zur größten Reunion des Rock" über ihre Erinnerungen an die Ära Led Zeppelin berichteten.

Elvis traf "Zep"

So schilderte der frühere Musikjournalist Cameron Crowe, der 2000 mit seinem Rockfilm "Almost Famous - Fast berühmt" den Oscar für das beste Drehbuch gewann, die erste und einzige Begegnung von Led Zeppelin mit Elvis Presley. Da seien 1972 in einem Hotel in Las Vegas "zwei diametral entgegengesetzte Ecken der Musik" aufeinandergetroffen.

Der "King of Rock 'n' Roll" habe die Briten zunächst keines Blickes gewürdigt, berichtete Crowe. Dann habe er mürrisch gefragt: "Ist das alles wahr, was sie so über euch Burschen und eure Partys erzählen?" "Oh nein", antwortete Plant, "in Wirklichkeit laufen wir da nur herum und singen Elvis-Songs." Da war das Eis gebrochen. Und am Ende gab der King zu, schon mal einen Led-Zeppelin-Song gehört zu haben. "Der heißt "Stairway To Heaven"", sagte Elvis. "Gefällt mir gut."

Thomas Burmeister[dpa]

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