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© ddp

Auftritt der Woche: The Cure spielen am Samstag im Velodrom

Musik aus der Gletscherhöhle: Am Samstag kommen die Altmeister des Alternative Rock nach Berlin. Neben Klassikern wie "Boys don’t cry" werden von The Cure auch neue Stücke erwartet.

Es kommt und kommt nicht. Seit eineinhalb Jahren warten die Fans von The Cure auf ein neues Album. „Immer wenn wir denken, wir hätten es fertig, kommt wieder was dazwischen“, sagte Robert Smith, der Sänger mit der Elektroschockfrisur, letzten Juni. Im Herbst hat er sogar eine Amerikatour abgesagt, um weiter an den Songs schrauben zu können.

Am Sonnabend spielen die Altmeister des Alternative Rock in Berlin. Neben Klassikern wie „Boys don’t cry“ und „Friday I'm in love“ werden dann die neuen Stücke zu hören sein. Mehr als 30 Jahre ist es her, dass The Cure auszogen, um den Punk eiszufrosten. New Wave wurde mit ihnen populär, auch dank Robert Smith’ extravaganten Äußeren mit Lippenstift und Schminke. Der Brite beeinflusste den Lebensstil einer ganzen Generation und muss es dazu noch aushalten, für Gothic Rock verantwortlich gemacht zu werden. Dabei will er mit schwarzgewandeten Grufties nichts zu tun haben. Ihr Trauerkult stößt ihn ab.

Als einziges Bandmitglied, das nie ausstieg oder gefeuert wurde, ist der inzwischen 48-jährige Smith das unverwechselbare Gesicht von The Cure. Dabei ist er nur Sänger geworden, weil sich, als sein Vorgänger ausstieg, kein besserer fand. Dass Smith stimmlich nie überragend war, macht gerade die intensive Wirkung seines Gesangs aus. Das Verhaltene und Introvertierte bringt eine Verletzlichkeit zum Ausdruck, die Generationen von Fans sanft frösteln lässt. Dazu elegische, metallene Gitarrenriffs und der melodische sechssaitige Fender-Bass von Simon Gallup. Musik aus der Gletscherhöhle.

The Cure sind Überlebende einer Welt, der Rockfotograf Anton Corbijn gerade mit dem Film „Control“ über Joy-Division-Sänger Ian Curtis ein meisterhaftes Denkmal gesetzt hat. Curtis brachte sich um, bevor der Ruhm kam. Robert Smith hingegen schuf Mitte der Achtziger auf einmal süße Popperlen wie „The Lovecats“, und The Cure wurden zur ersten Alternative-Band, die Charts und Stadien stürmte. Zwölf Alben und mehr als 30 Singles hat die Band inzwischen veröffentlicht. Das Interesse ist noch immer so groß, dass das Berlin-Konzert bald von der Arena ins größere Velodrom verlegt werden musste und trotzdem ausverkauft sein wird. Die Achtziger sterben nie. Bands wie Mogwai und Interpol, die sich ausdrücklich auf The Cure beziehen, haben die kalten Klanglandschaften wieder groß gemacht. Als treuer Patenonkel zeigt sich Smith denn auch gerne gemeinsam mit den Erben auf der Bühne, singt als Gast für Blink 182 oder bei der Unplugged-Show der inzwischen selbst stark gealterten Crossover-Band Korn (die diese Woche ebenfalls in Berlin ist). Mit immer neuen Deluxe-Editionen veredelte er in den letzten Jahren den Nachlass der frühen Jahre. Außerdem engagiert er sich für Amnesty International und Wohlfahrtsorganisationen. Was alternde Rocker so machen.

Immer wieder hat Smith die Sorge geschürt, ob überhaupt noch was Neues nachkommt. Wiederholt brachte er seinen Ärger über das Musikgeschäft zum Ausdruck und verbreitete Auflösungsgerüchte. Er warf Keyboarder Perry Bamonte und Gitarrist O'Donnell im Jahr 2005 raus und holte Gründungsmitglied Paul Thompson zurück an die Gitarre.

Wie David Bowie haben auch The Cure ein besonderes Verhältnis zu Berlin. Als sie bei der „Trilogy“-Tour 2002 vier Alben hintereinander zur Aufführung brachten, war es nicht umsonst das Tempodrom-Konzert, das hinterher auf DVD erschien. Ob The Cure live noch immer die hypnotische Energie dieses Auftritts erreichen, wird sich am Sonnabend zeigen. Und im Frühjahr erscheint endlich das Album. Wenn nichts dazwischen kommt.

Sonnabend, 20 Uhr, Velodrom, Paul- Heyse-Straße, Infos zu Restkarten unter www.berlin-ticket.de

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