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Linoleumbild von Sabine Ostermann (l.), „Turmspeicher“ von Arna Arnskötter (r.).

© Galerie Tammen

Plastische Qualität, leuchtende Farben: Die Galerie Tammen zeigt Linoleum und Keramik

Zwei Künstlerinnen, zwei unterschiedliche Materialien: Sabine Ostermann nutzt die expressive Kraft des Linolschnitts. Sabine Ostermann formt aus Ton fantastische Türme.

Im Zugriff auf ihr Material ähneln sich die Strategien der Künstlerinnen Sabine Ostermann und Anna Arnskötter. Ansonsten kommen sich die beiden in der Galerie Tammen eher nicht ins Gehege: Arnskötter formt aus Ton fantastische Türme und andere Architektur, die in den Himmel wachsen wollen. Ostermann nutzt die expressive Kraft des Linolschnitts, um ihren Bildern etwas Stoffliches zu geben.

Als Konsequenz streben die Details von „Fadenscheinig III“ oder der Serie „Unterwegs“ (je 2900 Euro) in den Galerieraum. Dichte Strukturen schälen sich aus der Oberfläche, die Form folgt reliefhaft lieber den Motiven, als im klassisch rechteckigen Rahmen zu verharren.

Für diese Tiefenwirkung sorgt Ostermann, Jahrgang 1968, indem sie das Linoleum als Bildträger verwendet, statt es wie gewohnt als Druckplatte zu nutzen. Was immer an Netzen, Kleidern und Figuren hervorsticht, hat die Künstlerin fein säuberlich aus dem Gewebe geschnitten.

Es besitzt tatsächlich plastische Qualitäten und wird zusätzlich in leuchtende Farben getaucht.

Thematisch beschäftigt sich Ostermann mit dem Sinn von Worten. Manche nimmt sie buchstäblich, andere werden sinnhaft verdreht. „Leute machen Kleider oder andersrum“ (8000 Euro) zeigt tatsächlich Figuren, die spinnen und weben zu scheinen – bloß ist das Gewand groß wie ein Monument, vor dem die Gestalten wie Liliputaner wirken. Eine poetische Verfremdung, die dann doch an Anna Arnskötters Vorgehensweise erinnert. Und erklärt, weshalb die Galerie jenes Duo zusammenbringt.

Abgekoppelt von der Welt des Nützlichen

Denn auch den Keramiken haftet etwas Märchenhaftes an. Obwohl die Künstlerin industrielle Versatzstücke wie Rohre, Schlote oder serielle Gittermuster verwendet, wirken weder die „Kleine Fabrik“ (2100 Euro) noch „Reservoir II“ (3100 Euro) wie Funktionsbauten.

[Galerie Tammen, Hedemannstr. 14; bis 28. November, Di–Sa 12–18 Uhr]

Stattdessen scheinen sie – abgekoppelt von der Welt des Nützlichen – ganz andere Energien zu speichern. In ihnen schlummert Geschichte, konzentriert sich Ästhetik und vermittelt das himmelwärts strebende Material trotz seiner Schwere kontemplative Leichtigkeit.

„Archaisch und futuristisch“ werden die Objekte in einem Text genannt. Was absolut zutrifft, denn Arnskötter greift zurück auf ursprüngliche architektonische Elemente und verbindet sie mit der zeitlosen Sehnsucht nach Transformation.

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