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Die Neuen Nationalgalerie ist wegen Restaurierung geschlossen.

© dpa

Pläne für Museum der Moderne in Berlin: Groß, leuchtend und auf solidem Fundament

Das Museum der Moderne am Kulturforum ist Berlins neues Prestigeprojekt. Im Mai beginnt ein Architekturwettbewerb für den Neubau. Kein leichtes Unterfangen, denn er erfordert eine beeindruckende Geste und Anpassung zugleich.

Die Planung für Berlins neues Prestigeprojekt, das Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts am Kulturforum, schreitet zügig voran. Schon sind die ersten Weichen gestellt. Wie die aussehen, will Kulturstaatsministerin Monika Grütters in dieser Woche dem Ausschuss für Kultur und Medien im Bundestag vorstellen. Anscheinend ist die Lust auf das neue Haus, das die für Berlin so wichtigen Werke der Nationalgalerie und der Sammlungen Marx, Marzona und Pietzsch endlich angemessen beherbergen soll, ungebrochen.

Und das soll es werden: ein Museum mit 14 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf mehreren Etagen an der Potsdamer Straße vor der Matthäuskirche. Der exponierte, vom Bund, der Stiftung Preussischer Kulturbesitz und den Sammlern einstimmig favorisierte Standort ist nun endgültig gesetzt. Das Grundstück gehört zu rund 80 Prozent dem Land Berlin, den restlichen Teil besitzen die Evangelische Kirche und ein Hamburger Unternehmer. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller hat signalisiert, dass der Berliner Grundstücksteil kostenneutral an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehen soll.

Das bringt die Dinge zusätzlich in Schwung. Nach der Arrondierung des Grundstücks kann der Bebauungsplan erstellt werden, eineinhalb Jahre sind dafür angesetzt. Bei diesem Museumsbau wollen Bund und Preußen-Stiftung anscheinend die optimale Reihenfolge einhalten. Erst der Bebauungsplan, dann der Zuschlag für den Bauauftrag. Falls es gelingt, einen Schritt nach dem anderen zu gehen, trotz des Wunscheröffnungstermins im Jahr 2021, kann das Risiko böser Überraschungen und Kostensteigerungen wie bei der Staatsoper oder der James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel, vielleicht von Beginn an verringert werden. Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht.

Museumsneubau: Man ist offen für ungewöhnliche Vorschläge

Der wichtigste Punkt ist die architektonische Idee. Wie soll so ein Leuchtturm inmitten von Leuchttürmen aussehen? Ein Museumsneubau – umrahmt von Scharouns Philharmonie, Mies van der Rohes Nationalgalerie und der Matthäuskirche von Stüler, erfordert eine beeindruckende Geste und Anpassung zugleich. Bereits im Mai soll ein offener, internationaler Ideenwettbewerb beginnen, an dem sich auch junge Büros und „Architekten, die noch keine großen Museen oder ähnliche Gebäude geplant oder realisiert haben“ beteiligen sollen, heißt es in Grütters’ Papier. Man ist offen für ungewöhnliche Vorschläge, das ist schon mal gut.

Im Anschluss daran soll ein mehrstufiger Projektwettbewerb beginnen. Daran sollen einige Preisträger aus dem Ideenwettbewerb teilnehmen; außerdem fünf bis zehn renommierte Büros, die von den Bauherren explizit eingeladen werden; dazu 25 Teilnehmer, die aus einem weiteren offenen Wettbewerb rekrutiert werden, an dem sich nur Architekten beteiligen dürfen, die schon ein ähnliches Gebäude realisiert haben. Das gesamte Bewerberfeld besteht dann aus ungefähr 40 Positionen, aus denen letztlich maximal sechs Entwürfe ausgewählt werden. Die städtebauliche Gesamtgestaltung des Kulturforums ist dagegen jetzt kein Thema. Es soll keine Verzögerungen mehr geben.

Gebäude soll als öffentlich private Partnerschaft umgesetzt werden

Grütters’ Papier gibt auch Aufschluss darüber, wie die Realisierung des Baus vonstattengehen soll. Das Gebäude soll nämlich als ÖPP, als öffentlich private Partnerschaft, umgesetzt werden. Das war bei der Anhörung im Haushaltsausschuss des Bundestages im Februar noch nicht klar. Der Generalunternehmer, der sich den Auftrag schnappen will, muss einen der sechs Sieger des Architekturwettbewerbs im Boot haben. So die Regel.

Beim ÖPP-Modell wird üblicherweise ein Generalunternehmer mit allen Aufgaben beauftragt, von der Planung über Durchführung bis hin zum Betrieb. Der Bund und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Auftraggeber würde dann eine Art Miete zahlen, wenn das Museum in Betrieb ist. Bund und Preußenstiftung versprechen sich von dem Vorgehen eine schnellere und kostengünstigere Realisierung, als wenn der Museumsbau in der Hand des Bundes wäre. Das ist Neuland für alle, denn: Die sonstigen Bauprojekte der Preußen-Stiftung, etwa die Sanierung der Neuen Nationalgalerie, werden vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), umgesetzt.

200 Millionen Euro für den Bau des Moderne-Museums

Ob der Bau tatsächlich wirtschaftlicher durchgeführt werden kann, wenn ein privater Unternehmer und nicht die öffentliche Hand die Verantwortung trägt, ist in Fachkreisen umstritten. Die Erfahrungen sind divers. Die Zahlen für ÖPP-Bauprojekte sind nicht öffentlich und können kaum verglichen werden. In Deutschland wurden bisher vor allem Autobahnabschnitte, Schulen und Kindergärten mit ÖPP umgesetzt. In Frankreich ist das Modell weiter verbreitet. Seit die öffentliche Hand in Frankreich aber auch die ÖPP-Bauten im Haushalt ausweisen muss, gingen die Projekte laut Experten um ein Fünftel zurück. Im Bundeshaushalt sind 200 Millionen Euro für den Bau des Moderne-Museums eingestellt. Das war vor allem ein Verdienst von Monika Grütters, die nun offensichtlich weiterhin auf die Tube drückt.

heute: Diskussion mit Tim Renner und den Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs und Rüdiger Kruse, 19 Uhr, Haus der Commerzbank, Pariser Platz 1

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