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Der Goldene Bär der Berlinale im Filmmuseum in Potsdam.

© Soeren Stache/dpa

Update

Pläne für die Berlinale 2021: Jetzt hilft nur Optimismus

Die Berlinale und Monika Grütters haben ihre Pläne für die zweigeteilte Berlinale erklärt. In die Jury werden sechs Bären-Gewinner berufen.

Von Andreas Busche

Der Ruf nach politischer Unterstützung hallt seit kurzem wieder lauter durch den verwaisten Kulturbetrieb. Aber es ist nicht nur ein Zeichen der Solidarität, dass am Montagvormittag bei der Online-Pressekonferenz der Berlinale Monika Grütters neben der Festivalleitung Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek sitzt. „Die Berlinale hat in der Bundesregierung und der BKM eine engagierte und starke Partnerin“, erklärt die Kulturstaatsministerin in ihren Eröffnungsworten.

Sie wolle mit der Durchführung der Berlinale 2021, die pandemiebedingt als Fortsetzungsgeschichte stattfindet (mit dem „European Film Market“ vom 1. bis 5. März und dem „Berlinale Sommer Special“ vom 9. bis 20. Juni), ein „Ermutigungssignal“ setzen, dass der Bund in diesem Ausnahmejahr „eine filmpolitische Rolle übernimmt“. Daher sei für alle Parteien klar gewesen, dass die Teilung der Berlinale in ein Branchenevent und ein Publikumsfestival die einzig realistische Option bleibt.

Daran geknüpft sind aber auch finanzielle Fragen, weswegen Grütters sich kurz verpflichtet sieht, ihre Teilnahme an der obligatorischen Pressekonferenz Anfang Februar, in der es gewöhnlich nur noch um Inhalte und Programme geht, zu erklären. Nicht nur die Entwicklung der Pandemie entscheidet über die Realisierung einer Veranstaltung für alle Berliner*innen im Sommer, sondern auch die Deckung der Kosten, die sich dank diverser unsicherer Faktoren (Ticketverkäufe, Sponsoren, selbst eine mögliche Absage) zum jetzigen Zeitpunkt schwer beziffern lassen.

Grütters stellt daher klar, dass Geld in dieser Situation eine nachrangige Rolle spielt: „Wir haben für das best- und worst-case-Szenario vorgesorgt und rechnen mit einem Zuschuss von zehn bis 15 Millionen Euro.“ Das wäre zusätzlich zum regulären Anteil des Bundes von 10,4 Millionen Euro - und damit ein Großteil des Gesamtbudgets, das sich in den Vorjahren stets auf etwa 28 Millionen Euro belief. Hierbei hilft auch die Aufstockung durch Mittel aus dem Corona-Förderprogramm „Neustart Kultur“. Grütters: „Es ist ein Signal an Wirtschaft und Publikum. Die Leute brauchen etwas, auf das sie sich freuen können.“

Die Jury wird in Berlin Filme gucken

Zur Vorfreude besteht jedenfalls Anlass, wie schon ein Blick auf die Jury zeigt. Der künstlerische Leiter Carlo Chatrian erklärt, dass in diesem Jahr sechs Gewinner*innen des Goldenen Bären über die Preise entscheiden; und da alle Bären gleichwertig sind, wird es auch keinen Vorsitz geben. Die Namen lesen sich wie ein Who-is-Who des gegenwärtigen Arthousekinos: Vorjahressieger Mohammad Rasoulof („Es gibt kein Böses“), der sich im Iran seit über einem halben Jahr im Hausarrest befindet, die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi („Body and Soul“), der Israeli Nadav Lapid („Synonymes“), Adina Pintilie („Touch Me Not“) aus Rumänien, die bosnische Regisseurin Jasmila Žbanić („Esmas Geheimnis“) sowie der Dokumentarfilmer Gianfranco Rosi („Seefeuer“). Damit bekennt sich Chatrian in mehrfacher Hinsicht zur Berlinale-Geschichte: Die erste Ausgabe eröffnete fast exakt 70 Jahre zuvor, am 6. Juni 1951, im Titania Palast - mit Alfred Hitchcocks "Rebecca".

Die Jury wird sich Ende Februar in Berlin einfinden, denn Chatrian ist es wichtig, dass die Mitglieder die Filme gemeinsam im Kino sehen. Nur Rasoulof muss die Nominierten in seinem Heimkino in Teheran sichten. Zur aktuellen Situation des Filmemachers erklärt Chatrian, dass die Pandemie auch die iranische Justiz verlangsamt habe. Rasoulof wartet weiter auf das Urteil der zweiten Anklage, freue sich aber über diese Sichtbarkeit, die in seiner Lage eher hilfreich sei.

Die Filmschaffenden suchen Austausch mit dem Publikum

Was die Publikums-Berlinale im Sommer angeht, wagt Rissenbeek im Moment keine Prognose. Eine digitale Alternative zum Präsenzfestival gebe es für sie nicht, sollte die Pandemie weiter grassieren. Durch den Zeitpunkt zwei Wochen vor den Berliner Sommerferien habe man aber noch etwas Spielraum nach hinten – eine Option, die man sich offen halte.

Rissenbeek: „Die Filmschaffenden suchen den Austausch mit dem Publikum.“ Außerdem gehe es natürlich nicht nur um die Berlinale. „Wenn im Juni weiter Lockdown ist, wird die ganze Filmbranche leiden.“ Aus diesem Grund habe man sich mit den lokalen Kinobetreibern auch auf eine Partnerschaft geeinigt. Statt die Kinos wie üblich anzumieten, tritt man gemeinsam als Veranstalter auf, die Einnahmen aus den Kartenverkäufen sollen den insgesamt zehn beteiligten Kinos zugute kommen.

Eines will Rissenbeek aber jetzt schon versprechen: Die Sommer-Berlinale soll keine Ersatzveranstaltung werden. Etwa 80 Filme werden im Programm stehen, der Eröffnungsfilm wird zeitgleich in mehreren Kinos aufgeführt, es finden Preisverleihungen statt, und internationale Gäste werden erwartet. „Es wird in der Stadt ein Festival-Gefühl geben, mit rotem Teppich!“ Nur ist eben die Dramaturgie in diesem Jahr, wie überhaupt so mache Routine, auf den Kopf gestellt. Wenn am 11. Februar die Auswahl des Wettbewerbs bekanntgegeben wird, interessiert das zunächst nur einige tausend Branchenvertreter*innen und Journalist*innen. Für den Rest gilt: durchhalten bis zum Sommer.

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