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Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, sprich bei der Jahres-Pressekonferenz des Instituts.

© Rainer Jensen/dpa

Pläne des Goethe-Instituts: Räume für die Freiheit und Europa first

Zivilgesellschaft stärken, Kreativwirtschaft und interkulturelle Zusammenarbeit in Europa voranbringen. Was das Goethe-Institut plant.

Johannes Ebert war gerade in Carlisle und Skopje. Europa von den Rändern betrachtet, aus der Perspektive der britisch-schottischen Grenze und mit mazedonischer Brille, das ergibt andere Gespräche als in der Hauptstadt, erzählt der Generalsekretär des Goethe-Instituts. Netzwerken gehört bekanntlich zu den Stärken von Goethe, derzeit vernetzt es europäische Städte zu Tandems. „Freiraum“ heißt das Projekt, bei dem Themen wie Stadtplanung, Populismus, Nationalismus oder Diversität im Doppel bearbeitet werden, mit Blick auf den Stand der Dinge in Sachen Freiheit. Im Januar geht es nach Belgrad und Madrid, vom 12. bis 14. März werden erste Ergebnisse in Berlin präsentiert.

Europa first, so lässt sich zusammenfassen, was Ebert und Goethe-Präsident Klaus-Dieter Lehmann bei ihrer Jahresbilanz in der Berliner Goethe-Dependance berichten. Zivilgesellschaft stärken, Kreativwirtschaft und interkulturelle Zusammenarbeit voranbringen, neben den Sprach- und Bildungsprogrammen – das geschieht natürlich in allen 159 Instituten in 98 Ländern. Aber Europa driftet auseinander, deshalb gilt es hier besonders, Löcher in die Mauer der Abschottung zu schlagen, wie Lehmann es nennt.

Etwa beim Projekt „Ortsgespräche“ in mittelgroßen und kleineren Städten Polens und Ungarns, wo die Benachteiligten und derzeit vieldiskutierten Abgehängten zu Wort kommen sollen. Oder mit länderübergreifenden Initiativen wie „Be Mobile“, an der auch das Institut Français beteiligt ist: Türkischen Künstlerinnen und Künstlern soll ein zeitweiliger Arbeitsaufenthalt in Deutschland oder einem Nachbarland der Türkei ermöglicht werden, umgekehrt können europäische Kulturschaffende eine türkische Residenz in Anspruch nehmen. Mit dabei ist unter anderem das Künstlerhaus Bethanien.

Etat um 15 Millionen Euro aufgestockt

Schutzräume für bedrohte Künstler in Zeiten schwindender Meinungsfreiheit, sie stellt auch die Martin-Roth-Initiative in Kooperation mit Goethe bereit. So wird demokratiefeindlichen Tendenzen entgegengesteuert. Andere Freiräume eröffnet die „Digitale Netzwerkuniversität“, an der ukrainische, georgische, russische und deutsche Unis beteiligt sind.

Die gute Nachricht: Der Goethe-Etat wurde aufgestockt seitens des Bundes, um 15 Millionen Euro für 2018/19 auf 416 Millionen in diesem Jahr. Damit kann das Institut nicht nur überfällige Gehaltserhöhungen für die Mitarbeiter finanzieren, sondern unter anderem auch einen Koproduktionsfond einrichten. Und das Engagement gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa vorantreiben, das heftig diskutierte Thema Post-Kolonialismus mit angehen und Programme für junge Kultur-Unternehmen auflegen. Yemisi Mokuolu berichtet vom „AyadaLab“ in Städten wie Accra oder Nairobi, wo junge Start-ups gezielt gefördert werden. Afrika nicht als Problem-Kontinent, sondern als Land der Zukunft.

Trotzdem reicht das Geld nicht. Wenn das Fachkräfteeinwanderungsgesetz kommt, wird Goethe alle Hände voll zu tun haben, beim Anwerben in aller Welt zu helfen und vor allem genügend Sprachunterricht anzubieten, um Altenpflegern und Ärztinnen auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in Deutschland zu ermöglichen. Migration und Mobilität in einer unruhigen Welt: „Die Route wird neu berechnet“, so der Titel des zweiten großen Kultursymposiums des Instituts. Es findet vom 19.-21. Juni statt, in der Goethe-Stadt Weimar.

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