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Stöbern und Schmökern. In der Bibliothek findet jeder etwas für sich.

© imago/Hanke

Plädoyer für das Lesen: Alan Gratz’ Roman über den Wert von Büchern

Amys Lieblingsbuch wird aus der Schulbibliothek verbannt. Die Neunjährige organisiert Wiederstand – und bekommt überraschende Hilfe.

Amy ist entsetzt. Das Buch, das sie am liebsten und immer wieder gern liest, ist aus der Schulbibliothek verschwunden, „weil einige Eltern sich zusammengeschlossen haben und der Meinung sind, das Buch sei für eine Grundschule ungeeignet. Der Schulausschuss hat ihnen zugestimmt“, teilt ihr die Bibliothekarin Mrs. Jones mit. „Dein Lieblingsbuch wurde aus der Schulbibliothek verbannt.“

Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist in manchen Staaten der USA durchaus Realität. Aber die neunjährige Amy findet sich mit dieser für sie unverständlichen Maßnahme nicht ab. Wie sie ihren Widerstand organisiert, erzählt Alan Gratz in dem wunderbaren Roman „Amy und die geheime Bibliothek“.

Die Bibliothekarin bittet Amy um Unterstützung. Das Mädchen soll vor dem Schulausschuss erzählen, warum ihr das Buch so wichtig ist. Eine schwere Aufgabe für Amy, denn sie sagt eigentlich nie, was sie denkt. Zu schweigen und sich zu fügen, mag manchmal durchaus ratsam sein. Amy aber stellt ihre Interessen immer zurück und sagt, was von ihr erwartet wird, ganz gleich, ob es um ihre Eltern, ihre nervigen Geschwister oder die Lehrer geht. Amy zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück – am liebsten mit einem Buch. Aber Bücher einfach zu verbannen, das geht dann doch zu weit. Amy muss handeln, und sie bekommt Hilfe von ihren Freundinnen Rebecca und Danny. Und da wäre noch Trey, Sohn jener Mutter, die sich für die Verbannung der Bücher starkgemacht hat. Kann man ihm trauen? Er zeichnet in einem fort. Die Freundinnen finden ihn verdächtig.

Auch die Bibliothekarin gerät ins Visier

Die Schüler gründen in Amys Spind die G.S.B., die „Geheime Schließfach-Bibliothek, um allen zu ermöglichen, die „verbotenen“ Bücher zu schmökern. Lesen ist ein Menschenrecht, davon sind die Kinder überzeugt. Aber es ist nicht so einfach, sich dem Einfluss einer mächtigen Elternvertreterin zu entziehen. Auch die Bibliothekarin gerät in ihr Visier, weil sie Widerstand leistet. Im Schulausschuss knickt Amy zunächst ein, sie lässt ihre Bibliothekarin sprichwörtlich im Regen stehen. Aber das Mädchen lernt aus Fehlern. Allmählich gelingt es ihr auch, sich in ihrer Familie zu behaupten und durchzusetzen. Sie weiß, dass sie richtig liegt und engagiert sich.

Alan Gratz: Amy und die geheime Bibliothek. Carl Hanser Verlag, München 2019.
Alan Gratz: Amy und die geheime Bibliothek. Carl Hanser Verlag, München 2019.

© Cover: promo

Gratz macht seinen jungen Lesern und Leserinnen Mut, die eigene Stimme zu erheben und sich zu wehren, privat und öffentlich. Er ist ein kluger feinsinniger Beobachter, der mit viel Humor und genialen Einfällen großes Lesevergnügen bereitet. „Amy und die geheime Bibliothek“ (Aus dem Englischen von Meritxell Janina Piel. Carl Hanser Verlag, München 2019. 248 Seiten. 15 Euro, ab zehn Jahren) ist ein flammendes Plädoyer für das Recht auf Bücher. Schlimm genug, dass es bedroht ist.

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