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Emmanuel Pahud

© Josef Fischnaller

Pierre Boulez Saal: Holde Flöte

Daniel Barenboim, Emmanuel Pahud und das Boulez-Ensemble beeindrucken mit einer Uraufführung von Luca Francesconi

Im Zeitalter historisch orientierter Aufführungspraxis sitzt Daniel Barenboim am modernen Konzertflügel und begleitet Sonaten von Bach. Eine Extravaganz mit persönlicher Note. Solist ist Emmanuel Pahud, der berühmte Berliner Philharmoniker. Es kommt zu dem märchenhaften Effekt, dass der ganze Abend die Aura eines unendlichen Flötenspiels gewinnt. Gute zwei Stunden dominiert Pahuds Flöte, da Barenboim in das Programm, das er mit dem Boulez-Ensemble aufbietet, zwei flötenbestimmte zeitgenössische Stücke eingelassen hat: „Dérive 1“ von Boulez und als Uraufführung „Daedalus“ von Luca Francesconi. Beide Werke präsentieren dieselbe Besetzung: Flöte, Klarinette, Schlagwerk, Klavier, Violine und Cello. Im Pierre Boulez Saal erinnern die Umbauten bislang noch ein wenig an abenteuerliche Geländespiele.

Wild und verspielt zugleich ist Francesconis "Daedalus"

Francesconis Musiklabyrinth führt in eine Klangwelt von kristallener Klarheit. Eine Ahnung von „Syrinx“ erwacht im einleitend sprechenden Monolog der unbegleiteten Flöte, hier „wie ein dionysischer Elf“. Das melodische Denken verbindet den Italiener mit seinem Landsmann und Lehrer Luciano Berio. Es ist beinahe stimmlicher Ausdruck, der die Cellokantilene Sennu Laines erfüllt, vielschichtige Farbenspiele wechseln kaleidoskopartig in immer neue Muster. Spitzenspieler der Staatskapelle – Tibor Reman, Dominic Oelze, Wolfram Brandt, Sennu Laine – und der Pianist Karim Said bezeugen, wie glänzend diese Charaktermusik instrumentiert ist, bis sie nach 25 Minuten mit Klappengeräuschen und anderen Tupfern leise zu Ende geht. So erklingt eine Komposition im Gedenken an Boulez, dessen eigenes Werk sich strenger ausnimmt als der so eruptive, wilde wie verspielte „Daedalus“.

Flötensonaten aus den Köthener Jahren Bachs umschließen die neue Musik. Pahud und Barenboim schweben auf der Applauswoge. Im Andante der e-Moll-Sonate kommt Romantik auf, beim Schwelgen im Kontrapunkt wie im berühmten Largo der h-Moll-Sonate akzentuiert der Pianist dolce und diskret. Besonders anmutig gelingt die Es-Dur-Sonate, auch im Hinblick darauf, dass sie womöglich gar nicht von Bach stammt.

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