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Drei mit Luft. Emmanuel Pahud, Albrecht Mayer und Andreas Ottensamer sind Solisten der Berliner Philharmoniker.

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Philharmoniker auf Solowegen: Drei sind keiner zuviel

Sensationelle Solisten an Flöte, Oboe und Klarinette: Ein klassischer All-Star-Abend in der Philharmonie mit der Kammerakademie Potsdam.

Die Solobläser der Berliner Philharmoniker haben ein aufregendes Doppelleben: Die eine Hälfte ihrer Zeit sind sie für das Orchester da, ordnen ihre Künstlerpersönlichkeit den Bedürfnissen der Gruppen unter, fügen sich in den kollektiven Klang ein. Die andere Hälfte widmen sie ihrer eigenen Karriere, nehmen CDs auf, machen Kammermusik und treten als Gaststars bei anderen Ensembles auf.

Die Kammerakademie Potsdam ist da besonders beliebt, auch Dank des überschaubaren Anreisewegs. Regelmäßig sind der Flötist Emmanuel Pahud, der Oboist Albrecht Mayer und der Klarinettist Andreas Ottensamer im angenehm intimen, architektonisch außergewöhnlichen Nikolaisaal in der brandenburgischen Landeshauptstadt zu erleben.

Allerdings immer nur einzeln. Nun aber ist es Alexander Hollensteiner, dem Geschäftsführer der Kammerakademie Potsdam, gelungen, die Terminkalender aller drei Holzbläser für einen gemeinsamen Auftritt zu synchronisieren. Der am Dienstag in Berlin stattfand, an vertrautem Ort in der Philharmonie nämlich. Und sehr viele Fans der Top-Instrumentalisten wie auch der Kammerakademie wollten dabei sein, trotz des perfekten Biergartenwetters.

Emmanuel Pahud, Albrecht Mayer und Andreas Ottensamer gehen erstmal zusammen fremd

Für alle denkbaren Doppelkombinationen finden sich in der Musikgeschichte tatsächlich passende Originalwerke: Zunächst stehen Pahud und Mayer im 1830 uraufgeführten Konzert für Flöte, Oboe und Orchester von Ignaz Moscheles auf der Bühne. In der erstaunlich langen, langsamen Einleitung umschleichen sie sich wie schüchterne Verliebte, um im lieblichen Hauptthema dann zu trauter Zweisamkeit zu finden. Galant ist der Umgang der beiden miteinander, selbst dort, wo sie sich später wie Operndiven mit koketten Koloraturen überbieten werden.

Der Aspekt des Kräftemessens zwischen zwei Spitzenkräften wird in Franz Danzis Sinfonia Concertante B-Dur deutlicher, auch optisch. Denn Andreas Ottensamer, der nun mit Pahud spielt, agiert körperbetonter, setzt dem brillanten Glanz der Flöte selbstbewusst den beseelten Ton und die Klangfülle seiner Klarinette entgegen. Im langsamen Satz entwickelt sich ein Dialog voll Herzensharmonie zwischen den Musikerfreunden, im finalen Allegretto aber kommt es erneut zu einem Schneller-Höher-Weiter-Wettkampf zwischen den Alphatieren, ausgeführt mit der Eleganz von Florettfechtern.

Artistische Wettkämpfe unter Alphatieren, bei denen das Publikum stets Gewinner ist

Natürlich geht das Spiel um Platz eins bei solchen sensationellen Solisten unentschieden aus – Gewinner ist stets das Publikum, das sich am Unterhaltungswert dieser Duelle erfreuen darf. Ein weiteres, rokokohaft tändelndes Danzi-Werk folgt, nun mit Mayer und Ottensamer als Protagonisten, die an Robert Schumanns fiktive Geistesbrüder Florestan und Eusebius erinnern, wobei der Klarinettist die Rolle des leidenschaftlichen Tatmenschen übernimmt und der Oboist die des poetischen Schwärmers.

Zur Krönung des umjubelten All-Star-Abends hat der philharmonische Cellist Stephan Koncz seinen Kollegen die ursprünglich für zwei Flöten konzipierte „Rigoletto“-Fantasie von Franz und Karl Doppler so umgeschrieben, dass drei vollgültige Parts entstanden sind, effektsicher ausbalanciert zwischen Virtuosität und Wahrhaftigkeit. Dass als Zugabe das Terzettino aus „Così fan tutte“ folgt, passt perfekt zu den beiden Mozart-Werken, die die Kammerakademie Potsdam zuvor mit viel Feuer interpretiert hat: der Haffner-Sinfonie sowie der „Così“-Ouvertüre.

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