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Kultur: Peter Gabriel

Diese Woche auf Platz 58 mit: „Play – The Videos“

Der Blick in die Charts gleicht diese Woche einem Blick in das Mesozoikum der Popmusik. Dinosaurier wie Tina Turner, Neil Young oder Phil Collins, Nirvana, Bon Jovi blicken noch einmal auf die Höhepunkte ihrer Laufbahn. Es ist die Zeit der Best-of-Compilations, Box-Sets und Prachteditionen. Rund ein Drittel der Top 100 besteht derzeit aus solchen Recycling-Produkten. Sogar der Film „The Wall“ von Pink Floyd ist darunter. Ist das noch Weihnachtsgeschäft, oder muss man schon von Restauration sprechen?

Die größten Blockbuster heißen allerdings: Genesis. Zweimal durch Phil Collins vertreten und einmal durch Peter Gabriel, der schon vor beinahe 30 Jahren ausstieg. Gabriel hat nicht nur in kreativer Hinsicht seine früheren Kollegen weit hinter sich gelassen. Er hat durch W.O.M.A.D.-Festival und „Real World“- Label dazu beigetragen, dass die multikulturellen Gesellschaften einander – zumindest musikalisch – zuhören. Dass seine DVD nun auf Platz 58 der Album-Charts steht, liegt daran, dass ihre Verkaufszahlen nicht mit denen eines Albums zusammengerechnet werden. Bei DVDs werden noch immer kleine Brötchen gebacken: Für 25000 gibt es schon Gold.

Aber was sollen all der Tand und Talmi. Peter Gabriel hat vor seine bekannten und immer wieder hübschen Clips hier als Opener ein Stück gesetzt, dass er allein am Flügel singt. Es heißt „Father, Son“ und handelt vom Verhältnis des Sohnes zum Vater. Gabriel blendet dazu grobkörnige Super-8-Aufnahmen ein, wie man sie in vielen Familien an Weihnachten hervorkramt. Sie zeigen den sehr betagten Vater und den Sohn in inniger Nähe, Bilder und Worte, aus denen Urvertrauen spricht. „Father, Son“ ist kein Hit. Aber als Lied über eine seltener besungene, bedingungslose Liebe herzerwärmend.

Ralph Geisenhanslüke

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