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Engagiert. Simon beim Global Citizen Live in New York, 25. September 2021.

© imago images/UPI Photo

Paul Simon wird 80: Das Herz des Boxers

Er ist einer der größten Songwriter unserer Zeit und engagiert sich als Künstler auch politisch. Heute wird Paul Simon 80 Jahre alt. Eine Gratulation.

Es gibt Hits und es gibt Oldies, es gibt Evergreens und Ohrwürmer. Und es gibt Songs von noch ganz anderer Art. „The Sound Of Silence“ und „The Boxer“ und auch „Mrs. Robinson“ gehören dazu. Sie intonieren die Atmosphäre einer Stadt, sie umfassen ein Jahrzehnt, ein halbes Leben. Wenn der „Rolling Stone“ Paul Simon nur auf Platz 8 der besten Songwriter führt – Nr. 1 ist Bob Dylan, auf Platz 2 und 3 stehen Paul McCartney und John Lennon –, so erkennt man die Beschränktheit von Listen und Rangfolgen.

Im Sommer 2018 steht er im Hyde Park allein mit seiner Gitarre und Hut auf der Bühne, die Sonne ist über London untergegangen, und schon nach den ersten Zupfern kommt Bewegung ins Publikum. „Hello darkness my old friend ...“. Paul Simon ist auf Abschiedstour. Er schaut ins tiefe Dunkelblau des Abends und beginnt das Zwiegespräch mit Worten und Noten, die er Mitte der Sechzigerjahre schrieb.

Damals war der Junge aus Newark, New Jersey, scheinbar unzertrennlich verbunden mit Art Garfunkel. Sie kannten sich seit 1957. Das Duo sang wie auf Himmelsleitern. 1970 erschien „Bridge Over Troubled Water“, eine Sinfonie in 4 Minuten und 55 Sekunden, das Album wurde mit sechs Grammys ausgezeichnet. Und dann war Schluss, Simon and Garfunkel vollzogen die Trennung der Egos, im gleichen Jahr wie die Beatles.

Sie sind später immer mal wieder gemeinsam aufgetreten. Das Benefizkonzert 1981 im Central Park mit über einer halben Million Besuchern wurde zur Legende. Um Geld für die Sanierung der grünen Lunge New Yorks zusammenzubringen, hatten Art Garfunkel und Paul Simon ihren alten Streit um die musikalische Richtung vorübergehend beigelegt. Im Oktober 2020 sang Paul Simon aus dem Lockdown „Here Comes The Sun“ für die Biodiversity Foundation des Wissenschaftles und Naturschützers E. O. Wilson.

Ein herausragender Musiker muss kein guter Mensch sein. Aber Paul Simon hat viel Gutes ins Werk gesetzt in seiner langen Karriere. Wegweisend war sein Zusammenspiel mit Musikern aus Südafrika noch während der Apartheid. Das Album „Graceland“ erschien 1986 und brachte einen neuen Schwung von Songs, die sich unwiderstehlich einprägten: „The Boy in the Bubble“, „You Can Call Me Al“.

Paul Simons Gefühl für Instrumentierung und Rhythmus ist so subtil wie emotional. Vor ein paar Jahren beglückte er das Publikum im Tempodrom noch einmal mit poetischer Klarheit und einer Melancholie, die etwas zutiefst Humanes besitzt. An diesem Mittwoch feiert er 80. Geburstag. „I am just a poor boy/Though my story’s seldom told“: Möge seine Geschichte noch oft besungen und gesungen werden, lie-la-lie ...

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