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© dpa

Party-Marathon: Feier frei!

Til Schweiger kam mit einem großem Scheck, Dieter Kosslick hielt lange durch. Streifzug durchs Nachtleben.

Mit einem großen Scheck unterm Arm kletterte Til Schweiger am Samstagabend auf die Bühne im Ritz – eine Runde Champagner wollte er damit allerdings nicht schmeißen, sondern Geld zurück zahlen, das er vom Medienboard Berlin-Brandenburg bekommen hatte. Mit 900 000 Euro war sein Film „Zweiohrküken“ gefördert worden. Beim Empfang des Medienboards bedankte er sich zusammen mit Kollegin Nora Tschirner für die Unterstützung. Kirsten Niehuus und Petra Müller, Geschäftsführerinnen des Medienboards, freuten sich nicht nur über Schweigers Erfolg. „Vier der in Berlin und Brandenburg gedrehten Filme sind sogar 13 Mal für den Oscar nominiert“, sagte Niehuus. Darauf sind auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) stolz. Christoffers kündigte sogar an, künftig mehr Geld in die Filmförderung fließen zu lassen. Das hörten die Gäste aus der Filmwirtschaft gerne, darunter die Regisseure Tom Tykwer, Wim Wenders und Simon Verhoeven sowie die Schauspieler Jana Pallaske, Hannelore Hoger, Christiane Paul und August Diehl. Für Regisseur Jo Baier gab’s dann noch eine Überraschung. Er hatte Geburtstag und bekam eine riesige Schokoaldentorte serviert.

Dicht gehalten hatten auch die geladenen Gäste des Empfangs zu Ehren von Shah Rukh Khan und dem übrigen Team von „My Name Is Khan“. Man möge bitte Ort und Zeit nicht verraten, hatte es im Vorfeld geheißen. Die exklusive Feier am späten Freitagabend im China Club an der Behrenstraße sollte eben exklusiv bleiben, ohne Fan-Pulk am Eingang.

Eine wirklich exklusive Runde: einige Presseleute eben, dazu Leute aus der Branche, Kinobetreiber, Filmrechtehändler – sowas in der Richtung. Und es fand nicht mal im Hauptraum statt, sondern in einem der Nebengelasse, offenbar dem Raucherzimmer, jedenfalls standen jede Menge Aschenbecher parat und wurden fleißig gefüllt, als gelte es, etwas nachzuholen.

Der Star und sein Gefolge kamen spät, es hatte bei der umjubelten Vorführung im Berlinale-Palast eine Verzögerung gegeben, aber immerhin, er kam, während im Tagesverlauf zahlreiche Interviews ausgefallen waren. Über die Gründe gab es Gerüchte: Die indischen Turbulenzen um Star und Film sollen zahlreiche Telefonate zwischen Berlin und dem Subkontinent erfordert haben. Eine Bestätigung gab es dafür nicht, aber auch kein Dementi. Wie auch immer, es war dann doch eine nette Runde, vor allem überschaubar. Der Star war wohlfrisiert und von überraschend moderater Größe, die Bodyguards hatten vorher nur kurz um die Ecke geschaut, ob alles in Ordnung war. War es auch.

Ganz anders die Party zu „The Ghost Writer“, die etwa zeitgleich im Palais der Kulturbrauerei ablief. Ein Riesenraum, mit Beletage für die VIPs, vorneweg Ewan McGregor, Pierce Brosnan und Robert Harris. Dröhnende Diskoklänge, Stellwände mit Drehbuchseiten gepflastert und das rhythmisch durchwummerte Dunkel durch projizierte Textzeilen aufgehellt. Für einen, der nach einem anstrengenden Berlinale-Tag Ruhe suchte, garantiert kein Vergnügen, dafür nikotinfrei: Die Raucher standen draußen und verstopften den Eingang.

Ministau auch am Palais am Festungsgraben in Mitte: Dort trug TV-Schauspielerin Alexandra Neldel („Verliebt in Berlin“) am Freitagabend plötzlich einen Arm voller Blumen. Überreicht hatte ihr das Bouquet Berlins BMW-Chef Hans-Reiner Schröder mitten auf dem roten Teppich. Als guter Gastgeber wusste Schröder natürlich, dass Neldel tags zuvor 34. Geburtstag gefeiert hatte. Eingeladen zur Festival Night hatten zwar Berlinale-Sponsor BMW und die „Bunte“, doch Magazin-Chefin Patricia Riekel ließ sich entschuldigen – wegen eines Geburtstags. Verleger Hubert Burda feierte in München seinen 70. So begrüßte der BMW-Chef ohne „bunte“ Unterstützung bei Pommery und fliegendem Büfett die Gäste, unter anderem Berlinale-Chef Dieter Kosslick, die Schauspieler Christopher Lee, Iris Berben, Marie Bäumer, Katja Riemann, die Botschafter Philip Murphy aus den USA und Vladimir Kotenev aus Russland, außerdem Doris Schröder-Köpf. Zwar machten immer mal wieder Gerüchte die Runde, dass auch Pierce Brosnan, Ewan McGregor und Leonardo DiCaprio mitfeiern wollten, die tauchten bis zum frühen Morgen aber nicht auf, wurden vielleicht von bösen Agenten am Kommen gehindert, vermuteten manche. Keks-Unternehmer Hermann Bühlbecker, der über die Glamour-Schiene den Lambertz-Printen zu internationalem Ruhm verholfen hat, fand, dass es sowieso unnötig sei, per Name-Dropping Star-Erwartungen zu wecken. „Es ist doch ein wundervoller Abend, interessante Menschen, gutes Essen, tolles Ambiente.“ Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hatte seine offiziellen Berlinale-Repräsentationstermine inklusive einer Begegnung mit Shah Rukh Khan offenbar genossen, auch wenn sie ihn vom Kino ferngehalten hatten. Dieter Kosslick, der einzelne Partys normalerweise nur mit einer raschen Spur der Küsschen überzieht, blieb lange im VIP-Corner sitzen. Von seinem Metropolis-Coup am Brandenburger Tor war er sichtlich ergriffen: „Unbedingt, unbedingt ansehen!“ PR-Unternehmerin Alexandra von Rehlingen erzählte, wie das Wetter viele Eröffnungsgäste ferngehalten hat: „In München ging gar nichts mehr.“ Auch Regisseur Jan Schütte war mit einem Tag Schnee-Verspätung aus Boston angekommen, genoss die Festival Night an der Seite seiner Frau, der Berlinale-Protokollchefin Christina Gräfin Szapary.

Manche Gäste kamen spät aus dem Museum für Kommunikation, wo ARD Degeto und Das Erste den Branchentreff „Blue Hour“ eröffnet hatten. Programmdirektor Volker Herres begrüßte unter anderem Produzentin Regina Ziegler, ihren Mann Wolf Gremm und die Schauspielerinnen Gudrun Landgrebe und Anouschka Renzi und erinnerte daran, dass nicht allein die Berlinale dieses Jahr 60 Jahre alt wird, sondern auch die ARD, und dass aus alter Freundschaft nun eine echte Partnerschaft geworden sei.

Dass weniger manchmal mehr sein kann, gilt eigentlich auch auf dem roten Teppich. Doch beim Branchentreff „Movie meets Media“ von Eventmacher Sören Bauer und ProSieben am Freitagabend im Ritz hatten einige Starlets diese ungeschriebene Regel irgendwie missverstanden: Das Weniger an Stoff glichen sie durch ein Mehr an Accessoires und Make-up aus – ein Look, der beispielsweise den Sängerinnen der Girl-Band Monrose besonders gut gefällt, von Stylisten jedoch eher skeptisch beurteilt werden dürfte. Aber die schienen an diesem Abend ohnehin freigehabt zu haben. Dafür kamen dann zwei Moderatorinnen, die wohl einen inoffiziellen Wettbewerb um den Auftritt als grellste Glitzerkugel austragen wollten: Gülcan Kamps, die sowohl auf dem Minikleid als auch an Stilettos funkelnde Steinchen zeigte, daneben Sonya Kraus, die sich für ein rotpinkes Pailettenminikleid entschieden hatte – bei so viel Bling-Bling im Ballsaal konnte selbst der Kronleuchter nicht mehr mithalten.

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