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Ozzy Osbourne, am 3.12. 1948 geboren, wuchs als viertes von sechs Kindern in einem Arbeiter-Vorort von Birmingham auf.

© picture alliance/dpa/Adam Warzawa

Ozzy Osbourne wird 70: Satan kann auch nett sein

Vom Madman des Hardrock zum Familienvater: Dem Black-Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne zum 70. Geburtstag.

Von Jörg Wunder

Die Sache mit der Fledermaus wird er nicht mehr los. Obwohl sie mehr als sein halbes Leben zurückliegt und auf einem Missverständnis beruhte: 1982 warf ein Zuschauer bei einem Konzert von Ozzy Osbourne eine Fledermaus auf die Bühne. Ob das bedauernswerte Tier tot oder lebendig war, ist strittig. Auf jeden Fall war sie nicht aus Gummi, wie der Hardrock-Wüterich glaubte und ihr den Kopf abbiss. Dass er selbiges kurz zuvor - im Drogenrausch - auch mit einer Taube getan haben soll, passt ins Bild eines frühdekadenten Rockstars, der 1979 von seinen Kollegen von Black Sabbath – eine der härtesten Rockbands des Planeten mit nicht gerade zimperlichen Umgangsformen – wegen Alkohol-, Drogen- und Sexexzessen gefeuert worden war.

John Michael Osbourne wächst als viertes von sechs Kindern in einem Arbeiter-Vorort von Birmingham auf. Er versucht sich als Maler, Schlachter, Klempner und dilettantischer Gelegenheitsdieb, ehe er sein Talent als Sänger entdeckt. 1969 gründet Ozzy mit Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward Black Sabbath. Deren brachialer Sound setzt neue Härtemaßstäbe und bietet, anders als Hardrock-Bands wie Led Zeppelin oder Deep Purple, keinen Fantasy-Eskapismus, sondern Polit-Anklagen („War Pigs“), Psychotrips („Paranoid“) oder Techno-Dystopien („Iron Man“).

Die ersten vier Alben von Black Sabbath gehören zum Kanon des Heavy Metal und haben zahllose spätere Bands beeinflusst. Osbourne festigt in dieser Zeit mit provokantem Bühnenverhalten sein Image als Vorzeigefinsterling und „Madman“, wobei die der Band unterstellten satanistischen Umtriebe eher kalkulierten Tabubrüchen mit christlicher Symbolik entspringen. Nach seinem Rauswurf stellte Osbourne mit seiner Managerin und späteren zweiten Frau Sharon Levy, Tochter des Plattenmoguls Don Arden, eine neue Band zusammen und forciert eine erfolgreiche Solokarriere, gestört nur von seinem immer wieder unberechenbaren Verhalten. Auch das profitable Ozzfest, das seit 1996 jährliche Gipfeltreffen der Heavy-Metal-Szene, ist eine Idee seiner Frau. Ab 2002 ist das Ehepaar mit zwei von drei Kindern in der Reality-TV-Show „The Osbournes“ zu sehen – der gescriptete Alltag einer in Los Angeles lebenden Promifamilie.

2018 erklärte Osbourne seinen Abschied von der Bühne. Wirklich endgültig?

Dass Osbournes Karriere nicht als Karikatur seiner selbst austrudelt, liegt daran, dass er sich mit seinen alten Kollegen von Black Sabbath versöhnt hat. 2013 erscheint das erste gemeinsame Studioalbum seit 35 Jahren und wird von Fans und Kritik gefeiert. Bei den folgenden Tourneen beeindruckt ein fragil wirkender Osbourne mit immer noch beeindruckendem Stimmvolumen. Dennoch erklären die Hardrock-Rentner 2017 den endgültigen Abschied von der Konzertbühne. Endgültig? Kürzlich nannte Ozzy Osbourne einen möglichen Aufritt bei den Commonwealth Games 2022 ein „great thing“. Wer so wilde Zeiten überlebt hat, dem ist alles zuzutrauen. Auch über den 70. Geburtstag am heutigen Montag hinaus.

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