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Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck ist mit "Werk ohne Autor" für zwei Oscars nominiert.

© Annette Riedl/dpa

Oscar-Nominierungen 2019: Netflix, Marvel und die anderen

Der Kostümfilm „The Favourite“ und die Netflix-Produktion „Roma“ gehen als große Favoriten ins Oscar-Rennen.

Von Andreas Busche

Hollywood befindet sich im Wandel. Bis 2020 möchte die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die jährlich die Oscars verleiht, ihre Mitgliederstruktur diversifizieren. Weiße Männer machen noch immer die große Mehrheit der gut 6000 Mitglieder aus. Erste Ansätze sind bereits zu erkennen, am Dienstag verkündete die Academy ihre Nominierungen für die 91. Oscars am 24. Februar. Und es scheint, als setze sich der Trend des vergangenen Jahres fort.
Zwar bringt das Kandidatenfeld in diesem Jahr sogar zwei klare Favoriten hervor: Yorgos Lanthimos’ scharfzüngiger Kostümfilm „The Favourite“ und die Netflix-Produktion „Roma“ von Alfonso Cuarón wurden je zehnmal nominiert, jeweils als bester Film, für Regie, Originaldrehbuch und in beiden Darstellerinkategorien. Mit Emma Stone und Rachel Weisz macht sich „The Favourite“ bei den Nebendarstellerinnen sogar selbst Konkurrenz. Doch dahinter fächert sich das Teilnehmerfeld auf: Die Dick Cheney-Satire „Vice“ ist acht Mal nominiert, „BlacKkKlansman“ erhielt sechs Nominierungen, unter anderem als bester Film, für Regie und Darsteller, das Rassismusdrama „Green Book“ mit Viggo Mortensen und Mahershala Ali, das nächste Woche in den Kinos startet, fünf – darunter als bester Film sowie bei den Darstellern.

Keine Filme von Regisseurinnen in den Hauptkategorien

Netflix setzt damit ein doppeltes Zeichen, in Richtung Hollywood – und an andere Regisseure, um die der Streamingriese sich zukünftig bemüht. „Roma“ gelangte dank eines Alibi-Kinostarts in den USA in den Nominiertenkreis, nun hat er beste Siegerchancen – auf gleich zwei Oscars als bester Film. Dass ein Film sowohl gegen Hollywood als auch mit der Konkurrenz aus dem Ausland ins Rennen geht, kommt selten vor (1999 bei Roberto Benignis „Das Leben ist schön“ und 2001 bei „Tiger and Dragon“ von Ang Lee), doch den Hauptpreis gewannen die fremdsprachigen Filme bislang nie.

Auch der deutsche Beitrag „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck, der in den USA deutlich positiver aufgenommen wurde als hierzulande, hat sich seine Chancen auf den „Auslands-Oscar“ bewahrt, zudem steht er auf der Shortlist für die beste Kamera. Und das trotz einer großen Geschichte im aktuellen „New Yorker“ über die schweren Zerwürfnisse zwischen dem Regisseur und Gerhard Richter, von dessen Biografie der Film inspiriert ist. Richter zeigt sich in dem Artikel „not amused“ über die Freiheiten, die Henckel von Donnersmarck sich nimmt. Er fühle sich ausgenutzt. Dem Regisseur dürfte dies nun egal sein.

Die Oscars haben dieses Jahr keinen Moderator

Und was geben die Listen sonst her? Keine Regisseurin, weder unter den besten Filmen noch im Regiefach – es liegt noch viel Arbeit vor Hollywood und der Academy. Dafür hat es mit „Black Panther“ erstmals ein Marvel-Film unter die Nominierten geschafft – und bestätigt damit, dass die Oscars keine Kategorie „Bester populärer Film“ brauchen. Vielmehr könnte es ein Ansporn für mehr intelligentes, diverses Mainstreamkino sein. Ein anderer afroamerikanischer Star muss in diesem Jahr dagegen zu Hause bleiben. Nach der Absage des Komikers Kevin Hart wegen homophober Tweets findet die Verleihung am 24. Februar erstmals seit 30 Jahren wieder ohne Moderator statt. In dieser Hinsicht werden die 91. Oscars ganz sicher in die Academy-Annalen eingehen.

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