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Volle Säle, so wie hier bei der Eröffnung der Isarphilharmonie mit den Münchner Philharmonikern, wünschen sich die Orchester.

© dpa(Kneffel

Orchester in Deutschland: Die Zukunft gehört den Innovativen

Die deutsche Orchesterlandschaft wird weltweit bewundert. Und das dürfte auch so bleiben - wenn es gelingt, Ideen aus der Pandemiezeit produktiv zu nutzen.

In Hessen sind aktuell maximal 250 Personen bei Veranstaltungen zugelassen, in Bayern dürfen in Theatern nur ein Viertel der Plätze besetzt werden, in Schleswig- Holstein ist das Singen in geschlossenen Räumen nur mit Mund-Nasen-Schutz erlaubt, das Musizieren von Amateur- Blechbläsern ganz verboten.

Verglichen damit hat es die Kulturszene in Berlin leicht, gerade bei der klassischen Musik kann man immer noch viele überraschend gut besuchte Vorstellungen erleben, das 2G-Publikum trägt dabei klaglos und durchgehend FFP2-Masken.

Absagen werden in der Hauptstadt derzeit nur von den steigenden Infektionszahlen erzwungen: Aufgrund vieler Erkrankungs- und Quarantänefälle im Orchester muss die Komische Oper ihr Sinfoniekonzert am 28. Januar canceln, die Komödie am Kudamm verschiebt die Premiere von „Der Chinese“ wegen eines Corona-Falls im Ensemble um zwei Wochen auf den 13. Februar und beim Landesjugendorchester wurde die winterliche Probenphase samt Abschlusskonzert von den Omikron-Zahlen in den Schulen verhindert. Es steht allerdings zu befürchten, dass bis zum Höhepunkt der Welle weitere Absagen folgen werden.

Bei den Orchestern gab es keinen Personalabbau

Gerald Mertens, der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, sieht dennoch keinen Grund zum Pessimismus. Bei der Jahrespressekonferenz der Musiker:innen-Gewerkschaft kann er berichten, dass bei den 129 staatlich geförderten Berufsorchestern seit 2020 die Zahl der Planstellen mit 9749 nahezu konstant geblieben ist. Hilfreich war die Möglichkeit zur Kurzarbeit, die rund 80 Prozent der Profi-Ensembles während der Lockdowns wahrgenommen haben: Weil ein Teil der Personalkosten dabei vom Bund übernommen wurde, lief in ihrem eigenen Etat weniger Minus auf.
Schwer hatten es dagegen die Freiberufler – allein in der Künstlersozialkasse sind 54 000 selbstständige Musiker:innen versichert. Viele leben davon, regelmäßig von Sinfonieorchestern als Aushilfe engagiert zu werden. Weil Konzerte aber gar nicht oder nur in kleinerer Besetzung möglich waren, fiel eine solche Einnahmequelle weg. Für ihre „Musiker Nothilfe“ konnte die Deutsche Orchester Stiftung aber 5,5 Millionen Euro an Spenden sammeln, aktuell läuft zudem eine Aktion, bei der Nachwuchskünstler:innen mit Stipendien beim Berufsstart unterstützt werden sollen.
Problematisch, wenn auch nachvollziebar angesichts mangelnder Planungssicherheit, findet Gerald Mertens, dass viele Orchester derzeit keine Abos verkaufen. Die Angebote für Stammgäste müssten bald wieder anlaufen, findet er, ebenso die Bemühungen um neue Publikumsschichten. Dabei hilft, dass es ein Zurück zum „alten Normal“ wohl nicht geben wird. Denn die vielen aus der Not geborenen Ideen haben seit 2020 für einen Innovationsschub gesorgt – der sich fortsetzen wird, hofft der Gewerkschafter. Lediglich gestreamte Konzerte stoßen beim Publikum mittlerweile wieder auf deutlich geringeres Interesse. Live ist eben unersetzlich.

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