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Oscar im Blick. Leonardo DiCaprio in "The Revenant".

© dpa

Nominierungen 2016: Einsame männliche Helden sind Oscar-Favoriten

Zwölf Nominierungen für "The Revenant", zehn für "Mad Max", sieben für "The Martian": Einsame Helden sind die Oscar-Favoriten 2016. Die sensiblen Beziehungsfilme haben das Nachsehen.

Die Golden Globes haben es am Montag vorgemacht und, folgt man nun den Oscar-Nominierungen vom Donnerstag, spitzt sich der Trend noch einmal zu: Dieses Kinojahr gehört den einsamen – männlichen – Wölfen unter den Menschen, ob in der Wildnis, auf dem Mars oder in postapokalyptischer Zukunft. Mit zwölf Nominierungen führt Alejandro González Iñárritus Golden-Globe-Sieger „The Revenant“ das Favoritentrio an, dicht gefolgt von George Millers nach Jahrzehnten wiederbelebter Dystopie „Mad Max: Fury Road“ (zehn Nennungen) und Ridley Scotts „The Martian“ (sieben). Wobei diese Vertreter des klassischen Jungskinos ihre Chancen, passend zu diesem Genre, auch beträchtlich aus dem Feld der eher technischen Disziplinen beziehen.

Doch es ist keineswegs ausgemacht, dass diese drei das große Rennen, das mit dem Votum der über 6000 Academy-Mitglieder mit der Oscar-Gala am 28. Februar endet, unter sich ausmachen. Schließlich buhlen insgesamt acht Titel um die Top-Trophäe des besten Films, und die Konkurrenten sind allesamt eindrucksvolle Schauspielerfilme mit relevanten aktuellen oder auch zeithistorischen Themen – und insofern spürbar anders als die von Einzelleistungen, wie im „Martian“ (Matt Damon) und „The Revenant“ (Leonardo DiCaprio), geprägten numerischen Favoriten.

Schauspieler-Oscars nach dem Gießkannenprinzip?

Größte Gefahr für diese mit je vier bis sechs Nominierungen startenden Titel: Es sind so viele, dass ihnen Ruhm allenfalls nach dem Gießkannenprinzip zuteil werden könnte. Je sechsmal nominiert: Adam McKays soeben angelaufene Finanzkrisenfarce „The Big Short“ mit Christian Bale und Tom McCarthys „Spotlight“ (Kinostart: 25 Februar) mit Mark Ruffalo und Rachel McAdams als investigativen Bostoner Journalisten. Auch Steven Spielbergs Agentenaustauschdrama „Bridge of Spies“ geht sechsmal nominiert an den Start, Lenny Abrahamsons klaustrophobischer Mutter-Sohn-Film „Room“ (Start 17. März) viermal und John Crowleys irisch-amerikanisches Auswanderinnen-Psychogramm „Brooklyn“ (Start nächste Woche) mit Saoirse Ronan dreimal.

Mindestens so erhellend wie die Liste der einstweilen glücklichen Kandidaten ist ein Blick auf jene durchaus ordentlich mit Vorschusslorbeeren bedachten Filme, denen die Nominierung in der Königskategorie Bester Film versagt blieb. Die lesbische Liebesgeschichte „Carol“ mit Cate Blanchett und Rooney Mara bringt es auf sechs Nominierungen, das Gender-Drama „The Danish Girl“ mit Eddie Redmayne und Alicia Vikander auf vier. Immerhin dürfen sich hier die Schauspielerinnen und Schauspieler Hoffnungen auf ihren Oscar machen; mehr lassen die mehrheitlich älteren Jungs der Oscar-Academy offenbar nicht zu.

Und auf deutscher Seite? Auch hier ist die Vorab-Ausbeute traditonell mager. Nur Patrick Vollrath ist noch im Rennen, in der Kategorie Kurzspielfilm: Mit „Alles wird gut“ gewann er bereits den Studenten-Oscar.

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