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beNico and the Navigators haben sich gemeinsam mit dem Kuss Quartett auf eine Beethoven-Spurensuche begeben.

© Dieter Hartwig

Nico and the Navigators: Musiktheater aus Berlin bei Arte Concert

Der Mensch in Tönen: Nico and the Navigators und das Kuss Quartett inszenieren Beethoven in „Force & Freedom“.

Von Sandra Luzina

Zwischen Zwang und Freiheit bewegte sich Beethoven in seinem Leben und Werk. Das ist der Ausgangspunkt von „Force & Freedom“, dem szenisch-musikalischen Projekt von Nico and the Navigators und dem Kuss Quartett.

Es war geplant als Beitrag zum Beethoven-Jubiläumsjahr. Das Thema hat die Interpreten aber schon bald eingeholt. Die Proben im Frühjahr mussten wegen des ersten Lockdowns abgebrochen werden, die Uraufführung bei den Schwetzinger SWR Festspielen 2020 wurde abgesagt.

Zwang und Freiheit wurde zur unmittelbaren Erfahrung für alle Beteiligten. Erst im Herbst konnte die Probenarbeit fortgesetzt werden. Die Uraufführung von „Force & Freedom“ sollte dann am 17. Dezember, dem Tag, an dem Beethoven getauft wurde, im Radialsystem stattfinden. Wieder wurde das Ensemble ausgebremst, das aber einen Weg gefunden hat, sein Stück doch noch zu präsentieren. Die Uraufführung wird am 21. Dezember auf dem Internetkanal von Arte Concert stattfinden.

Es gibt eine eigene Filmversion der Inszenierung

Es wird keine Aufzeichnung des Theaterabends gestreamt, Regisseurin Nicola Hümpel hat vielmehr eine eigene Filmversion von der Inszenierung erarbeitet. „Ich versuche, die Bühnenästhetik auf das Filmkonzept zu übertragen“, erzählt sie. Hilfreich ist dabei, dass auch bei der Bühnenfassung Kameras zum Einsatz kommen, um „in die Seelen der Musiker zu blicken“. Diese Einstellungen werden nun zum Teil in den Film geschnitten.

Beethoven ist gerade heute wieder aktuell, findet Nicola Hümpel. „Wir haben das Gefühl, dass er uns noch viel zu geben hat – gerade jetzt, wo so viel Spannung in der Luft liegt.“ Als beglückend empfindet sie auch die Zusammenarbeit mit dem preisgekrönten Kuss Quartett. Die vier Musiker sind ausgewiesene Beethoven-Kenner: Auf Einladung der Suntory Hall in Tokio spielten sie 2019 den kompletten Streichquartettzyklus – auf von Paganini gesammelten Stradivaris. Die gleichzeitig entstandene Live-Aufnahme erschien im Frühjahr 2020.

Auch die Musiker bewegen sich frei im Raum

Die Große Fuge op. 133 B-Dur habe für ihn eine besondere Bedeutung, erzählt Geiger Oliver Wille. „Es war das erste große Beethoven-Quartett, das wir gelernt haben – schon im Teenageralter. Dieses Stück ist für uns gar nicht mehr sperrig, sondern gehört in die DNA des Kuss Quartetts.“

Im Beethoven-Jahr wollten sie es anders erfahrbar machen. Bei der ersten Zusammenarbeit mit Nico and the Navigators haben die Musiker sich gewünscht, dass auch sie inszeniert werden. Drei der späten Werke haben sie auswendig gelernt, auch die Große Fuge. So können sie sich frei im Raum bewegen.

Die Tänzerin Yui Kawaguchi tritt in den Dialog mit den Musikern. Patric Schott trägt Texte von Beethoven und dessen Zeitgenossen Hegel vor. Und der Tenor Ted Schmitz wird mit lakonischem Witz Liedfragmente des Meisters interpretieren. In seinen späten Werken habe Beethoven stärker als jeder andere Komponist zuvor den Menschen in Töne gefasst, schwärmt Oliver Wille.

[Am 21. 12. um 20 Uhr auf Arte Concert, danach bis 21.3. in der Mediathek]

„Die spannende Frage ist: Was macht diese Musik heute mit uns?“ Seine eigenen Erfahrungen fasst er so zusammen: „Wir merken die ganze Zeit: Diese relevante Musik lässt uns bei allen Katastrophen nicht im Stich.“

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