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Im Tempodrom spielt das DSO in ungewohnter 360-Grad-Aufstellung.

© Peter Adamik

Neues Projekt in der Pandemie: Das DSO dreht jetzt auch Konzertfilme

120 Musikerinnen und Musiker wirken mit in dem Film, der in Kooperation mit EuroArts und RBB entsteht. Ein Probenbesuch.

„Lento“ schreibt die Partitur vor, also langsam, die Streicher grummeln in Sekundschritten vor sich hin, es ist Nacht. Der Berg, suggeriert diese Musik, schlummert noch in der Dunkelheit, und doch ist schon ein Wanderer unterwegs.

„Allmählich ein wenig bewegter“ wünscht es sich Richard Strauss, die Energie schwillt langsam an, bis zum ersten Höhepunkt: dem von einem heftigen Beckenschlag begleiteten, goldumflorten Sonnenaufgang, mit dem erstmals das elegische Hauptthema der „Alpensymphonie“ erklingt.

Ein Werk mit Mammutbesetzung. Hier im Tempodrom proben sogar 120 Mitwirkende – in einer für klassisches Symphonieorchester äußert experimentellen Aufstellung. Das Orchester sitzt in einem fast geschlossenen Kreis, Dirigent Robin Ticciati steht im Zentrum. Eine Aufstellung, zu der ihn die zirzensische Form des Saales inspiriert hat.

Das Deutsche Symphonie-Orchester will in der Pandemie weiterhin Präsenz zeigen und dreht in Kooperation mit Euro Arts und RBB Kultur einen Konzertfilm, der ab Mitte April auf der Website des DSO zu sehen sein wird. Einen Film, der auch ein wenig die Reisesehnsucht des Publikums bedient. Einen „grandiosen“ Ort hat Regisseur Frederic Wake-Walker dafür gesucht.

Mit dem Tempodrom wurde er gefunden, von Produzent Thomas Schmidtt-Ott: Ein Raum, der dieser Musik entspricht, der das Hochaufragende, himmelwärts Strebende der Alpensymphonie schon architektonisch ausdrückt und ihre majestätisch-maßlosen Energien nicht einhegt, sondern Platz zur Entfaltung gibt.

Der Druck auf die Orchester wächst

Sieben Kameras sind im Einsatz auf zwei konzentrischen Bahnen rund um den Dirigenten im Mittelpunkt, bei dem alle Kraftströme zusammenlaufen. Koordinierungsprobleme scheint Ticciati nicht zu haben, auch wenn er einen Teil der Podien im Rücken hat und nur sehen kann, wenn er sich umdreht. Mit Filmprojekten wie diesen springt das DSO auf einen Zug auf, der wohl auch dann nicht mehr stoppen wird, wenn die Pandemie irgendwann zu Ende ist.

[Auf der Website www.dso-berlin.de sind in der Rubrik „DSO Player“ aktuell unter anderem der Opernfilm „Im Kampf mit dem Teufel“ zu sehen sowie der Podcast „Berlin braucht Musik“ zu hören.]

Ein zunehmend videosozialisiertes Publikum gibt sich nicht mehr mit Konzerten zufrieden, die einfach abgefilmt sind. Der Druck auf die Orchester wächst, innovative, inszenierte Formate zu entwickeln.

Deshalb fährt Ticciati auch am Tag nach dieser Probe nach München, um mit einem Fachmann für Hochgebirgsthemen zu sprechen. Dessen Kommentare sollen dann im Film nach Art einer Bergführung zwischen die Sätze der Alpensymphonie geschnitten werden. Sein Name: Reinhold Messner.

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