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Der US-amerikanische Musiker Mac Miller (1992-2018).

© Christian Weber/Warner

Neues Album von Mac Miller: Sanfte Lieder aus dem Jenseits

Vom Party-Rapper zum gefühlvollen Sänger: Mac Millers posthumes Album „Circles“ schließt an den Vorgänger „Swimming“ an.

Posthume Alben sind im Hip-Hop keine Seltenheit. Trauriger Rekord bleiben Tupac Shakurs sieben Alben, die im Jahrzehnt nach seiner Ermordung veröffentlicht wurden – nur vier brachte er zu Lebzeiten heraus. Mac Millers sechstes Studioalbum, das nun fast anderthalb Jahre nach dessen plötzlichem Tod erschienen ist, soll jedoch definitiv sein finales sein.

Es heißt „Circles“ und ist als Schwesteralbum zu dem 2018 kurz vor Millers Ableben veröffentlichten „Swimming“ konzipiert. Der Titel spielt auf den Zirkelschluss der Werke an: im Kreis schwimmend. Produzent Jon Brion, bekannt durch Kollaborationen mit Stars wie Kanye West und Fiona Apple, arbeitete mit Miller an beiden Alben und hat letzteres auf der Grundlage ihrer Besprechungen vollendet.

Bitter-süße Streicherbegleitung

Die Ankündigung von „Circles“ (Warner) wurde von dem Song „Good News“ begleitet – ein erstes Highlight aus dem letzten Album. Darin wechselt Miller bedächtig und ruhig zwischen melodischem Gesang und Rap. Die Streicherbegleitung klingt bitter-süß. Doch entgegen des Titels lassen sich die düsteren Lyrics nur schwer vom Schicksal des Musikers trennen: „I’m running out of gas, hardly anything left / Hope I make it home from work / Well, so tired of being so tired / Why I gotta build something beautiful just to go set it on fire?“

Wir sind weit entfernt vom Party-Rap seiner frühen Karriere. Malcolm McCormick, so Mac Millers bürgerlicher Name, stammte aus Pittsburgh in Pennsylvania. Das Musizieren hatte er sich als Kind selbst beigebracht. Mit 15 Jahren brachte er ein erstes Mixtape heraus, mit 18 verzeichnete er erste Erfolge. Durch aktive Präsenz in den sozialen Medien und konstante Auftritte wurde Mac Miller schnell bei einem jungen Publikum bekannt. 2011 folgte sein erstes Album „Blue Slide Park“, mit dem er es in den USA auf Platz eins der Album-Charts schaffte.

An den Erfolg des Debüts kam er nicht mehr heran

Von Anfang setzte Miller auf selbst gesungene Refrains und laute Beats. Textinhalte standen nie im Vordergrund, viel eher ging es bei den assoziativ aneinandergereihten Phrasen um die Vermittlung einer Stimmung und eines musikalischen Flows. Mit den darauffolgenden Alben folgte eine graduelle Hinwendung zum Gesang, zu Instrumental-Begleitungen und zu ernsteren Themen. Auch wenn er den Erfolg von „Blue Slide Park“ nicht wiederholen konnte, kamen alle seine Alben in die Top 5 der US-Charts. Mit musikalischen Exkursen und melodischen Erprobungen lotete Mac Miller die Grenzen des Rap-Genres aus.

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In dieser Hinsicht ist „Circles“ die logische Folge der vier vorangehenden Studioalben: Miller entfernt sich weiter vom Rap, lässt sich dafür von anderen Musikrichtungen wie dem Jazz inspirieren. Während die Instrumente viel Spielraum erhalten, singt er mehr als zu rappen. „Circles“ lässt sich kaum noch als Hip-Hop bezeichnen, stattdessen beweist der Musiker in den zwölf Songs, dass der Sprechgesang nur eines seiner vielen künstlerischen Ausdrucksmittel war. Im Clip zu „Hand Me Downs“ sieht man ihn bei der Arbeit im Studio: Am Keyboard, am E-Bass, dem Schlagzeug, der Gitarre und am Vibraphon.

Besonders berührend sind die reduzierten Tracks

Der Aufbau von „Circles“ ist mit dem des Schwesteralbums „Swimming“ vergleichbar: Auf einen sanften Einstieg mit dem titelgebenden „Circles“, folgen einige bewegtere Tracks, Spielereien wie das in einem tänzerischen Dreivierteltakt gehaltene „That’s On Me“ weichen, bevor es zu einem behutsamen Finale kommt. Dabei ist die Musik immer dann besonders berührend, wenn Miller sie stark reduziert. Wenn kein Beat mehr die Grundlage gibt und sich die Begleitinstrumente zurücknehmen, bekommt seine Stimme den nötigen Raum, um neue Regionen zu erkunden.

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Was am Ende von „Swimming“ angeklungen war, kommt in den letzten beiden Titeln zur Entfaltung: Am Anfang von „Surf“ ist zunächst nur Gesang zu hören, den eine Akustikgitarre mit einem einzigen wiederkehrenden Akkord komplementiert. Die Stimme wagt sich höher als gewohnt, Mac Miller zeigt Verletzlichkeit. Es ist der einzige optimistische Text auf einem Album, das von Angst und Einsamkeit durchzogen ist – bis am Ende doch noch ein hoffnungsvoller Blick nach vorn durchscheint.

Mac Miller sprach offen über seine Drogenprobleme

Den Schlusstitel „Once A Day“ performt Miller mit ähnlicher Zärtlichkeit. Lediglich von warmen Synthesizer-Akkorden begleitet singt er über die hektische Geschäftigkeit seiner Mitmenschen, der er sich mittels Drogen entzieht: „But everybody keep rushin’ / Why aren’t we taking our time? / Every now and again, baby, I get high.“ Diese Ehrlichkeit war typisch für Mac Miller, der in seinen Texten sowie in Interviews offen über seine Depression und seine Drogenprobleme sprach.

In „Brand Name“ von 2015 rappt er in Anspielung an die vielen mit 27 verstorbenen Musiker: „I’m hoping not to join the 27 Club“. Diese Hoffnung ging auf traurige Weise in Erfüllung: Mac Miller starb mit 26 an einer Mischung aus Alkohol und Drogen. Am vergangenen Sonntag wäre er 28 geworden.

Dominique Ott-Despoix

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