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Janelle Monae bei der Verleihung der 60. Grammy Awards im Madison Square Garden.

© Evan Agostini/dpa

Neues Album von Janelle Monáe: Die Farbe Pink

Vagina-Monologe, funky Hits und starke Raps: Auf ihrem Album „Dirty Computer“ demonstriert Janelle Monáe, dass sie in die erste Popstar-Liga gehört.

Prince lebt! Er trägt jetzt einen extralangen Zopf, manchmal auch einen blonden Bob, dazu Spiegelsonnenbrille oder Glitzersternchen-Maske. Ok., ja, diese kleine, energetische Person mit den schicken Outfits ist nicht wirklich der vor zwei Jahren verstorbene Meister aus Minneapolis – aber sie klingt verdammt wie er.

Janelle Monáe darf das. Prince war ihr Mentor und Freund, er hat sie mit auf Tour genommen und war 2013 Gast auf ihrem letzten Album „Electric Lady“. Am gerade erschienenen Nachfolger „Dirty Computer“ konnte er nicht mehr mitwirken, aber man hört, wie sehr Monáe ihn vermisst und verehrt.

Die vorab veröffentlichte Single „Make Me Feel“ etwa wirkt wie eine Hommage an seinen Hit „Kiss“. Auch sonst zitiert sie ihn immer wieder mit funky Gitarrenlicks oder Synthesizern, die fiepsen wie zu seinen größten Zeiten.

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Das ist aber nur eines von vielen Stilmitteln dieses abwechslungsreichen dritten Albums von Janelle Monáe, die elegant R’n’B, Pop und sogar Hip-Hop verbindet. Mit ihren Rap-Fertigkeiten hatte die 32- Jährige bisher hinter dem Berg gehalten, was den Song „Django Jane“ besonders herausstechen lässt – als wollte die Musikerin sichergehen, dass ganz genau auf ihre Worte geachtet wird. Sie beginnt ganz klassisch mit einigen Zeilen über ihre Herkunft – sie wuchs in einer Arbeiterfamilie in Kansas City auf – und schwingt sich zu Prahlereien über die eigene Größe auf, die sich dann allerdings zu einer Lobpreisung aller Frauen weitet, insbesondere schwarzer Frauen. Die Männer bekommen nebenbei die Ansage, einfach mal still zu sein: „Nigga move back, take a seat, you were not involved/ And hit the mute button/ Let the vagina have a monologue/ Mansplaining, I fold ’em like origami/ What’s a wave, baby? This’ a tsunami“, rappt sie in ihrem kraftvoll-rauen Flow.

Black Power und Pussy Power sind die zentralen Themen von „Dirty Computer“, weshalb Monáe den angesprochenen Vagina-Monolog gleich mitliefert. In dem Song „Pynk“ feiert sie zu sparsamen Plucker-Beats und Fingerschnipsen mit einer Reihe von Vergleichen das weibliche Genital. Für den Fall, dass das zu subtil geraten sein könnte, hat Monáe noch ein witziges Video gedreht, in dem sie und ihre Tänzerinnen vulvaförmige Pluderhosen tragen. Sie könnten damit sofort bei einer Peaches-Show mitmachen. Die gezeigte Popo-Choreografie und die Unterhöschen mit der Aufschrift „I grab back“ würden der feministischen Electroclash-Pionierin sicher ebenfalls gefallen.

Janelle Monáe hat sich von ihrem Androiden-Alter Ego verabschiedet

Janelle Monáe, die auch als Schauspielerin aus Filmen wie „Hidden Figures“ und „Moonlight“ bekannt ist, zeigt sich in diesem Clip in teils recht knappen Kostümen – nichts Ungewöhnliches im R’n’B, für die bisher fast ausschließlich in Anzügen auftretende Sängerin allerdings schon. Sie kam insgesamt distanziert und kontrolliert rüber, wozu auch ihr Androiden-Alter-Ego Cindi Mayweather beitrug. Vor allem Monáes erste EP und ihr retrofuturistisches von Fritz Langs „Metropolis“ beeinflusstes Debütalbum „Archandroid“ waren von diesem Konzept geprägt.

Jetzt scheint Monáe sich davon verabschiedet zu haben – eine gute Entscheidung, wirkte die Cindi-Rolle doch immer ein wenig aufgesetzt. Sie war auch ein Versteck, wie die Musikerin in der aktuellen Ausgabe des amerikanischen „Rolling Stone“ zugibt. Sie habe die Figur kreiert, um nicht über sich reden zu müssen, sagt sie dem Magazin und fragt: „Was, wenn die Leute finden, ich bin nicht so interessant wie Cindi Mayweather?“

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Diese Gefahr dürfte kaum bestehen, zumal Monáe derzeit geschickt die Gerüchte um ihr Liebesleben befeuert. So gilt es als offenes Geheimnis, dass sie mit der Schauspielerin Tessa Thompson liiert ist, die passenderweise in zwei ihrer Videos mitwirkt. Sie ist im „Pynk“-Clip zu sehen, und im „Make Me Feel“-Video verkörpert sie eine junge Frau, mit der Monáe tanzt und flirtet – genau wie mit einem jungen Mann. Die Sängerin, die einst behauptete, nur Androiden zu daten, bezeichnet sich nun als pansexuell und queer. In ihrer strenggläubigen großen Familie wird das nicht gut ankommen. Dort habe sie oft den Satz „Alle Homos kommen in die Hölle“ gehört – große Teile ihres neuen Albums seien eine Reaktion auf den Stich, den ihr dieser Satz versetzt habe, sagt sie im „Rolling Stone“.

Monáes Sound ist schlanker geworden

Dafür sind die Songs auf „Dirty Computer“ erstaunlich entspannt und positiv. Zum Beispiel „Screwed“, bei dem sie zusammen mit Zoë Kravitz zwar einen relativ schlichten Text zum Thema Sex singt. Doch drängelt dieses von einem euphorischen E-Gitarren-Intro eröffnete Up-Tempo-Stück auf seiner federnden Bassline und mit seinen Glitzer-Keyboards so stark ins Sommerhit-Land, dass man nicht lang drüber nachdenkt und es am liebsten in einem Cabrio hören würde.

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Ganz ohne futuristisches Konzept ist auch Monáes Sound schlanker geworden, zum Beispiel bei dem von einem Trap-Beat angetriebenen „I Like That“, das selbst Beyoncé, Solange und Rihanna aufhorchen lassen sollte. In deren Liga könnte Monáe mit „Dirty Computer“ aufschließen. Verdient hätte sie es längst. Und eins hat sie den Kolleginnen bereits voraus: Eine so bissige Anti-Amerika-Hymne wie „Americans“ hat keine der drei bisher zustande gebracht. In dem von Barack Obamas „A More Perfect Union“-Rede inspirierten Lied thematisiert Janelle Monáe den Rassismus und den Sexismus ihres Heimatlandes. Aus der Sicht eines Macho-Typen singt sie: „I like my woman in the kitchen/ I teach my children superstitions/ I keep my two guns on my blue nightstand/ A pretty young thang, she can wash my clothes/ But she’ll never ever wear my pants.“ Synthies und Drumcomputer erinnern dabei stark an „Let’s Go Crazy“ von Prince. Was passt: Wir leben in verrückten Zeiten.

„Dirty Computer“ ist bei Warner erschienen.

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