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Er hat jetzt den Blues. Der 1974 in Atlanta geborene Sänger und Musikproduzent Cee Lo Green.

© AFP

Neues Album von Cee Lo Green: Volle Pulle

Im Büßergewand: Cee Lo Greens übersprudelndes Pop- und Soul-Album „Heart Blanche“.

Es gibt auf diesem neuen Album von Cee Lo Green ein Stück, das sehr anders als der Rest klingt und sicher nicht zufällig direkt in der Mitte des Albums platziert worden ist. „Cee Lo Green Sings The Blues“ heißt es, und genau das macht der kleine, schwergewichtige, unter dem bürgerlichen Namen Thomas DeCarlo Calloway 1974 in Atlanta geborene und aufgewachsene Sänger und Musiker in diesem Stück: den Blues singen, auch das kann er, wenn gleich etwas wackelig, mit Zeilen wie „Hello, my name is Cee Lo Green and I’ ve got the blues/’Cause don´t nobody love me no more“.

Warum er den Blues hat, warum er meint, nicht mehr so wie früher geliebt zu werden, das liegt daran, dass Cee Lo Green zuletzt nur mit einer höchst traurigen und für sein Ansehen mehr als unrühmlichen Angelegenheit zu tun gehabt hat. Nicht nur, dass er im Jahr 2012 einer Frau, ohne dass diese es wusste, Ecstasy verabreicht hatte und in diesem Zusammenhang wegen mutmaßlicher Vergewaltigung angeklagt worden war. Nein, Cee Lo Green twitterte nach der Verurteilung zu einer milden Bewährungsstrafe von drei Jahren - weil ihm die Vergewaltigung nicht nachgewiesen konnte - Äußerungen, die leider tief auf den Grund eines nicht sehr sympathischen Wesens blicken lassen. Zum Beispiel: „Menschen, die wirklich vergewaltigt worden sind, erinnern sich daran!“

Aufgewachsen ist Cee Lo Green mit Culture Club und Billy Idol, Madonna und Men Without Hats

Nicht viel später entschuldigte er sich dafür zwar. Dies sei „idiotisch“ gewesen, „unwahr, nicht das, woran er glaube“. Doch so leicht wird man solche Sätze mit einer Entschuldigung nicht los, da muss schon mal ein echter Bluessong her.

Der aber, so sehr er zunächst herausfällt, sich trotzdem gut fügt in diese üppige und sprudelnde Melange aus all den Genres schwarzer Musik, die auf „Heart Blanche“ zu hören ist, von jedweder Art von Soul über R& B bis zu Hip-Hop. Cee Lo Green versucht sich an einer Wiedergutmachung, und das macht er in Form dieser Liebeserklärung an das ihm Ureigenste, die Musik. Und an die Liebe als solche.

Gleich zu Beginn erzählt er in „Est. 1980s“, mit welcher Musik er aufgewachsen ist als kleiner Steppke von 9 Jahren: mit dem Culture Club, in den er sich sofort verliebte, mit Billy Idol genauso wie mit Duran Duran oder den Men Without Hats und ihrem „Safety Dance“. „God bless your heart“, predigt Cee Lo Green und gesteht: „I owe everything I am to all of you“. Was man auf diesem Album aber nie als Referenz hört, sondern mehr mittels des Zugangs, den das einstige Mitglied der Gangster-Rap-Crew Goodie Mob, zu Hip-Hop und Soul inzwischen pflegt: Cee Lo Green will den totalen Pop!

"Music To My Soul" ist fröhlicher Gummienten-Soul

Und den will er allein deshalb, weil er den schon einmal mit dem Produzenten Danger Mouse unter dem Namen Gnarls Barkley so hinreißend und perfekt hinbekommen hat: „Crazy“ hieß der Überhit des Jahres 2006, die perfekte Hymne für alle, die popmusikalischen Purismus noch nie gut fanden und nichts gegen Dance-Soul-Sixties-Verwurstungen hatten. Mit dem 2010 veröffentlichten Solo-Album „Ladykiller“ schloss Cee Lo Green genau da an und hatte mit „Fuck You“ und „Bright Lights, Bigger City“ abermals Hits, die auf den Plattentellern jeder Dorf- und Stadtditsche für die Generation 30-plus liefen, aber in keinem Soul-Club.

Man merkt „Heart Blanche“ an, dass Cee Lo Green nach seiner selbstverschuldeten Karriere-Delle nun genau dort wieder mit aller Macht anknüpfen will, mit Stampfern wie „Tonight“ (mit John Miles' „Music“ als Grundgerüst“) oder dem quietschbunten Gummienten-Soulstück „Music To My Soul“. Nur ist hier allein großes Gepumpe Trumpf, melodiöse Hit-Kraft lassen beide Stücke vermissen. Überraschender ist, dass es gerade die zarteren Stücke sind, die herausragen, in denen die helle Tenorstimme von Cee Lo Green viel besser zur Geltung kommt. Stücke wie das schön schmelzende „Race Against Time“ oder „Robin Williams“, in dem sich der einstige Gospelsänger vor großen toten Schauspielern wie eben Robin Williams, John Belushi oder auch Philip Seymor Hoffman verbeugt mit Zeilen wie „We’ ve got to laugh the pain away“. Ja, Cee Lo Green ist auf Büßertour, vielleicht ein bisschen arg dick aufgetragen, auch uneinsichtig, „My heart is filled with unconditional love/ How could anyone hate me?”, heißt es einmal. Aber es gibt doch einige Feinheiten, die auf diesem Volle-Pulle-Sprudel-Album mit dem unbedingten Willen zum Überpop oft unterzugehen drohen.

Zumindest in der Liebe hat Cee Lo Green sein Glück wiedergefunden: Kurz vor der Veröffentlichung von „Heart Blanche“ gab er die Verlobung mit seiner langjährigen Freundin Shani James bekannt.

Cee Lo Greens Album „Heart Blanche“ ist bei Warner Music erschienen

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