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Zweimal Pan Tau. Otto Šimánek und Matt Edwards.

© dpa

Neue "Pan Tau"-Verfilmung: Die Rückkehr des Gerneklein

Die tschechische Kinderfernsehserie "Pan Tau" ist ein Klassiker. Nun gibt es neue Folgen - mit einem britischen Zauberer in der Hauptrolle.

Wahrscheinlich hat niemand gütiger gelächelt, und so gut zuhören konnte wohl auch keiner. Weil er selber doch immer schwieg. Pan Tau war ein zuverlässiger Problemlöser, der Freund und Beschützer aller Kinder. Mit seinem Bowlerhut, der Stresemannhose und der Nelke im Knopfloch erinnerte er an einen englischen Butler. Aber er stammte aus Prag, der Stadt der schwarzen Magie und des Golem. Anders als der aus Lehm geformte, cholerische Golem ist er kein Koloss. Im Gegenteil, die Kraft steckt bei ihm im Detail.

Zaubermanöver, Täuschungskunststück

Pan Tau – ein Gerneklein – klopft drei, vier mal auf seinen Rundhut und fährt mit dem Zeigefinger von links nach rechts über die Krempe, um scheinbar zu verschwinden. Ein Zaubermanöver und Täuschungskunststück. Der Melonen-Mann kann sich selbst miniaturisieren und turnt danach etwas ungelenk als Puppe in Stop-Motion-Technik durch die Welt. Er zählt zur Spezies der Streuner und Herumtreiber, die Ähnlichkeit mit Charlie Chaplins Tramp ist unverkennbar.

Aufstand gegen den Konformismus

Pan Tau wurde von den Autoren Ota Hofman und Jindrich Polák erfunden. Gespielt hat ihn Otto Šimánek, ein eleganter Herr mit graumeliertem Haar. Wer das Glück hatte, in den siebziger oder achtziger Jahren ein Kind zu sein, ist mit Pan Tau aufgewachsen. Das 33-teilige Fernsehmärchen ist von 1970 bis 1978 produziert worden, in der DDR lief es unter dem Titel „Die Abenteuer des Herrn Tau“. Herr Tau rebellierte still gegen den Konformitätsdruck der Erwachsenen, stets stand er an der Seite derjenigen, die sich anhören mussten, sie sollten stillsitzen und sich endlich mal die Haare schneiden lassen. Er kümmerte sich um Heimkinder, hockte im Schulranzen, um bei der Klassenarbeit zu helfen, und erschien einmal sogar in 8600 Meter Höhe auf der Tragfläche eines Passagierflugzeugs. Als Šimánek 1992 starb, verschwand auch Pan Tau.

Das Schweigen des Pantomimen

Nun soll er zurückkehren. Die 14 Folgen der britisch-deutschen Koproduktion sind bereits abgedreht, sie werden im Herbst in der ARD zu sehen sein. Pan Tau hat sich verjüngt, verkörpert wird er vom englischen Comedian und Zauberer Matt Edwards (36), der in der Fernsehshow „Britain’s Got Talent“ entdeckt wurde. Auch deutsche Darsteller wie Armin Rohde, Sophie von Kessel, Katharina Wackernagel und Tom Gerhardt treten auf. Ob Edwards genauso gut schweigen kann wie Šimánek, muss sich zeigen. Der Prager Schauspieler lehrte Pantomime und redete nicht viel. Interviews mit ihm sind rar.

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