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Sabine Reinfelds Performance „Muttiland revisited“ ist von 23.9. bis 29.9. im nGbK zu sehen. Hier ein Detail aus einem animierten Gif.

© Elske Rosenfeld, Anna Voswinckel, Suse Weber unter Verwendung von Arbeiten von Sabine Reinfeld

Neue Gesellschaft für bildende Kunst: Drei Künstlergenerationen, eine Frage – Was ist Osten?

Die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst präsentiert jede Woche Werke aus und über die DDR. Das meiste entstammt der Untergrundszene.

Was Besuchende in den Räumen der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) in der Oranienstraße erwartet, kann niemand genau sagen. Zwar gibt es Pläne dazu, was im Rahmen von „... oder kann das weg? Fallstudien zur Nachwende“ gezeigt werden soll, da es aber eine Ausstellung in progress ist, die sich während ihrer Laufzeit verändert, ist das finale Produkt noch nicht vorhersehbar.

Fest steht, dass bis Anfang November acht Fallstudien in der Rauminstallation „Nachwende-Klappe“ der Leipziger Künstlerin Suse Weber durchgespielt werden sollen. Im wöchentlichen Rhythmus wird neu geklebt und überklebt, gehängt und gestaltet.

Drei Künstlergenerationen gehen der Frage nach, was nach dem Fall der Mauer mit der Kunst und den Kunstschaffenden der ehemaligen DDR geschehen ist – und warum sich heute junge Menschen wieder mit ihrer Ostbiografie beschäftigen.

„Das ist ein Teil der Geschichte, bei dem die Protagonist:innen gerade so noch greifbar sind“, sagt die Künstlerin Elske Rosenfeld. Viele der Kunstschaffenden haben die DDR noch selbst erlebt, bei anderen waren es Familienmitglieder oder es gibt andere Ostbezüge. Geschichte sei etwas, das in der Familie weitervererbt werde, sagt Suse Weber. Und junge Menschen hätten erfahren, dass sich die privaten Erzählungen oft komplett von denen der Öffentlichkeit unterschieden.

Das hat sie neugierig gemacht. Eine ähnliche Diskrepanz erkennt sie auch im Kunstdiskurs. Es fehle an Archiven, so Weber. „Es wurde versäumt Kunst anzukaufen, vor allem weibliche Kunst und solche aus den 80er Jahren“, konstatiert sie.

Jede Woche werden Fallstudien präsentiert

Die großen Museen haben erst in den letzten Jahren begonnen, sich stärker für den Osten zu interessieren. Statt den oft ausgestellten Werken des sozialistischen Realismus wird man in den „Fallstudien“ eher Untergrundkunst aus der DDR begegnen.

[nGbK, Oranienstr. 25, bis 7. November, Mi-Mo 12-18 Uhr, Fr 12-20 Uhr]

Der ostdeutsche Mann ist Thema in „Marlboro Man“ von Gabriele Stötzer und Bernd Hippe und verhandelt Männlichkeitsbilder jenseits von Klischees, wie dem „Hutbürger“ und dem AfD-Wähler. Anfang Oktober folgt die „Fallstudie Stasisauna“ von Elske Rosenfeld und Wolfgang H Scholz. Die zugehörigen blauen Fliesen, die an die Sauna in der Leipziger Stasi-Zentrale erinnern sollen, sind jetzt schon großflächig geklebt.

Die Ausstellung wird jede Woche andere „Fallstudien“ präsentieren, während die restlichen Werke im Depot ruhen müssen. „Das ist brutal für alle“, sagt Weber. Das Depot steht für eine weitere Diskussion: die des Wiederentdeckens. Nach dem Fall der Mauer schien Kunst aus dem Osten in Vergessenheit zu geraten und erst jetzt „wiederentdeckt“ zu werden. „Dabei war ich doch nie weg“ lacht Suse Weber und meint es doch sehr ernst.

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