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Syung Kyu Park und Leah Allen in Verdis "Ernani" bei den Opernfestspielen Heidenheim

© Oliver Vogel

Neue Aufnahme von Verdis "Ernani": Mitreißend wie Actionkino

Verdis erstes Meisterwerk: "Ernani" als Live-Mitschnitt von den Opernfestspielen Heidenheim unter der Leitung von Markus Bosch

Diese Aufnahme ermöglicht Gedankenreisen in gleich drei verschiedene Länder: Die Vorlage stammt aus Frankreich, das Stück spielt in Spanien und der Komponist ist ein Italiener. Mit „Ernani“ gelang Giuseppe Verdi seine erste Meisteroper, er schrieb sie 1843 fürs Teatro La Fenice in Venedig.

Die Wahl von Victor Hugos stilprägendem Schauspiel markiert für den 30-Jährigen den entscheidenden Schritt weg von den ganz konventionell gestrickten Libretti seiner Zeit hin zu einem Musikdrama, bei dem die psychologische Zeichnung der Figuren im Vordergrund steht.

Manches wirkt hier noch roh und ungeschliffen im Vergleich zu den späteren Verdi-Werken – aber der junge Komponist sprüht geradezu vor Schaffenskraft, die Melodien fliegen ihm zu, hell lodern die Flammen der Romantik. Da braucht es einen Dirigenten, der kühlen Kopf bewahrt. Auf dem frisch bei Coviello Classics herausgekommenen „Ernani“-Mitschnitt von den Opernfestspielen Heidenheim ist das Markus Bosch.

Er koordiniert, strukturiert, motiviert, hält Dramatik und Melodienseligkeit in der Balance, sorgt für vitale Tempi, federnde Rhythmen und elegante Phrasierung. Packend spielt das Festivalorchester, die Cappella Aquileia, klangprächtig trumpft der Chor aus dem tschechischen Brünn auf.

Toll sind auch die jungen Solisten, die sich in ihre Rollen richtig hineinstürzen. Ganz klar sind hier Gut und Böse getrennt, wie in einem Actionfilm. Im Jahr 1519 wollen Bass und Bariton im nordspanischen Aragon das Glück von Sopran und Tenor vereiteln. Was sie am Ende leider auch schaffen. Wenn die Aufführung so gut gelingt, wie hier, sind die Leidenschaften, die bei diesem knalligen emotionalen Doppelduell entfesselt werden, absolut mitreißend.

Der Live-Mitschnitt entstand im vergangenen Sommer in Heidenheim. Den Machern der Opernfestspiele gilt es jetzt die Daumen zu drücken, dass in diesem Juli wie geplant Verdis „Don Carlos“ über die Freiluftbühne gehen kann.

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