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Gabriele Henkel

© dpa

Nachruf auf Gabriele Henkel: Die Gastgeberin

Keiner hatte mehr Freunde, keiner gab glanzvollere Feste: zum Tod der Mäzenin und Künstlerin Gabriele Henkel.

Wahrscheinlich hat niemand in der alten Bundesrepublik glanzvollere Feste gefeiert als Gabriele Henkel. Wahrscheinlich hatte auch niemand mehr Freunde. „Ein interessanter Freund führt zum nächsten“, schreibt die Düsseldorfer Unternehmersgattin in ihren Memoiren, die sie „Die Zeit ist ein Augenblick“ nannte. Henry Kissinger, Hildegard Knef, Gunter Sachs, Robert Wilson, Andy Warhol, Eugène Ionesco – wer berühmt war und wichtig, der bekam ab den sechziger Jahren eine Einladung zu ihren berühmt-berüchtigten Abendgesellschaften.

Tischdekorationen als Kunstwerke

Die Tischdekorationen waren so kunstvoll, dass Joseph Beuys ihr empfahl, sie zu signieren. Für den amerikanischen Maler Frank Stella, einen bekennenden Ferrari-Fan, ließ Henkel Carrera- Rennwagen über den Esstisch rasen. Ihr Haus in Düsseldorf wurde so, schreibt sie, ein „Salon der Republik“. Der Literaturkritiker Fritz J. Raddatz, ein Mann mit Ansprüchen, versicherte, Henkels Gesellschaften seien „der einzige Salon internationalen Formats, durchaus vergleichbar den großen Diners in New York oder Paris“. In der kleinen Bonner Republik war die Künstlerin, Sammlerin und Mäzenin ein Paradiesvogel. Natürlich zog sie auch Spott und Satire auf sich. Der Publizist Hermann L. Gremliza, Herausgeber des linken Magazins „Konkret“, gab einem seinem bitterbös-komischen Bücher den Titel „Was Gabriele Henkel alles mit der Hand macht“.

Begegnung im Karneval

Gabriele Henkel, 1931 in Düsseldorf geboren, hatte als Journalistin gearbeitet, als sie im Rheinischen Karneval Konrad Henkel kennenlernte, den Lenker des gleichnamigen Konzerns. Sie heirateten 1955. Ab 1970 begann sie, fürs Unternehmen Kunst zu sammeln. Die Werke schmücken Büros, Besprechungszimmer und Mitarbeiterkantinen in der Firmenzentrale. Die von ihr aufgebaute Sammlung umfasst inzwischen rund 4000 Werke. Henkel arbeitete auch selbst als Künstlerin, sie bekam Gastprofessuren in Wuppertal und Wien. Am Donnerstag ist Gabriele Henkel in Düsseldorf gestorben. Sie wurde 85 Jahre alt. Christian Schröder

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