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Ghetto-Kinder. Prodigy (links) und Havoc waren Mobb Deep.

© Bryan Bedder/AFP

Nachruf auf den Rapper Prodigy: Kampf aus den Hütten

Old-School-Beats, wütender Rap: Prodigy prangerte mit seiner Musik den rassistischen Krieg gegen Schwarze in den USA an. Nun ist der New Yorker Rapper im Alter von 42 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Mitte der neunziger Jahre erreicht der Rassismus in den USA eine neue Stufe. Die Treibjagd beginnt. Polizeihubschrauber kreisen durch die Nacht, Scheinwerfer erfassen Straßen, Flüchtende, ein Wäldchen. Prügeleien, eine Verhaftung. Feuer lodert aus Tonnen, ein Anführer im Militärmantel predigt zu kopfnickenden Gefolgsleuten. Es ist Prodigy vom Hip-Hop-Duo Mobb Deep, seine Predigt ist ein wütender Rap. „There’s a war goin’ on outside no man is safe from“, lautet eine Zeile. Eine andere: „It’s similar to Vietnam.“

Der neue Vietnamkrieg findet in den Inner Cities und den Projects der Großstädte statt. „Survival of the Fittest“ heißt der Song zum Video, ein Verweis auf den Darwinismus der amerikanischen Gesellschaft. Die Musik klingt dunkel, aber auch überraschend war . Ein schnarrender Rhythmus als Loop, darüber ein paar Klavierakkorde und Bläsersamples. Die Härte kommt allein aus dem hochfrequenten, manchmal wie ausgespuckt wirkenden Sprechgesang: „We livin’ this ’til the day that we die.“ Das Leben als Gefängnis. Kein Ausweg aus den Verhältnissen.

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Prodigy, 1974 mit dem bürgerlichen Namen Albert Johnson geboren, stammte selbst aus dem, was er später „frontline“ nennen sollte, einem Project. Er wuchs in der New Yorker Sozialwohnungssiedlung Queensbridge auf, aus der auch andere Hip-Hopper wie Nas kamen. Seinen Mitstreiter Havoc, bürgerlich Kejuan Muchita, mit dem er Mobb Deep gründete, lernte er auf der Graphic Arts High School in Manhattan kennen. Ihr Debütalbum „Juvenile Hell“ erregte mit seiner Aggressivität Aufsehen, floppte aber. Die Single „Shook Ones Pt. II“ war ein erster Erfolg, die Alben „Murda Muzik“, „Amerikaz Nightmare“ und „Blood Money“ erreichten vordere Plätze in den US-Charts. Sie markieren Höhepunkte des Ghetto Rap.

Den ausgefeilten Produktionen des Westcoastsounds setzten Deep Mobb eine reduzierte, überaus coole Klangästhetik entgegen, die auf Old-School-Beats basierte. Aber eine Dissing-Fehde lieferten sie sich mit dem Rap-Star 2Pac, der 1996 erschossen wurde. Prodigy ist als einer der besten Rap-Texter gefeiert worden. Sein Image eines Gangsta-Rappers pflegte er auch im Privatleben.

Er wurde zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt

Nachdem er 2007 ein Verkehrsdelikt begangen hatte, fand die Polizei in seinem Auto eine nicht registrierte Schusswaffe. Der Musiker wurde zu eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. Bevor er ins Gefängnis ging, stellte er sein drittes Soloalbum „H.N.I.C. Pt. 2“ fertig. Die Abkürzung steht für „Head Nigga in Charge“. Es handelt sich um eine obszöne Warnung davor, was einem Häftling alles bevorstehen kann. Bekannt hatte sie Morgan Freeman im Film „Lean On Me“ gemacht. Seine Strafe saß Prodigy/Johnson vollständig ab, er wurde 2011 entlassen.

Wie sein Sprecher dem US-Musikmagazin „Rolling Stone“ mitteilte, ist Prodigy am Dienstag in Las Vegas an den Folgen einer Sichelzellenanämie gestorben. Er wurde 42 Jahre alt.

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