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Wer nimmt da den Hut? Berlinale-Direktor Dieter Kosslick und Kulturstaatsministerin Monika Grütters vor der Eröffnungsgala 2015.

© Jörg Carstensen/dpa

Update

Nachfolge von Dieter Kosslick: Dutzende Filmschaffende fordern "Neuanfang" für Berlinale

Es geht um Berlinale-Chef Dieter Kosslick - und einen Wandel im Programm: 79 Filmschaffende wollen das Filmfestival grundlegend anders ausrichten. Kosslick reagiert auf das Anliegen.

79 deutsche Regisseurinnen und Regisseure, darunter viele Berlinale-Teilnehmer und Preisträger wie Fatih Akin, Dominik Graf, Maren Ade, Volker Schlöndorff und Christian Petzold, fordern in einer gemeinsamen Erklärung eine Neuausrichtung des Filmfestivals. Das Statement, das dem Tagesspiegel vorliegt, lautet:

"Die Berlinale ist eines der drei führenden Filmfestivals weltweit. Die Neubesetzung der Leitung bietet die Chance, das Festival programmatisch zu erneuern und zu entschlacken. Wir schlagen vor, eine internationale, zu gleichen Teilen mit Frauen und Männern besetzte Findungskommission einzusetzen, die auch über die grundlegende Ausrichtung des Festivals nachdenkt. Ziel muss es sein, eine herausragende kuratorische Persönlichkeit zu finden, die für das Kino brennt, weltweit bestens vernetzt und in der Lage ist, das Festival auf Augenhöhe mit Cannes und Venedig in die Zukunft zu führen. Wir wünschen uns ein transparentes Verfahren und einen Neuanfang."

Anlass für die Erklärung ist die Suche nach einem Nachfolger für den Berlinale-Chef Dieter Kosslick, dessen Vertrag 2019 ausläuft. Für die Wahl der nächsten Festivalleitung ist die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verantwortlich. Tom Tykwer, der 2018 Präsident der Berlinale-Jury ist, hat die Erklärung nicht unterschrieben.

Unterstützung aus dem politischen Raum signalisierten die Grünen: Der Berliner Abgeordnete Daniel Wesener, bis zum letzten Jahr Landesvorsitzender, erinnerte an das Beispiel Volksbühne. "Jüngste Berliner Erfahrungen deuten darauf hin, dass man sich mit etwas mehr Transparenz und Partizipation bei der Neubesetzung von Intendanzen und künstlerischen Leitungen eine Menge Ärger ersparen kann", schrieb er bei Twitter. Um die Berufung von Chris Dercon als Nachfolger des langjährigen Volksbühnen-Intendanten Frank Castorf hatte es monatelang Streit gegeben.

Kosslick erklärte, er könne den Wunsch der Filmemacher nach einem transparenten Prozess der Neugestaltung der Berlinale verstehen. "Die Zukunft der Berlinale ist uns allen ein Anliegen", so der Festivalchef. "Der Aufsichtsrat hatte mich aufgefordert, einen Vorschlag zu einer möglichen Neustrukturierung der Berlinale zu unterbreiten. Diesen Vorschlag werde ich - völlig unabhängig von meiner Person - dem Aufsichtsrat vorlegen."

Im Interview von Deutschlandfunk Kultur sagte Kosslick, dass er sich eine Trennung von geschäftsführender und künstlerischer Leitung vorstellen könne. "Bei so einem Festival wie der Berlinale sollte man auch darüber nachdenken, ob man alles in einer Hand lässt, oder ob man das analog zu anderen Festivals organisiert." Ob er selbst eine Vertragsverlängerung anstrebe oder sich den Posten des geschäftsführenden Festivalpräsidenten vorstellen könne, ließ er offen. Er sehe sich nach dem Auslaufen seines Vertrages eher auf seinem Sofa, meinte er. (Tsp mit dpa)

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