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Umstritten. Der polnische Starregisseur Roman Polanski.

© AFP

Update

Nach Protesten gegen den Regisseur: Polanski verzichtet auf César-Vergabe

Roman Polanski verzichtet nach Protesten von Frauenrechtlerinnen auf die Leitung der Vergabe-Zeremonie des französischen César-Filmpreises. Der Regisseur hatte in den 70ern Sex mit einer 13-Jährigen.

Nach Protesten verzichtet der Regisseur Roman Polanski darauf, die Vergabe-Zeremonie der französischen César-Filmpreise zu leiten. Die Auszeichnungen gelten als die „französischen Oscars“. Die Kritik an seiner Wahl habe den 83-Jährigen Polanski („Der Pianist“, „Tanz der Vampire“) tief betrübt und seine Familie getroffen, teilte der Anwalt des Oscar-Preisträgers, Hervé Termime, am Dienstag in Paris mit. Wer nun die Feier leiten wird, blieb zunächst offen.

Die Ankündigung der César-Veranstalter, dass der 83-Jährige der Preisvergabe am 24. Februar vorstehen soll, hatte französische Frauenrechtler empört. Die US-Justiz sucht Polanski seit Jahrzehnten wegen Sex mit einer 13-Jährigen. Der Regisseur war damals aus dem Land geflohen und lebt seitdem in Europa.

Die schweizerische und die polnische Justiz hätten Auslieferungsbegehren der USA abgelehnt, berichtete der Anwalt. Er nannte den Streit um die Polanski-Wahl in Paris unbegründet. Der Regisseur habe 1991 die Jury des Filmfestivals in Cannes und andere Kino-Veranstaltungen geleitet, ohne dass es zu Protesten gekommen sei. Der Holocaust-Überlebende Polanski besitzt nach früheren Angaben die polnische und die französische Staatsbürgerschaft.

Frauenrechtsministerin Rossignol: "Schockierende Entscheidung"

Die Sprecherin der Organisation „Osez le féminisme“, Claire Serre-Combeporte, hatte am vergangenen Wochenende in der Zeitung „Le Parisien“ die Wahl als eine Brüskierung für Opfer von Vergewaltigung und sexueller Nötigung bezeichnet. Frauenrechtsministerin Laurence Rossignol bezeichnete die Entscheidung in einem Radiointerview als schockierend.

Im Jahr 1977 soll Polanski ein 13 Jahre altes Mädchen in Los Angeles sexuell missbraucht haben. Er wies den Vorwurf einer Vergewaltigung zurück, räumte jedoch in einer Einigung mit der Staatsanwaltschaft Sex mit einer Minderjährigen ein. Kurz vor der Urteilsverkündung setzte er sich nach Paris ab. In der Schweiz wurde er vor einigen Jahren verhaftet und stand acht Monate unter Hausarrest, bis das Land 2010 das Auslieferungsgesuch der USA ablehnte. Die Betroffene hatte 2013 gesagt, dass sie Polanski verziehen habe. Sie setzte sich auch mehrfach für eine Einstellung des Verfahrens ein.
(dpa)

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