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Der Film sorgte für heftige Debatten.

© dpa

Nach Anschlags-Drohungen: Umstrittene Nordkorea-Satire veröffentlicht

Die Nordkorea-Politsatire "The Interview" ist inzwischen im Internet zu sehen. Hacker hatten zuvor die Produktionsfirma Sony angegriffen. Kinos, die den Film zeigen wollten, erhielten Anschlagsdrohungen.

Am Mittwochabend machte Sony Pictures den brisanten Film in den USA auf verschiedenen Onlineplattform zugänglich. Der Streifen ist bei YouTube, bei Google Play und bei Xbox Video von Microsoft zu sehen. Zudem konnte der Streifen auf der eigens eingerichteten Website www.seetheinterview.com gegen eine Gebühr geliehen oder gekauft werden.

Zuvor hatte Konzernchef Michael Lynton mitgeteilt, Sony habe "immer die Absicht gehabt, den Film auf einer nationalen Plattform zu verbreiten". Dazu habe Sony bereits Mitte Dezember "Google, Microsoft und andere Partner kontaktiert". Zu diesem Zeitpunkt sei schon klar gewesen, dass die ursprünglichen Pläne mit dem Film nicht hätten realisiert werden können. Sony freue sich nun, den Film doch noch landesweit zeigen zu können.

Vom Film zur Staatsaffäre

Google erklärte dazu in einem Blog, beide Unternehmen seien überein gekommen, dass einer Handvoll Menschen nicht erlaubt werden dürfe, "die Grenzen der freien Meinungsäußerung in einem anderen Land zu bestimmen". US-Präsident Barack Obama, der sich derzeit auf Hawaii im Weihnachtsurlaub aufhält, sagte, er sei "erfreut, dass der Film herauskommt". Er ließ indes offen, ob er sich die Satire anschauen werde.

In "The Interview" geht es um zwei Journalisten und ein fiktives Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un. Der Film ist Gegenstand einer breiten Debatte, die sich zuletzt immer mehr zur Staatsaffäre entwickelte.

FBI vermutet Nordkorea hinter Angriff

Sony war im November Opfer einer Hackerattacke geworden, wenig später gab es dann wegen "The Interview" mysteriöse Anschlagsdrohungen gegen US-Kinos. Da daraufhin mehrere Ketten erklärten, den Film aus dem Programm zu nehmen, sagte Sony in der vergangenen Woche den für den ersten Weihnachtstag geplanten Start des Films ab.

Nach Erkenntnissen des US-Inlandsgeheimdiensts FBI steckt die Staatsführung Nordkoreas selbst hinter dem Angriff auf Sony Pictures. Pjöngjang bestreitet dies, hieß den Angriff auf den Konzern aber gut. Der Film habe die "Würde" der nordkoreanischen Führung verletzt, hieß es zur Begründung.

Sonys Rückzieher wurde in der Filmindustrie allgemein als Kapitulation angesehen. Ein Zusammenschluss von rund 250 unabhängigen Kinos forderte das Unternehmen in einer Onlinepetition auf, ihnen die Ausstrahlung des Films zu erlauben. Auch zahlreiche Politiker äußerten sich kritisch zur Entscheidung Sonys.

Der übergewichtige Diktator

Am Dienstag schließlich kündigte Sony Pictures überraschend an, dass der Film am ersten Weihnachtstag nun doch in rund 200 Kinos gezeigt werde. Weitere sollen folgen. Ursprünglich war die Ausstrahlung in 2500 Kinos geplant. In Deutschland sollte der Film nach ursprünglicher Planung Anfang Februar in die Kinos kommen.
Der Film ist voll von obszönen Anspielungen und Kraftausdrücken. Kim wird darin als übergewichtiger, an Zigarren kauender Diktator dargestellt. (AFP)

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