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Dantanio Goodman bei einer Probe zu "Beat It!". Das Musical über den King of Pop soll am 29.8.2018 in Berlin Weltpremiere feiern.

© Britta Pedersen/ZB/dpa

Musicals in Berlin: Streit um Jackson-Show, Eigentümerwechsel bei Stage Entertainment

Die Erben des King of Pop klagen gegen "Beat it!" im Theater am Potsdamer Platz und der US-Konzern Advance Publications kauft den Musical-Marktführer.

Die gute Nachricht zuerst: Stage Entertainment wurde verkauft. Der holländische Unterhaltungskonzern, der allein in Deutschland 13 Musical-Bühnen betreibt, darunter das Berliner Theater des Westens, gehört nicht länger mehrheitlich einer Heuschrecke. Seit 2015 hielt die Investmentfirma CVC Capital Partners 60 Prozent der 1998 von Joop van den Ende gegründeten Firma – und sorgte in dieser Zeit unter anderem dafür, dass unrentable Unternehmensbereiche wie die Hamburger Musical-Ausbildungsakademie sowie das Theater am Potsdamer Platz geschlossen wurden.

Jetzt hat Advance Publications Inc. Stage Entertainment zu 100 Prozent erworben. Der familiengeführte US-Konzern ist vor allem im Medienbereich tätig, besitzt unter anderem den Condé Nast Verlag, der Magazine wie Vogue, Vanity Fair und GQ herausbringt. Die Amerikaner verstehen also etwas von gehobenem Entertainment. Und das macht Hoffnung darauf, dass Stage Entertainment nach den mageren Jahren unter CVC künftig wieder künstlerisch mutiger agieren darf. Vor allem für das Theater des Westens wäre mehr Innovationsfreude wünschenswert: Ab Oktober läuft dort zum x-ten Mal die gut abgehangene „Tanz der Vampire“- Produktion.

Impresario Oliver Forster will nur für die Jackson-Hits bezahlen

Drüben am Potsdamer Platz, wo Stage Entertainment das aufgegebene 1750-Plätze-Musicalhaus jetzt tageweise an jeden vermietet, der es sich leisten kann, soll am kommenden Mittwoch der 60. Geburtstag von Michael Jackson gefeiert werden – mit einem Biografical über den King of Pop. Doch die Jackson-Erben torpedieren die Feier. Sie haben den Passauer Impresario Oliver Forster beim Landgericht München verklagt.
Weil er für sein „Beat it!“ genanntes Stück lediglich mit der Gema, also der Gesellschaft, die die Urheberrechte von Musikern vertritt, die Nutzungsgebühren für die Verwendung der Hits abrechnen will. Nach Ansicht des Erbenanwalts aber hätte sich Forster auch bei ihm um die Rechte bemühen müssen, da die Show ja nicht nur eine Nummernrevue ist, sondern vom Leben des Künstlers erzählt.

Die Klage ist kostenlose Werbung für die Show

Die Parteien streiten bereits seit dem Ende des vergangenen Jahres über „Beat it!“, auf der Suche nach einer Lösung habe er dem Nachlassverwalter das Skript zum Musical vorgelegt und sich bereiterklärt, die Lizenzgebühren nicht direkt an den Jackson-Nachlass zu zahlen, erklärt Forster. Letztlich aber hat der Nachlassverwalter dann doch die Klage eingereicht. Hintergrund ist, dass die Erben selber für 2020 am Broadway eine Produktion über Michael Jackson planen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

Gleichzeitig funktioniert die Klage der Jackson-Erben natürlich auch kostenlose Werbung für Oliver Forsters Projekt. Darum will er die Premiere in Berlin am 29. August auch auf jeden Fall über die Bühne gehen lassen – mit dem Risiko, dass die Gegenseite, sollte sie den Prozess irgendwann gewinnen, die Herausgabe seines gesamten Gewinns verlangen kann. „Beat it“ wird nach den sieben Berliner Aufführungen als Tourneeproduktion durch die Lande tingeln, Dutzende Stationen von Aurich bis Zwickau stehen bereits fest.

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