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Konkurrenz für Dieter Kosslick? Markus Söder bevorzugt beim Schal die Farbe grün.

© Rüdiger Wölk / Imago

München will Berlinale Konkurrenz machen: Markus Söders Alpen-Berlinale

Söder plant Berlin-Konkurrenz: Will sich der bayerische Ministerpräsident mit seinem geplanten Eventfestival für höherer Ämter empfehlen?

Von Andreas Busche

Dass man sich in München bei aller Mir-San-Mir-Heimeligkeit insgeheim danach sehnt, eine Weltstadt zu sein, merkt man immer dann, wenn aus den Voralpen mal wieder lockere Sprüche in Richtung Hauptstadt ertönen. Am Donnerstag beginnt das Filmfestival München und der bayerische Ministerpräsident und bekennende „Game of Thrones“-Fan Markus Söder hat die Eröffnung zum Anlass genommen, noch einmal seine Ambitionen als Kulturpolitiker zu untermauern. Der „Süddeutschen Zeitung“ erklärte er, dass ein Filmfestival vom Rang der Berlinale (oder warum nicht gleich Cannes oder Venedig?) gut zu München passen würde. Das Geld würde er bereitstellen, allerdings sollten der Bund und die Stadt München dafür ebenfalls tiefer in die Tasche greifen.

Die Idee ist nicht ganz neu. Söder hatte sich schon im vergangenen Sommer darüber beklagt, dass Monika Grütters lediglich die Berlinale üppig bezuschusst. Dabei würde Bayern auch filmpolitisch so gerne in der Champions League mitspielen. Fußball-Vergleiche bringt Söder gerne, wenn es um seine Liebe zum Kino geht – die bei Superheldenfilmen allerdings auch schon wieder aufhört. Dass Geld jedoch nicht per se Tore schießt, sollte der FCB-Fan eigentlich wissen. Anders als in der Bundesliga kann man es in der Kultur mit Traditionen noch weit bringen: Die Berlinale feiert nächstes Jahr ihr 70. Jubiläum, 28 Millionen Euro beträgt das Budget. Das Geld ist hart erarbeitet.

Allzu ernst sollte man Söders Kampfansage an die Berlinale ohnehin nicht nehmen. Dafür sind seine Vorstellungen – ein „Medienfestival“ mit Virtual-Reality-Wettbewerb und Youtube-Stars auf dem Roten Teppich – einfach zu konfus. Vielmehr scheint sich der Ministerpräsident bereits für den Wahlkampf warmzulaufen. Dass er sich so kurz nach der Debatte um den Youtuber Rezo, bei der die Schwesterpartei kein allzu zeitgemäßes Bild abgab, so schamlos an die Jugend ranwanzt, darf durchaus als Kalkül ausgelegt werden.

Markus Söder, der seinen Landsleuten die Laptop-und-Lederhosen-Mentalität seines Vorgängers Stoiber vorlebt, sieht sich vermutlich schon als zukünftigen digitalen Superminister, auch wenn er in jedem zweiten Interview seine Verbundenheit zur Heimat betont. Oder gar als möglicher Kanzlerkandidat? Eine strategische Nähe des Bienenschützers Söder zu den Grünen ist nach der Europawahl ja nicht mehr ganz abwegig.

Wen wundert es bei so viel Fantasie, dass Markus Söder sich in der „SZ“ als Science-Fiction-Nerd outet? An Zukunftsvisionen scheint es ihm jedenfalls nicht zu mangeln.

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