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Kultur: Mönch ohne Meer

Die FU ehrt den Kunsthistoriker Helmut Börsch-Supan

Es ist schon ein wenig tragisch und wie alles Tragische auch ungerecht, dass immer diese Bilder erwähnt wurden, wenn in den letzten Jahren von Helmut Börsch-Supan die Rede war. Jene Hauptwerke Caspar David Friedrichs, die seit dem Zweiten Weltkrieg im Schinkel-Pavillon des Charlottenburger Schlosses ausgestellt wurden, bevor man sie der Schlösserverwaltung entriss. Bis zuletzt hat Börsch-Supan gekämpft, seine Karriere und seinen Ruf dafür aufs Spiel gesetzt, dass der „Mönch am Meer“, „Die Abtei im Eichwald“ und der „Morgen im Riesengebirge“ an ihrem Platz blieben. Er sträubte sich dagegen, dass die Hohenzollernresidenzen zu bloßen Wallfahrtsorten nostalgieseliger Monarchieliebhaber verkommen. Als jahrzehntelanger stellvertretender Direktor wollte er, dass sie auch Kunstkenner anziehen.

Dass er am Ende einen schalen Teilerfolg erzielte und zumindest der „Morgen im Riesengebirge“ immer noch in Charlottenburg zu sehen ist, wird ihm selbst am wenigsten gefallen haben. Denn längst hatte er den „Verfall der Sitten“ (Börsch-Supan) am eigenen Leib erfahren, und das muss ihn als jemanden, der die Sitten achtete, besonders geschmerzt haben.

Seit seinem Rückzug in den vorzeitigen Ruhestand 1995 hat sich Börsch- Supan vornehmlich als Gutachter und Buchautor betätigt – für einen eleganten Formulierer und im Gegensatz zu vielen seiner Fachkollegen durchaus auch feuilletonistisch denkenden Kunsthistoriker wie ihn die richtige Beschäftigung. Und sein Rat ist gefragt, auch wenn er zuweilen unbequem ist, aber das haben Ratschläge so an sich.

Der eminente Kenner des Schaffens Caspar David Friedrichs, der skandinavischen Malerei, überhaupt der aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammenden Kunst hat sein Wissen weitergetragen. Börsch-Supan gehört zu jenen bei den Studenten überaus beliebten Praktikern, die als Honorarprofessoren das Lehrangebot mit einer gewissen Lebensnähe versahen. Im Semester immer freitags versammelte sich in der Eosanderkapelle im Schloss Charlottenburg eine eingeschworene Gruppe von Studenten, um an seinen Übungen teilzuhaben. Aus Anlass seines 70. Geburtstages Anfang April richtet ihm nun das Kunsthistorische Institut der FU, das so sehr von ihm profitierte, eine kleine Feierstunde aus.

Heute ab 18 Uhr im Hörsaal B des Kunsthistorischen Instituts der FU, Koserstraße 20.

Ulrich Clewing

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