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Einer der bekanntesten deutschen Regisseure: Dieter Wedel.

© Arno Burgi/dpa

Update

#Metoo in Deutschland: Schauspielerinnen werfen Dieter Wedel sexuelle Übergriffe vor

Fernsehregisseur Dieter Wedel soll einem Bericht zufolge mehrfach Frauen bedrängt oder zum Sex gezwungen haben. Der jetzt 75-Jährige bestreitet das.

Mehrere Frauen erheben im „Zeit-Magazin“ zum Teil schwere Vorwürfe wegen sexueller Belästigung oder Übergriffe gegen den Fernsehregisseur Dieter Wedel. Einer Vorabmeldung der „Zeit“ zufolge, ist es das erste Mal in der Debatte um sexuelle Übergriffe, dass in Deutschland Frauen öffentlich und unter ihrem Namen einen Beschuldigten nennen. Der 75-Jährige weist die Anschuldigungen zurück.

Die ehemalige Schauspielerin Jany Tempel sagte dem Magazin, Wedel habe sie 1996 in einem Hotelzimmer in München im Bademantel zu einem Vorstellungstermin empfangen. „Er hat mich mit Wucht gepackt und gegen die Wand gepresst.“ Sie habe „bitte nicht“ gerufen, aber er habe sie aufs Bett geworfen und zum Sex gezwungen.

In einer schriftlichen Stellungnahme, die der Regisseur Wedel dem „Zeitmagazin“ gab, bestreitet er diesen Vorwurf. Er könne ausschließen, dass er Tempel oder eine andere Schauspielerin für ein Vorsprechen im Bademantel empfangen habe. Tempel gegenüber „war ich definitiv nie gewalttätig, ich habe sie nicht ‚gepackt‘, ‚an die Wand gepresst‘ und auch nicht ‚mit Gewalt zum Geschlechtsverkehr‘ gezwungen“, sagt Wedel.

Eine weitere ehemalige Schauspielerin, Patricia Thielemann, die heute als Yoga-Lehrerin arbeitet und eine Kolumne für den Tagesspiegel schreibt, berichtet, wie Wedel sie 1991 zu einem Casting in ein Bremer Hotelzimmer gebeten habe. Ohne Vorwarnung habe er sie bedrängt, ihre Bluse aufgerissen und versucht, sie rückwärts auf die Couch zu werfen. Sie habe sich gewehrt und ihn angeschrien. Da habe ihr Wedel den Hals zugedrückt. „Ich bekam große Angst und wehrte mich mit aller Kraft“, sagt die Frau. Es sei ihr gelungen, sich Wedel zu entziehen.

Wedel weist auch diesen Vorwurf zurück. Er schließe aus, dass er Thielemann in sein Hotelzimmer gebeten habe, sich auf sie gestürzt, ihr die Bluse zerrissen und sie auf die Couch geworfen habe. Er sei ihr nie an die Gurgel gegangen oder habe sonst in irgendeiner Form Gewalt gegen sie verübt.

"Schauspielerin fertiggemacht, die nicht mit ihm schlafen wollte"

Auch ehemalige Mitarbeiter von Dieter Wedel sprechen im „Zeitmagazin“ darüber, wie sie seinen Umgang mit Schauspielerinnen erlebt haben. Ein Kameramann und ein weiteres führendes Teammitglied erinnern sich daran, wie Dieter Wedel bei den Dreharbeiten zur „Affäre Semmeling“ Anfang der 2000er Jahre eine Schauspielerin vor der gesamten Crew angebrüllt und über Monate bei den Dreharbeiten unter Druck gesetzt habe. Diese Schauspielerin habe ihnen damals erzählt, dass sie zuvor Wedels sexuelle Annäherungsversuche abgewehrt habe. „Die Schauspielerin, die nicht mit ihm schlafen wollte, hat er fertiggemacht“, sagt der Kameramann. Die Frau selbst bestätigt diesen Vorfall.

Wedel schreibt zu diesem Vorwurf, er sei oftmals laut gewesen und habe sein Unverständnis, etwa wenn Schauspieler ihre Rollen nicht hinreichend beherrschten und nur schlecht vorbereitet oder ihm nicht ausreichend begabt erschienen, auch grob zum Ausdruck gebracht. „Unzutreffend ist aber, dass derartige Handlungen im Zusammenhang mit sexuellen Forderungen oder Avancen Frauen gegenüber standen.“

Wedel hatte selbst Druck anderer Regisseure beklagt

Im November hatte Wedel im Interview mit einem Radiosender gesagt, auch Männer seien Übergriffen ausgesetzt. Als er am Theater angefangen habe, sei er immer für schwul gehalten worden. "Homosexuelle Regisseure und Schauspieler haben mich mächtig unter Druck gesetzt, aber ich habe nicht nachgegeben - und ich bin auch nicht gebrochen worden", sagte Wedel.

Sein Anwalt kritisierte die Veröffentlichung im "Zeit-Magazin". Wedel werde durch die erhobenen Verdächtigungen, "die auf angebliche Vorfälle von vor 20 und mehr Jahren gestützt werden, einem massiven öffentlichen Pranger ausgesetzt", hieß es in einer am Mittwochabend veröffentlichten Stellungnahme. (Tsp, AFP)

Der vollständige Beitrag aus dem „Zeitmagazin“ ist hier kostenpflichtig einsehbar.

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