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Schweizer Präzisionsarbeiter. Der Architekt Max Dudler.

© Mike Wolff

Max Dudler: Der Architekt des Grimm-Zentrums wird 70

Max Dudler hat die Bibliothek der Humboldt-Uni gebaut. Seine Werke sind zeitlos. Nun wird der Architekt 70 Jahre alt. Eine Gratulation.

Die Bibliothek der Humboldt-Universität am Bahnhof Friedrichstraße wird stark frequentiert – wohl auch deshalb, weil sie dem Buch und mit ihm dem Prozess des Lesens und Lernens eine besondere Aura verleiht. Es ist die Aura der alles durchdringenden Ordnung, die für eine Bibliothek konstitutiv ist.

Ordnung aber heißt, dass eine Überlegung vorausgeht, dass die Ratio die Oberhand hat. Das wird der Grund sein, warum der Architekt Max Dudler nicht nur Bibliotheken gebaut hat, sondern diese auch zu seinen besten Werken zählen. Dudler bekennt sich zum Rationalismus in der Architektur, zu Ordnung und Regelhaftigkeit.

Gar nicht so viele Nutzer werden den Namen des Architekten kennen, der diesen Glücksfall eines öffentlichen Gebäudes entworfen hat. Max Dudler, geboren 1949 im schweizerischen Altenrhein, hat sein Diplom an der TU Berlin erworben und anschließend einige Jahre im Büro von Oswald Mathias Ungers gearbeitet, dem Vordenker und -kämpfer des – italienisch beeinflussten – Rationalismus. Der Einfluss der Ungers'schen Strenge ist bei Dudler stets zu spüren, doch bei ihm paart er sich mit dem Minimalismus Schweizer Provenienz.

„Minimalismus“ bedeutet Reduktion auf das Notwendige, und das kann nur gelingen bei höchster Präzision in der Ausführung, eben weil kein Dekor, kein Chichi zur Hand ist, um Pfusch und Fehlstellen zu kaschieren.

In den Bürobauten, die mit dem wachsenden Ruf Dudlers in seinem Oeuvre häufiger geworden sind, drohte die Rationalität der Fassadengliederung und der Minimalismus der Details in bloßer Wiederholung zu erstarren; das ist an seinen Züricher Projekten zu erkennen. Max Dudler muss diese Gefahr bemerkt haben. Denn zuletzt hat er sich freiere Gestaltungen auch im Bürobau erlaubt. Allerdings ist der Architekt dort am Besten, wo er singuläre Bauaufgaben angehen kann. Da zeigt er sich nicht nur als Meister wohldurchdachter Grundrisse, sondern auch von überraschender Vielfalt der Materialien.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und danke, dass Sie dieses Gebäude geplant haben, in dem man sich so wohlfühlt.

schreibt NutzerIn schaefchen

Bisweilen zitiert er sich selbst

Er kann in Beton ebenso souverän bauen wie im groben Naturstein, den er bei den vielfach preisgekrönten Erweiterungsbauten des Hambacher Schlosses oder beim Besucherzentrum des Heidelberger Schlosses verwendet hat.

Der Neubau der Reutlinger Stadthalle hingegen trägt eine Fassade aus dunkelbraunem Aluminium, und in Lübeck hat er ein Verwaltungsgebäude in ortstypischem Backstein geschaffen. Und wenn es in den Untergrund geht wie bei der Leipziger S-Bahn, gestaltet Dudler die Station tief unter der Innenstadt als ein technizistisches Gehäuse, das einem solchen Ingenieursprojekt angemessen ist.

Max Dudler hat sich über die mehr als drei Jahrzehnte seines eigenen Büros hinweg nicht von seinen Grundsätzen entfernt, wohl aber immer weitere gestalterische Möglichkeiten für sich entdeckt. Bisweilen zitiert er sich selbst, so in seinen Bibliotheksbauten für Münster oder Essen, einfach weil die einmal gefundene Lösung von Grundriss und Raumaufteilung unabhängig von der jeweiligen Dimension des Gebäudes gelungen war.

Seine Bauten sind im besten Sinne zeitlos. Sie mögen altern, aber sie veralten nicht. Heute wird Max Dudler 70 Jahre alt. Er baut weiter, mit unverändertem Anspruch.

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