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Der Rundfunkchor beim Konzert in der Gedächtniskirche.

© Peter Adamik

Mauerfall-Konzert des Rundfunkchors: Andacht und Innigkeit

Der Rundfunkchor Berlin gab in der Gedächtniskirche ein Festkonzert zum 30. Mauerfall-Jubiläum. Als Partner war ein Bläserensemble des Rundfunk-Sinfonieorchesters dabei.

Der Rundfunkchor hat guten Grund, den 9. November als einen Tag der Freude zu feiern. Denn für den großen professionellen Chor aus der DDR begann in der wiedervereinigten Stadt Berlin ein Siegeszug. Als Partner der Berliner Orchester hat er sich in die Herzen des Publikums gesungen. Wenn er nun mit einem Festkonzert in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche „30 Jahre Mauerfall“ begeht, so hat er Gelegenheit, seinen Rang jenseits der Vielfalt großer Chorsinfonik vorzustellen. Es geht um eine A-cappella-Kultur, die das Fundament aller vokalen Herrlichkeit bildet.

Als Partner des Jubiläumsprogramms hat der Rundfunkchor ein Bläserensemble des Rundfunk-Sinfonieorchesters eingeladen, das sich zunächst allein mit Mozart präsentiert. Die „Gran Partita“ für zwölf Bläser und Kontrabass KV 361 dauert mit über 50 Minuten länger als alle Sinfonien des Komponisten.

Ein Meisterwerk im Gewand einer Serenade. Siebensätzig rankt es sich um ein Adagio, das als Krone aller Mozartschen Bläsersätze gilt. Unter der Leitung von Gijs Leenaars entfaltet das Werk einen Kunstcharakter, der den Anspruch eines Divertimentos weit überragt. Federführend spielt der erste Klarinettist dolce zwischen den Akkorden des ersten Satzes.

Im ersten Trio des ersten Menuetts bezaubert Dank der Interpreten ein Quartett aus Klarinetten und Bassetthörnern, im zweiten ein Fagottsolo. In der Mitte steht das Adagio mit kantablem Oboensolo über tiefenfarbigem Grund. In den Verzierungen der Variationen, die den sechsten Satz schmücken, ergehen sich die Musiker in wechselvoller und unterhaltsamer Virtuosität. Ihre Ensembleleistung spricht für sich.

Mit weicher klarer Gestik dirigiert Leenaars seinen Chor

Obwohl in der e-Moll-Messe von Anton Bruckner 15 Bläser mitwirken, wird die A-cappella-Kunst des Chors auf eine harte Probe gestellt. Denn weite Strecken des achtstimmigen Werkes sind ohne Begleitung zu singen, und wenn diese dann einsetzt, muss die Tonhöhe stimmen. Mit weicher klarer Gestik dirigiert Leenaars seinen Rundfunkchor, den er seit 2015/16 auf der Erfolgsspur leitet.

Unbegleitet beginnt das Kyrie, um sanft anzuschwellen bis zum Fortissimo. Und der Dirigent modelliert den Klang des vokalen Instruments derart, dass die inhaltsvoll gläubige Musik in Dimensionen der Andacht führt. So das Unisono „Et homo factus est“, dem romantisch fühlend „sepultus est“ folgt, Menschwerdung und Begräbnis Christi. Da Gloria und Credo nach liturgischer Art mit Intonation eröffnet werden und das „Agnus Dei“ Inbrunst – „miserere“ – und Schlichtheit verbindet, vermittelt das Werk seine christliche Botschaft aus der Praxis katholischer Frömmigkeit.

In einer grandiosen Interpretation seiner geheimnisvollen e-Moll-Messe grüßt der Domorganist aus Linz das feiernde Berlin.

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