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Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johansson) behält immer die Nerven.

© Marvel Studio

Marvel-Film „Black Widow“: Scarlett Johanssons mächtige Frauenpower-Injektion

Scarlett Johansson bekommt ihren eigenen Marvel-Film. „Black Widow“ überzeugt durch einen grandiosen Mix aus Action, Humor und Feminismus.

Das Wiedersehen beginnt mit einer Klopperei. Eine geräumige Jugendstil-Wohnung in Budapest geht dabei krachend zu Bruch. Erst als die beiden Frauen auf dem Fischgräten-Parkett liegen und einander mit dem Vorhang strangulieren, vereinbaren sie einen Waffenstillstand.

Dann gibt es Wodka. Sie sind schließlich Russinnen – so viel Klischee muss sein – und haben sich seit über 20 Jahren nicht gesehen.

Die Vorgeschichte von Natascha Romanoff wird erzählt

Damals waren Natasha (Scarlett Johansson) und Yelena (Florence Pugh) Kinder und führten mit ihren Eltern in Ohio ein ganz gewöhnliches US-Vorstadt-Leben. Bis ihr Vater (David Harbour) eines Abends nach Hause kommt und ihnen sagt, dass jetzt das Abenteuer beginnt, von dem er ihnen einmal erzählt hatte.

Kurz darauf sitzen alle vier im Auto und rasen, begleitet von Yelenas Lieblingslied „American Pie“, raus aus ihrem amerikanischen Leben. Als sie mit einem Kleinflugzeug abheben, werden sie von mehreren Verfolgern beschossen. Auf Kuba endet die Undercover-Mission der Fake-Familie.

Mit dieser spannenden Eröffnung setzt Regisseurin Cate Shortland den Ton für den mitreißenden Actionthriller „Black Widow“, der einen Tag nach seinem Kinostart auch bei Disney+ zu sehen ist. Der 24. Film im Marvel Cinematic Universe (MCU) erzählt die Vorgeschichte von Natascha Romanoff.

Die in amerikanische Dienste gewechselte russische Spionin mit dem Decknamen Black Widow war als einzige Frau bei der „Avengers“-Weltrettungstruppe zwar immer eine wichtige und beliebte Figur, doch die ganz große Bühne hat sie bisher nie bekommen. Ohne Superkräfte oder Spezialwaffen war ihre Rolle meist eine unterstützende, dienende. So brachte sie etwa Bruce Banner alias Hulk dazu, beim ersten Avengers-Auftrag mitzumachen und opferte in „Avengers: Endgame“ ihr Leben für die Mission.

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„Black Widow“ spielt irgendwann nach „Captain America: Civil War“, doch man versteht ihn auch ohne genaue Kenntnisse des Marvel-Universums. Nur ein paar Mal gibt es kleine Anspielungen auf Nataschas zurückliegende Abenteuer.

Eine davon gehört zu den witzigsten Momenten des Films: Die ebenfalls als Agentin ausgebildete Yelena macht sich über die typischen Kampfposen der deutlich berühmteren Natascha lustig, fragt sie, warum sie sich immer so komisch hinhockt und dann den Kopf zurückwirft. Natascha reagiert leicht pikiert, aber irgendwie scheint es ihr auch zu gefallen, ihre kleine Schwester wieder an ihrer Seite zu haben.

Eine Serum gegen die Gehirnwäsche

Die beiden tun sich zusammen, um den russischen Oberschurken Dreykov (Ray Winstone) zu Fall zu bringen, der sich eine Armee von Schwarzen Witwen zugelegt hat. Mittels chemischer Manipulation werden junge Frauen zu gefährlichen Kampfmaschinen ohne eigenen Willen gemacht.

Auch Yelena gehörte bis vor kurzem noch zu dieser Truppe. Eine Kollegin hatte sie mittels Gegengift von der Gehirnwäsche befreit. Nun verfügt Yelena über mehrere Dosen des leuchtend roten Serums. Gemeinsam mit Natascha will sie es in den „Red Room“ bringen – Dreykovs Hauptquartier und die Ausbildungsstätte der Witwen-Armee.

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Dass Natascha und Yelena ein Team bilden, ist eine entscheidende Veränderung gegenüber den Comics, die Yelena 1999 in einer Mini-Serie zunächst als Feindin von Natascha einführten. Die junge Agentin versucht darin sogar, die Ältere zu töten, und beansprucht den Namen Black Widow für sich allein. Man sieht die beiden häufig im erbitterten Clinch miteinander. Die Filmszene in der Budapester Wohnung scheint eine kleine Reminiszenz daran zu sein.

[Ab 8.7. in elf Berliner Kinos, auch OmU + OV]

Durch „Black Widow“ bekommt das MCU eine mächtige Frauenpower-Injektion. Es gab zwar bereits „Captain Marvel“, auch „Black Panther“ hatte starke weibliche Charaktere. Doch die Schwestern schaffen das alles ohne Superkräfte. Cate Shortland, die bisher so unterschiedliche Werke wie das Coming-of-Age-Drama „Somersault“, den Historienfilm „Lore“ oder den Psychothriller „Berlin Syndrom“ realisierte, gestaltet ihren Agentinnenfilm auf beiläufige Weise feministisch.

Einfach indem sie Frauen den meisten Platz auf der Leinwand gibt und ihre Heldinnen jederzeit smart, stark und glamourös aussehen lässt. Selbst in den wildesten Verfolgungsjagden, bei den irrwitzigsten Luftkämpfen, Stürzen und Explosionen bleiben Natascha und Yelena Herrinnen der Lage. Ihre Performance während der finalen Schlacht um den „Red Room“ dürfte sogar Wonder Woman von der DC-Konkurrenz Respekt einflößen.

Yelena (Florence Pugh), Alexei (David Harbour) und Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) nach Alexeis Befreiung.
Yelena (Florence Pugh), Alexei (David Harbour) und Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) nach Alexeis Befreiung.

© Jay Maidment/Marvel Studios

Auf dem Weg dahin organisieren die beiden eine Familienzusammenführung. Zunächst befreien Natascha und Yelena ihren bei Dreykov in Ungnade gefallenen „Vater“ Alexei aus einem Hochsicherheitsgefängnis, um dann in der Forschungsstation der weiterhin für den Schurken tätigen „Mutter“ Melina (Rachel Weisz) aufzukreuzen.

Wunderbar, wie sich die vier am Wohnzimmertisch – natürlich beim Wodka – in die Wolle bekommen, die Vergangenheit aufrollen und die Frage nach dem echten Leben im Falschen diskutieren. Dass Alexei und Melina in der Originalversion immer wieder einen pseudorussischen Akzent an- und ausschalten, ist ein nerviges, aber vernachlässigenswertes Detail.

Alexei, der den Namen Karl Marx auf die Fingerknöchel tätowiert hat, war früher als Red Guardian unterwegs. Jetzt passt er kaum noch in sein altes Kostüm, Shortland zeichnet den Vollbartträger am Rande zur Witzfigur. Im Endkampf gegen seinen früheren Boss schlägt er sich allerdings wacker. Ein Mann im Dienste seiner Töchter. Zu Beginn hatte er gesagt: „Meine Mädchen sind die stärksten auf der ganzen Welt“. Sieht fast so aus, als sollte er Recht behalten.

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